Nach mehreren gescheiterten Versuchen zur Rettung möglicher Überlebender in dem mit 118 Mann an Bord verunglückten russischen Atom-U-Boot "Kursk" schwindet die Hoffnung immer mehr. Am Donnerstag gab es bereits den zweiten Tag keine Klopfsignale aus dem in über 100 Meter Tiefe auf dem Grund der Barentssee liegenden Havaristen.
Kursk
Russische Medien kennen seit Montag nur noch ein Thema: Das U-Boot-Drama in der Barentssee und das Schicksal der 118 Besatzungsmitglieder. Bisherige Dauerbrenner der Fernsehsender, wie Tschetschenien oder der Krieg der Mafia-Banden, tauchen, wenn überhaupt, höchstens als bloße Textmeldungen in den letzten fünf Minuten der Nachrichtensendungen auf.
Das britische Rettungs-U-Boot "LR 5" ist möglicherweise die letzte Hoffnung für die Seeleute der gesunkenen "Kursk". Die "LR 5" kann 500 Meter tief tauchen und an jedes U-Boot andocken, das mit einer der international normierten Rettungsöffnungen versehen ist.
Im Drama um das mit 118 Mann an Bord gesunkene Atom-U-Boot hat Russland den Westen am Mittwoch offiziell um Hilfe gebeten. Das russische Außenministerium forderte nach einem Bericht der Nachrichtenagentur ITAR-TASS Unterstützung bei Großbritannien und Norwegen an.
Von dunklem Blaugrau sind die noch immer drei Meter hohen Brecher der Barentssee, die bei Werdjajewo an den Strand rollen. Für die Frauen aus der Militärsiedlung die Farbe personifizierten Unheils.
Die Vorgänge um das Unglück der "Kursk" werfen ein bezeichnendes Licht auf den desolaten Zustand der russischen Streitkräfte: Rettungsversuche scheiterten daran, dass die altersschwachen Akkus des Mini-U-Boots nach drei Stunden leer waren. Ob die "Kursk" selbst überhaupt Akkumulatoren für den Notbetrieb an Bord hat, ist nach Informationen der "Izwestija" ungewiss: Die Akkus sind bei der russischen Marine Mangelware, weshalb die U-Boote zu kürzeren Fahrten häufig ohne sie auslaufen müssen.
Der Tod fährt immer mit. Der Gedanke an ihn ist für Marinesoldaten, die auf russischen U-Booten eingesetzt werden, nichts Ungewöhnliches, gerade bei Manövern im stürmischen Eismeer.
Gegen Schreckensmeldungen sind wir - eine Notmaßnahme unserer psychischen Apparatur - abgehärtet, wie imprägniert mit einer das Mitgefühl abweisenden Schutzhaut. Wie könnten wir es auch sonst auf einer weltweit vernetzten Erde aushalten, die ihre Kunde über das, was stündlich passiert, wie ein ständiges Bombardement auf uns loslässt?
Im Wettlauf mit der Zeit hat sich die Rettung der Mannschaft des gesunkenen russischen Atom-U-Boots "Kursk" am Dienstag wegen stürmischer See immer wieder verzögert. Die Bergung der in 100 Meter Tiefe eingeschlossenen 116 Matrosen könne erst erst in der Nacht beginnen, sagte der Oberste Flottenchef Wladimir Kurojedow.
Die Wettervorhersage hat für die Bewohner von Küstenregionen überall auf der Welt eine ganz besondere Bedeutung: Wer nicht selbst zur See fährt, hat zumindest nahe Verwandte und Freunde, die den Launen des Ozeans auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Auch der Ausgang der spektakulären Rettungsaktion für die mehr als hundert Besatzungsmitglieder des russischen Atom-U-Boots "Kursk" hängt wesentlich vom Wetter ab.
Für die Bergung von in Not geratenen U-Booten aus größeren Tiefen haben die amerikanische und die russische Kriegsmarine Bergungsglocken und -U-Boote. Für die in 108 Metern Tiefe liegende Kursk soll die Crew offensichtlich über eine Art Glocke an die Wasseroberfläche geholt werden.
Irina heißt die gegenwärtige Herrin der Barentssee. Irina kommt von Eirene, dem griechischen Wort für Frieden.
Offensive Informationspolitik sieht anders aus. Doch die war noch nie die Stärke russischer Militärs.
Die Technik macht den Unterschied: Die deutschen U-Boote sind mit den russischen Atom-U-Booten nicht zu vergleichen. Die in Eckernförde stationierte Klasse 206 A, weltweit eine der kleinsten Typen, verdrängt getaucht 450 Tonnen.
Des Kaisers neue Kleider - auf Russisch: Seit einem Jahr arbeitet Wladimir Putin am neuen Outfit für die einstige Supermacht. Putin als Fallschirmspringer, Putin auf einem Atom-U-Boot beim Test einer Interkontinental-Rakete, Putin als oberster Inspekteur an der tschetschenischen Front.
Die Falle schnappte urplötzlich zu: Beim Torpedo-Schießen verklemmte sich die Luke. In Bruchteilen von Sekunden steht der gesamte Bugraum der "Kursk" unter Wasser.