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Die Friedensnobelpreismedaille

© Credit: Imago-Images / Gestaltung: Tagesspiegel

Thank God It’s International Friday 8: Friedenspreis in Kriegszeiten?

Die Themen der Woche: Friedensnobelpreis für Kampf gegen Atomwaffen | Ein Jahr Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober | Hurrikans im US-Wahlkampf

Anja Wehler-Schöck
Eine Kolumne von Anja Wehler-Schöck

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Es ist mit Sicherheit kein leichtes Unterfangen, in von Kriegen geprägten Zeiten wie diesen den Friedensnobelpreis zu vergeben. Einige Stimmen, darunter Dan Smith vom Stockholmer Institut für Friedensforschung SIPRI, meinten gar, der Preis könne dieses Jahr vielleicht auch nicht verliehen werden. Das ist seit der ersten Verleihung 1901 bereits einige Male vorgekommen.

Einsatz für eine Welt ohne Atomwaffen

Doch die Osloer Jury hat sich gegen diese düstere Botschaft entschieden. Heute um 11 Uhr gab sie bekannt, dass die japanische Organisation Nihon Hidankyo ausgezeichnet werde, in der sich Überlebenden der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki für eine atomwaffenfreie Welt engagieren. Felix Lill hat für Sie einen Blick auf die Arbeit der Preisträger geworfen.

Das ist gerade angesichts der nuklearen Drohungen, die der russische Präsident in den vergangenen Monaten in Richtung Europa ausgesprochen hat, ein wichtiges Signal. Und zwar keines, das in einer Art ausgelegt werden sollte, gegenüber Putins Drohungen einzuknicken. Im Gegenteil: Es markiert Putin international als den Paria, zu dem er sich mit der Androhung von nuklearer Gewalt macht.

Das Risiko weiterer Eskalation und eines Wettrüstens zwischen dem Westen und Russland kam auch in der gestrigen Phoenix-Runde zur Sprache. Gemeinsam mit Stefanie Dr. Babst, Julia Friedlander und Oberst a.D. Wolfgang Richter habe ich dort über die Frage diskutiert, ob Deutschland die geplante Stationierung der US-Raketen als Schutzschild gegen Russland braucht.

Ja, sage ich. Es ist angesichts der anhaltenden russischen Aggression gegen die Ukraine ein wichtiges Signal an Putin, dass sich ihm die transatlantische Verteidigungsgemeinschaft geeint entgegenstellt.

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Annexionskrieg in der Ukraine, Terrorangriff der Hamas, Krieg in Nahost: Was ist das Völkerrecht heute überhaupt noch wert? Diese Frage stellt sich Christoph Safferling in seinem Gastbeitrag. „Wir, die wir uns nach Ende des Kalten Krieges nicht nur als die wirtschaftlichen, sondern auch als die moralischen Sieger fühlten, stehen vor dem Scherbenhaufen unserer Illusion“, sagt der Völkerrechtsprofessor von der Universität Erlangen-Nürnberg und Direktor der Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien.

Die Zäsur des 7. Oktober

Ein Jahr ist der Terrorangriff der Hamas nun her. Mehr als 100 israelische Geiseln in Gaza, von denen etliche bereits nicht mehr leben, konnten noch nicht zurückgeholt werden. Tilman Schröter und Viktoria Bräuner haben zum Jahrestag aufgeschrieben, wie sich ihre Angehörigen an sie erinnern.

Eine der verbleibenden Geiseln ist Tal Shoham, der mit seiner Familie nach Gaza verschleppt wurde. Während seine Frau und seine beiden Kinder freikamen, ist er bis heute nicht zurückgekehrt. Karin Christmann berichtet über das Trauma, das die Familie seither zeichnet.

Meine Kollegin Barbara Nolte steht seit einem Jahr mit Heba Alsaidi in Kontakt, die in Deir al-Balah in der Mitte des Gazastreifens wohnt. Wie ihr Leben heute aussieht, können Sie hier lesen. Mehr als 40.000 Menschen sind nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde in Ramallah durch den Krieg in Gaza zu Tode gekommen.

Viele sind namenlos geblieben. Meine Kollegin Andrea Nüsse hat vier von ihnen porträtiert, darunter den Arzt Hammam Alloh und die Malerin und Lehrerin Heba Zaqout.

Vergebliche Hoffnung auf ein Ende des Nahostkonflikts

Angesichts der aktuellen Eskalation in Nahost, ist es schwer vorstellbar, dass die Zeichen vor 30 Jahren ganz auf Versöhnung gestanden hatten. 1994 wurden der damalige israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin, sein Außenminister Schimon Peres und Palästinenser-Präsident Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Mit dem Oslo-Abkommen hätten die Politiker „wesentliche Beiträge zu einem historischen Prozess“ zur Lösung des Nahostkonflikts geleistet, verkündete die Jury damals voll Hoffnung. Von der Aushandlung eines ähnlichen Abkommens sind wir heute weit entfernt. Warum es unter dem aktuellen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu keinerlei Bewegung in Richtung Zweistaatenlösung geben wird, erklärt mein Kollege Christian Böhme hier.

Und doch gibt es weiterhin Menschen, die auf beiden Seiten an einer Friedenslösung arbeiten. Ihnen muss unsere Unterstützung gelten. Denn der Frieden in Nahost wird sich nicht herbeikämpfen lassen. Der Nahostkonflikt kann nur über einen Friedensvertrag beendet werden, der die Zukunft der Palästinenser ein für alle Mal regelt, argumentiere ich in meinem Leitartikel.

Nominiert für den diesjährigen Friedensnobelpreis waren auch die israelischen und palästinensischen Frauen von Women Wage Peace und Women of the Sun, die gemeinsam für Versöhnung und die umgehende Aushandlung einer Friedenslösung für den Nahostkonflikt kämpfen. Moritz Honert und ich haben mit ihnen darüber gesprochen, wie sich ihre Arbeit durch den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober und den Gaza-Krieg verändert hat.

USA: Von Wahlkampf und Stürmen gebeutelt

Knapp vier Wochen sind es noch bis zu den Präsidentschaftswahlen in den USA. Inmitten des Wahlkampf-Endspurts wird die US-Ostküste derzeit von schweren Stürmen geplagt. Vor wenigen Wochen hat der Hurrikan „Helene“ über 200 Menschen getötet. Der Hurrikan „Milton“, der diese Woche über Florida fegte, fiel zum Glück schwächer aus als befürchtet. Wie viel Klimawandel in diesen Stürmen steckt, hat Farangies Ghafoor für Sie analysiert.

Und wie geht es jetzt in Österreich weiter? Meine Kollegin Sandra Lumetsberger bleibt für Sie dran.

Tipps zum Lesen und Seinlassen

Gleich zwei prominente Autobiographien sind diese Woche erschienen, nämlich die des ehemaligen britischen Premiers Boris Johnson und die von Donalds Trumps Ehefrau Melania. Ganz ehrlich: Ich werde vermutlich keines der beiden Bücher lesen.
Gespannt bin ich aber auf die Memoiren von Angela Merkel, die sie am 26. November im Deutschen Theater vorstellen wird. Da wollen Sie auf jeden Fall mit dabei sein? Dann muss ich Sie leider enttäuschen: Die Karten waren gestern innerhalb von Sekunden ausverkauft. Aber: Der Verlag hat einen Stream in Aussicht gestellt.

Das war’s von mir für heute. Was hat Sie diese Woche besonders beschäftigt? Schreiben Sie es mir gerne in den Kommentaren. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Bis nächsten Freitag!

Herzlich Ihre Anja Wehler-Schöck

P.S.: Vielen Dank wie immer an Johannes Altmeyer fürs Feedback und an Manuel Kostrzynski für die Graphik!

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