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Schon länger gehen die USA und andere westliche Staaten mit Sanktionen gegen Russlands Öl exportierende Schattenflotte vor.

© dpa/Stefan Sauer

Ukraine-Invasion, Tag 1077: Wie westliche Reeder Putins Schattenflotte am Leben erhalten

Trump will von Ukraine Rohstoffe im Austausch für US-Hilfen, mindestens fünf Tote bei russischem Angriff in Region Charkiw. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Im Zusammenhang mit der Beschädigung eines Unterseekabels in der Ostsee durch die sogenannte russische Schattenflotte war die Debatte um ein entschiedeneres Vorgehen gegen diese auf EU-Ebene wieder hochgekocht. Dass aber auch europäische Reeder einen Anteil daran haben, diese Flotte am Leben zu erhalten, zeigt eine neue Recherche, geleitet von der niederländischen Investigativrechercheplattform „Follow the money“ (Quelle hier).

Die Recherche, an der Redaktionen aus neun Ländern beteiligt waren (in Deutschland der Rechercheverbund von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR), zeigt auf, dass Eigner aus 21 von 35 Ländern, die Sanktionen gegen Russlands Ölhandel verhängt hatten, Tanker an die Schattenflotte verkauft haben. Diese hat, so schreibt der NDR auf seiner Webseite (Quelle hier), laut Experten eine Größe von mehr als 650 alten Tankschiffen. Mindestens 230 davon stammen aus diesen 21 Ländern.

Spitzenreiter ist dabei Griechenland – demnach sind 127 Tanker, die einst in griechischer Hand waren, nun Teil der Schattenflotte. 22 Schiffe seien aus Großbritannien, elf aus Deutschland, acht aus Norwegen gekommen, die anderen aus weiteren Ländern. So sollen seit Beginn des Ukraine-Krieges durch diese Verkäufe mehr als sechs Milliarden Dollar in die Kassen westlicher Reeder geflossen sein.

Wie „Follow the money“ weiter schreibt, transportiert die russische Schattenflotte nach Schätzungen der Kyiv School of Economics derzeit 70 Prozent aller russischen Ölexporte. Die Schiffe sind in den verschiedensten Ländern der Welt registriert, oft mit unklaren Eigentumsverhältnissen sowie vielfach ohne westlichen Versicherungsschutz, weshalb auch Umweltorganisationen immer wieder vor Gefahren warnen – abgesehen davon, dass die Sanktionen gegen den russischen Ölhandel scheinbar wirkungslos verhallen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Für die umfangreichen US-Hilfen an die Ukraine fordert Präsident Donald Trump im Gegenzug Zugriffsrechte auf wertvolle Rohstoffe des Landes. „Ich möchte Sicherheit bei den seltenen Erden haben“, erklärte er. „Wir investieren Hunderte Milliarden Dollar. Sie haben großartige seltene Erden.“ Mehr hier.
  • Die Ukraine hat eine Rekordzahl von Anfragen über vermisste russische Soldaten erhalten. Das teilte das Koordinationshauptquartier für die Behandlung von Kriegsgefangenen auf Telegram mit. Das Projekt „I Want to Find“ verzeichnete demnach im Januar 8548 Anfragen von Angehörigen, was einem Anstieg von 22 Prozent im Vergleich zum Vormonat entspricht. Mehr in unserem Newsblog.
  • Eine Mehrheit der Deutschen befürwortet einer Umfrage zufolge die Waffenlieferungen der Bundesregierung an die Ukraine. Laut einer Befragung für die ZDF-Sendung „frontal“ unterstützen 40 Prozent den derzeitigen Umfang der militärischen Hilfen. Weitere 27 Prozent plädierten sogar für mehr, ebenfalls 27 Prozent aber auch für weniger militärische Unterstützung.
  • Russland hat die von der EU angestrebte Erhöhung der Verteidigungsausgaben als kurzsichtige und zerstörerische Politik kritisiert. In der EU dominiere ein militaristischer Kurs, bei dem unter dem Vorwand einer Bedrohung durch Russland die Rüstungsinvestitionen erhöht werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
  • Im russisch kontrollierten Teil des Gebiets Saporischschja sind nach Angaben der Besatzungsbehörden sechs Menschen, darunter fünf Minderjährige, durch eine ukrainische Drohne verletzt worden. Es sei ein Schulbus im frontnahen Landkreis Wassyliwka beschossen worden, sagte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Region, Jewgeni Balizki. Kiew hat den Beschuss bislang nicht kommentiert.
  • Bei einem russischen Angriff auf die Region Charkiw im Nordosten der Ukraine sind mindestens fünf Menschen getötet worden. „Durch diesen Schlag wurde ein Teil des örtlichen Rathauses zerstört“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Telegram. Solche Brutalität könne nicht hingenommen werden.
  • Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Dienstag 37 von insgesamt 65 russischen Drohnen abgefangen und zerstört. 28 Drohnen hätten ihr Ziel vermutlich wegen elektronischer Kriegsführung nicht erreicht.
  • Bei einer Explosion in einem Wohnhaus in Moskau hat es nach Berichten russischer Staatsmedien wohl mindestens einen Toten und vier Verletzte gegeben. Eine Bombe sei zu dem Zeitpunkt detoniert, als ein Mann mit seinen Bodyguards die Lobby eines Luxus-Apartmenthauses betreten habe, berichteten die Medien. 
  • Nordkoreanische Soldaten, die an der Seite der russischen Armee in der Grenzregion Kursk gekämpft hatten, scheinen von dort abgezogen worden zu sein. „Seit Mitte Januar sind die in der russischen Region Kursk stationierten nordkoreanischen Truppen offenbar nicht mehr in Kampfhandlungen verwickelt“, teilte der südkoreanische Geheimdienst NIS der Nachrichtenagentur AFP mit. 
  • Zwölf aus der Ukraine verschleppte Kinder sind in ihre Heimat zurückgekehrt. „Im Rahmen der Initiative ,Bring Kids Back UA’ des Präsidenten konnten zwölf Kinder, die unter dem Druck der russischen Besatzung standen, nach Hause geholt werden“, erklärt der Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, auf seinem Telegram-Kanal.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat umfassende Veränderungen in der Kommandostruktur der Streitkräfte angekündigt. Der Übergang zum Armeekorps sei bereits genehmigt worden, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. 

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