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Russische Soldaten im Einsatz in der Ukraine.

© IMAGO/SNA/Sergey Bobylev

Ukraine-Invasion, Tag 1009: Analyst erwartet Zusammenbruch Russlands

Putin spricht über Scholz-Telefonat. Der Kreml plant, die afghanischen Taliban von der Terrorliste zu streichen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

In den vergangenen Wochen sah es so aus, als würde Russland wieder militärische Fortschritte im Kampf gegen die Ukraine machen. Der renommierte estnische Analyst und Blogger Artur Rehi (Quelle hier) und das Magazin „Forbes“ (Quelle hier) haben sich aber nun mit der Frage beschäftigt, wie hoch der Preis ist, den Russland für seine Offensive zahlt und wie lange das Land das noch aushält.

Der September war für die Russen der bisher blutigste Monat in ihrem gesamten Krieg. Die Zahl der getöteten und verwundeten Russen lag in den vergangenen Monaten täglich häufig bei mehr als 1500 - laut Rehi etwa doppelt so viele wie noch vor einem Jahr. Insgesamt hat Russland laut US-Regierungsquellen und der offiziellen ukrainischen Zählung zwischen 500.000 und 730.000 Soldaten verloren.

Rehi zufolge liegt die restliche Lebenserwartung eines russischen Soldaten von dem Moment an, an dem er sich verpflichtet, bei zwei bis vier Wochen. „Russland hat sich zu einem Fließband des Todes entwickelt, das die Ukraine zerstört und sich dabei selbst verschlingt“, schreibt Rehi. Jeder Rekrut kostet den russischen Staat seinen Informationen nach durch Logistik, Nahrung, Gehalt zwischen umgerechnet 50.000 und 100.000 Euro.

Auch die russische Wirtschaft zeigt laut „Forbes“ Anzeichen, dass der Druck auf das System gewaltig ist. Die Kriegsausgaben belaufen sich inzwischen auf mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts – das ist doppelt so viel wie die Ausgaben der USA und dreimal so viel wie die von der Nato empfohlenen Prozentsätze für Kriegsausgaben.

Die vielen staatlichen Gelder, die in Rüstungsunternehmen gepumpt werden, haben die jährliche Inflation in Russland auf acht Prozent getrieben. Die russische Notenbank hat ihren Leitzins auf 21 Prozent angehoben. Die Investitionen in der restlichen Industrie sind drastisch zurückgegangen.

02.12.2024

Von Sanktionen belastete Fabriken finden keine Arbeiter. „Die Sonderoperation lenkt die Leute ab, und dieses Problem lässt sich nicht schnell lösen“, sagte Alexander Schochin, Vorsitzender des russischen Industrie- und Unternehmerverbands.

Für Analyst Artur Rehi ist klar: Die Unterstützung für die Ukraine muss fortgesetzt und verstärkt werden, bis Russlands System zerbricht. „Die große Frage ist, was kollabiert zuerst: die Wirtschaft oder das Militär? In jedem Fall aber wird das eine das andere mit sich reißen.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Das Telefonat zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach Angaben aus dem Kreml keine Annäherung gebracht, könnte aber trotzdem wiederholt werden. „Aber hier gab es nichts Ungewöhnliches, weder für ihn, noch für mich – er hat seine Position dargelegt, ich meine, und wir sind in dieser Frage (zur Ukraine) bei unseren Meinungen geblieben“, sagte Putin bei einer Pressekonferenz in Astana. Mehr hier
  • Drohungen gegen die Ukraine und den Westen gehören zur russischen Kommunikationstaktik. Als Reaktion auf ukrainische Angriffe mit vom Westen gelieferten Raketen auf russisches Territorium drohte Russlands Präsident Wladimir Putin der Führung in Kiew nun mit direkten Angriffen. Mehr hier
  • Ein russischer Gesetzentwurf sieht vor, die Taliban künftig von der Terrorliste zu streichen. Dann habe ein Beitritt zu der Organisation „keine rechtlichen Konsequenzen“ mehr. Was heißt das genau? Mehr hier
  • Nach russischen Luftangriffen in der Ukraine sind dort nach Behördenangaben mindestens eine Million Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten. Von Stromausfällen im Zuge der Angriffe betroffen sind die Hauptstadt Kiew sowie die südlichen Regionen Odessa und Mykolajiw, die westlichen Regionen Lwiw, Wolhynien und Riwne sowie Dnipropetrowsk und Donezk im Osten. Mehr hier
  • Wegen der Ausweisung zweier ARD-Mitarbeiter durch die russischen Behörden hat das Auswärtige Amt den russischen Botschafter in Berlin einbestellt. „Die Ausweisung der ARD-Mitarbeiter durch Russland ist inakzeptabel und die Begründung schlicht falsch und gelogen. Wir verurteilen das in aller Deutlichkeit“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock in Berlin zur Begründung. Mehr hier
  • Ein hochrangiger Vertreter der US-Regierung von Präsident Joe Biden fordert die Ukraine dazu auf, das Mindestalter für den Militärdienst auf 18 Jahre zu senken. Vor Journalisten sagte er, die Ukraine mobilisiere und trainiere nicht genügend neue Soldaten, um die Verluste auf dem Schlachtfeld auszugleichen. Mehr hier
  • Bei einem ukrainischen Raketenangriff auf ein Sanatorium in dem Ort Maryino in der Region Kursk am 20. November sollen ein nordkoreanischer General verwundet und mehrere Soldaten der nordkoreanischen Armee getötet worden sein. Das berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf einen ukrainischen Beamten. Mehr hier
  • Die ukrainische Delegation unter der Leitung von Verteidigungsminister Rustem Umerov hat die südkoreanischen Behörden um den Verkauf von Waffen gebeten, doch Südkorea lehnte dies ab, da die Gesetzgebung des Landes die Ausfuhr von Waffen an kriegführende Länder immer noch verbietet. Dies berichtete der südkoreanische Fernsehsender SBS. Mehr im Liveblog
  • Ab dem nächsten Jahr wird die ukrainische Armee den Einsatz von Robotersystemen auf dem Schlachtfeld deutlich erhöhen, um das Leben der Verteidiger des Landes zu schützen. Dies erklärte der Oberbefehlshaber der Landstreitkräfte der ukrainischen Streitkräfte Oleksandr Pawljuk.

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