Die Nato hat am Montag vor der Südküste der Türkei mit dem größten U-Boot-Rettungsmanöver in ihrer Geschichte begonnen. Die Übung "Sorbet Royal" findet seit 1986 alle drei Jahre statt und war bereits vor dem Untergang des russischen Atom-U-Bootes "Kursk" in der Barentssee geplant.
Kursk
"Ein U-Boot des Nato-Staates Türkei ist bei einer Kollision mit einem anderen U-Boot im Mittelmeer schwer beschädigt worden und 57 Meter tief auf den Meeresgrund gesunken. 17 Mann an Bord sind noch am Leben, die anderen sind schon beim Zusammenstoß ertrunken.
Russische und norwegische Taucher wollen Ende September mit der Bergung der Leichen aus dem gesunkenen Atom-U-Boot "Kursk" beginnen. Das bestätigte der stellvertretende Ministerpräsident Ilja Klebanow am Mittwoch nach einem Gespräch mit Präsident Wladimir Putin.
Es ist eine harte Prüfung für die bekannte Leidensfähigkeit der Russen: Erst versinkt ein hochmodernes Atom-U-Boot mit 118 Mann an Bord, und die Marine blamiert sich mit vergeblichen Rettungsversuchen. Wenige Tage später zerstört ein durch Kabelbrand entfachtes Großfeuer den Moskauer Fernsehturm so gründlich, dass das 540 Meter hohe Wahrzeichen wahrscheinlich abgerissen werden muss.
Der Brand des Fernsehturms in Ostankino ist für Russlands Politiker ein Geschenk des Himmels: Landesweit flimmern die Mattscheiben nur noch grau in grau. Information der Öffentlichkeit über die Ursachenforschung zum Unglück der "Kursk" und wie es mit deren Bergung weitergehen soll, haben sich damit fürs Erste erledigt.
Für ihren zehnten Hochzeitstag hatten Irina und Arkadij lange gespart. Man gönnt sich ja sonst nichts, fand Irina und schlug ihrem Mann ein Festessen im siebten Himmel vor.
Auf dem Mitte August in der Barentssee gesunkenen Atom-U-Boot "Kursk" hat die russische Marine angeblich neue Waffensysteme getestet. Das sagte am Montag Sergej Schekow, Mitglied der russischen Untersuchungskommission und Chef des Parlaments der fernöstlichen Region Primorje.
Nach der U-Boot-Katastrophe in der Barentssee verschärft sich die Kritik an den Militärs und dem russischen Verteidigungsminister Igor Sergejew. Der Gouverneur der zentralrussischen Region Kursk, Alexander Ruzkoj, erhob schwere Vorwürfe gegen die Militärführung.
Die erste Antwort auf die Frage, wie man sich fühlt, wenn man auf einen Schlag weltbekannt wird, ist ein Gähnen. Arkadij Mamontow, der einzige Reporter, der live über das Unglück der "Kursk" berichten durfte, fühlt sich noch immer "müde und zerschlagen".
Sie tauchen ab bis in eine Tiefe von 450 Metern und erst nach langer Zeit wieder auf. Sie sind 35 Knoten schnell, was rund 65 Stundenkilometern entspricht.
Die russische Vize-Regierungschefin Walentina Matwjenko hat am Freitag im nordrussischen Wedjajewo Sparbücher an die Anghörigen der 118 Opfer des U-Boot-Unglücks verteilt. Nach Angaben der Verwaltung in Murmansk bekam jede Familie eine Summe von 720 000 Rubel (rund 56 000 Mark).
Wohl noch nie zuvor konnte ein Kremlchef mit Beifall aus dem Westen rechnen, wenn er den Verteidigungsetat erhöhen wollte. Doch das Debakel um den Untergang des russischen Atom-U-Boots "Kursk" hat der Welt die Finanznot der Marine und ihre Folgen drastisch vor Augen geführt.
Das Bild hat eine schockierende Symbolkraft: Hinter der weinenden Angehörigen eines "Kursk"-Matrosen, die wütend den russischen Politikern ihr Versagen in dem U-Boot-Drama entgegenschleudert, steht schon eine Krankenschwester mit Beruhigungsspritze. Fernsehbilder haben das festgehalten - und auch, wie sich die Frau nach Verabreichung der Injektion widerstandslos wegführen ließ.
Der Chef des norwegischen Rettungseinsatzes am gesunkenen Atom-U-Boot "Kursk" hat am Donnerstag schwere Vorwürfe gegen die russischen Stellen gerichtet. Durch zahlreiche Fehlinformationen sei die Rettung der Besatzung stark behindert und auch das Leben der zwölf Taucher aus Norwegen und Großbritannien gefährdet worden.
Etwa 150 Hinterbliebene sind am Donnerstag auf die Barentssee hinaus gefahren. Sie warfen Kränze und und Blumengebinde an der Stelle ins Wasser, an der die "Kursk" mit 118 Mann Besatzung gesunken war.
Das "neue Russland" ist das alte. Zumindest, was das Denken der Militärs angeht.
Mit einem geschickten Schachzug sicherte Präsident Wladimir Putin sich auch die für ihn wichtige Unterstützung der personell und materiell angeschlagenen russischen Armee. Neben seiner wohlkalkulierten, öffentlichen Übernahme der Verantwortung für die "Kursk"-Tragödie nahm er am Mittwochabend die Streitkräfte vor allzu großen Schuldzuweisungen in Schutz - statt in den allgemeinen Chor der Kritiker der missglückten Rettungsmission einzustimmen.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach zehntägiger heftiger Kritik an seinem Verhalten erstmals die politische Verantwortung für die Katastrophe des gesunkenen Atom-U-Bootes "Kursk" übernommen. Er sagte am Mittwochabend in einem Interview des staatlichen Fernsehsenders RTR: "Auch wenn ich erst etwas mehr als 100 Tage in diesem Kabinett im Kreml sitze, fühle ich vollständige Verantwortung und Schuld für die Tragödie.
Seit drei Tagen gibt es nun keine Hoffnung mehr für die 118 Besatzungsmitglieder der "Kursk". Nur gestern lag in der Botschaft ein Kondolenzbuch aus, in dem Menschen ihre Anteilnahme zum Ausdruck bringen konnten.
Ohne freie Wahlen und eine unabhängige Justiz ist ein Staat keine wahre Demokratie. Aber in ihrem Kern beginnt Demokratie nicht mit dem Regelwerk der Institutionen, sondern mit dem Respekt der Obrigkeit vor dem Individuum.
Nils Bohmir (33) arbeitet als Physiker bei der norwegischen Umweltorganisation Bellona.Nach dem Unglück der "Kursk" geht es nun darum, ob das U-Boot mit dem Atomreaktor geborgen oder auf dem Meeresgrund versiegelt werden soll.
Unnahbar und in tadelloser Haltung saß Irina Ljatschina vor dem in sich zusammengesunkenen Wladimir Putin. Der hatte die Witwe des Kommandanten der "Kursk" vor seiner Begegnung mit den Angehörigen der Besatzung um eine Privatunterredung gebeten, um sich ein Bild über die Stimmungslage zu verschaffen.
Wie viele Atom-U-Boote jemals gesunken sind, ist unbekannt. Offizielle Statistiken gibt es nicht, und die Militärs hüllen sich in Schweigen.
Was Geschah Am 12 Mai dieses Jahres in dem britischen Atom-U-Boot "Tireless"? An diesem Tag mußte die "HMS Tireless", die gerade im Mittelmeer zwischen Sizilien und Afrika in geheimer Mission unterwegs war, ihren Nuklearreaktor nach einem Unfall im Kühlsystem abschalten.
Hochverrat sei eine Frage des Datums, sagte der französische Staatsmann Talleyrand. Er selbst hat nacheinander mehreren verfeindeten Herren gedient.
Alle 118 Besatzungsmitglieder sind beim Untergang des russischen Atom-U-Boots "Kursk" ums Leben gekommen. Das teilte am Montag die Einsatzleitung der norwegischen und britischen Taucher mit, denen es am Morgen gelang, einen Rettungsausstieg am Heck des auf dem Boden der Barentssee liegenden Wracks zu öffnen.
Allmählich wünscht man sich, Russland würde etwas Zurückhaltung zeigen nach den vielen Pannen - schon aus Respekt vor den Toten der "Kursk". Die Luken lassen sich nicht öffnen, hatte Moskau kategorisch erklärt.
Die britische Zeitung "The Guardian" veröffentlichte am Montag den letzten Brief des Wehrpflichtigen Sergej Witschenko (20) von Bord der "Kursk" an seine Eltern. Dem Schreiben auf vier linierten Seiten eines Schulheftes war ein Brief des Kommandanten an die Eltern beigefügt.
Die Nachrichten von der Unglücksstelle in der Barentssee überschlugen sich am Montag. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung über die Meldungen, die die Nachrichtenagenturen als so genannte Eil- oder Vorrangmeldungen am Montag über die aktuelle Lage der Kursk und die Bergungsarbeiten gesendet haben.
Der langjährige russische Deutschlandexperte Nikolaj Portugalow, der Ex-Präsident Gorbatschow außenpolitisch beriet, hat dem Deutschlandfunk ein Interview zum Drama der Kursk gegeben. Wir drucken es im Folgenden in Auszügen.
Mit letzter Hoffnung sind westliche Retter am Sonntag zu den 118 Seeleuten im Atom-U-Boot "Kursk" hinabgetaucht, die Moskau bereits aufgegeben hatte. Die Tieftaucher aus Norwegen und Großbritannien scheiterten aber bei dem Versuch, die äußere Luke der Luftschleuse zu öffnen.
Frank Umbach erzählt die Geschichte nicht, um zu generalisieren. Das will er nicht.
Konteradmiral Michail Motzak sucht nach Worten, um der Nation das Unfassbare beizubringen: Lasst fahren alle Hoffnung, die ihr hier sitzt. Der Rubikon ist überschritten, lautet seine Botschaft.
Hoffnung gab es wohl schon lange nicht mehr, auch wenn Moskau sie eine Woche lang wachzuhalten versuchte. Ein Großteil der 118 Besatzungsmitglieder der "Kursk" ist vermutlich bereits bei der Explosion am Sonnabend vor neun Tagen getötet worden.
Mehr als eine Woche nach der Havarie des russischen Atom-U-Boots "Kursk" in der Barentssee haben britische und norwegische Taucher am Sonntag den letzten verzweifelten Versuch eingeleitet, Leben an Bord des Wracks auszumachen. Im Folgenden dokumentieren wir die Ereignisse seit Beginn der Tragödie.
Die Versuche der russischen Marine, die seit einer Woche in dem gesunkenen U-Boot "Kursk" eingeschlossene Besatzung zu retten, sind auch am Freitag zunächst ohne Erfolg geblieben. Nach den Worten von Präsident Wladimir Putin soll es allerdings von Anfang an nur "eine extrem geringe Chance" auf Rettung gegeben.
Unter der Überschrift "Wie wir belogen wurden" beschreibt die "Komsomolskaja Prawda", wie die offiziellen Stellen versuchten, das wahre Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen.Zeitpunkt des Unglücks: Die erste Nachricht von der Havarie gab es am vergangenen Montag.
Compassionate - mitfühlend: Das Schlüsselwort des Wahlkampfes in den USA hat bei der Charakterbeschreibung des Wladimir Putin noch nie eine Rolle gespielt. Seine Popularität verdankt er dem Image, tatkräftig zu sein.
"Wir beten jetzt alle für diese Unglücklichen." Vater Sergius von der Russisch-orthodoxen Kirche in Tegel glaubt, dass die Soldaten und Offiziere, die in dem im Nordmeer gesunkenen U-Boot eingeschlossen sind, die Anteilnahme fühlen: Die Gebete aller russischen Gläubigen - auch der in der Berliner Diaspora lebenden.
Nach mehreren gescheiterten Versuchen zur Rettung möglicher Überlebender in dem mit 118 Mann an Bord verunglückten russischen Atom-U-Boot "Kursk" schwindet die Hoffnung immer mehr. Am Donnerstag gab es bereits den zweiten Tag keine Klopfsignale aus dem in über 100 Meter Tiefe auf dem Grund der Barentssee liegenden Havaristen.