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Türkei lässt Finnlands Nato-Beitritt zu : Jetzt ist auch Schweden sicher
Erdogans Veto gegen die Doppel-Aufnahme ist politisch ein Skandal. Der strategische Gewinn aber ist nun garantiert: Der Verteidigungsring in der Ostsee gegen Russland ist geschlossen.

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Man hatte sich an den Gedanken gewöhnt: Die Erweiterung der Nato nach Norden gibt’s nur im Doppelpack. Finnen und Schweden halten solidarisch zusammen. Über Jahrzehnte hatten sie sich in der Haltung bestärkt, für ihre Sicherheit auf Blockfreiheit zu setzen.
Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine hat diese Strategie durchkreuzt. Finnen und Schweden aber blieben unzertrennlich – nun mit Blick auf ihren Weg in die Nato. Vereint traten sie der Türkei entgegen, als Präsident Erdogan es zur Bedingung für sein Ja zum Beitritt machte, dass sie kurdische Aktivisten wie Terroristen behandeln.
Mit dieser erpresserischen Haltung hat Erdogan den skandinavischen Schulterschluss aufgebrochen. Das ist ein Problem. Denn der war nicht nur sympathisch. Er passte als Beispiel unbedingter Solidarität zum Kern der Allianz – dem Beistandsversprechen im Fall eines Angriffs.
Erdogan bricht die Solidarität im Norden auf
Nun endet der finnisch-schwedische Gleichschritt. Für die Sicherheit ist Symbolik gewiss auch wichtig. Entscheidend sind jedoch Fakten. Zu denen gehört die Geografie. Finnland ist noch wichtiger für die Ostflanke der Nato als Schweden.
Vor allem aus zwei Gründen. Finnland hat eine 1.340 Kilometer lange Grenze mit Russland. Schweden grenzt nicht direkt an Russland. Es wird nach dem Beitritt der Finnen von Nato-Ländern umschlossen sein.
Zweitens ist Finnland der Schlüssel, um die Sicherheitslücke der Allianz in der Ostsee zu schließen. Die drei Baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sind nicht nur deshalb so schwer zu verteidigen, weil sie an das große Russland grenzen.
Sondern weil sie nur über einen schmalen Landkorridor im Süden Litauens mit dem übrigen Nato-Gebiet verbunden sind, dem Suwalki-Korridor. Macht Russland diese Landbrücke dicht, ist das Baltikum abgeschnitten. Bisher jedenfalls.
Mit Finnlands Aufnahme in die Nato bekommt das Baltikum auch im Norden Anschluss an das Bündnisgebiet. Die Ostsee wird quasi zu einem Binnenmeer von Nato-Staaten – abgesehen von zwei russischen Küstenabschnitten um Petersburg und Kaliningrad.
Mit Finnland schließt sich der Verteidigungsring im Osten. Das macht auch Schweden sicherer – egal wie lange es wegen Erdogan noch auf seinen Beitritt warten muss.
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