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Ukraine-Invasion, Tag 1231: Den USA gehen offenbar die Patriot-Flugabwehrraketen aus
Nato-Chef Rutte prognostiziert gemeinsamen Angriff von China und Russland, und was steckt hinter dem Tod des russischen Verkehrsministers? Der Überblick am Abend.
Stand:
Was steckt hinter der Ankündigung der USA, bestimmte Waffenlieferungen an die Ukraine einzufrieren? Ein möglicher Grund könnte sein, dass dem Land selbst die Munition ausgeht.
Laut der britischen Zeitung „The Guardian“ verfügen die USA nur noch über etwa 25 Prozent der Patriot-Raketen, die das Verteidigungsministerium für seine militärischen Pläne benötigt (Quelle hier). Dieser alarmierende Schwund sei vor allem mit dem Einsatz in Nahost in den letzten Monaten zu erklären.
Der Bestand an Patriot-Luftabwehrraketen ist demnach so gering geworden, dass im Pentagon befürchtet wird, potenzielle US-Militäroperationen könnten dadurch gefährdet werden. Der stellvertretende Verteidigungsminister Stephen Feinberg habe daraufhin den Lieferstopp genehmigt, während überprüft wurde, wohin die Waffen geschickt werden. Der „Guardian“ beruft sich bei seiner Recherche auf die Angaben von vier Personen, die mit der Angelegenheit direkt vertraut seien.
Die Entscheidung, die Waffenlieferungen zu stoppen, basiere auf dem globalen Munitionstracker des US-Verteidigungsministeriums. Mit dessen Hilfe ermittelt das Ministerium den Mindestbestand an Munition, der zur Durchführung der Pläne des US-Militärs erforderlich ist.
Laut dem Tracker lägen die Bestände bei verschiedenen wichtigen Munitionstypen unter der Untergrenze, seit die Regierung unter Joe Biden begann, Munition an die Ukraine zu liefern, schreibt der „Guardian“. Zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit setzten die USA Patriot-Raketen gegen die jemenitische Miliz der Huthis ein und schickte mehrere als Militärhilfe nach Israel.
Die Situation habe sich durch Trumps Entscheidung vom letzten Monat, Irans Atomanlagen zu bombardieren, noch einmal verschärft. Um iranische ballistische Raketen abzufangen, die als Vergeltungsmaßnahme auf den US-Stützpunkt Al Udeid in Katar abgefeuert wurden, hätten die USA fast 30 Patriot-Raketen eingesetzt.
Am Montag schien der US-Präsident die Entscheidung über den Waffenstopp zumindest teilweise rückgängig zu machen. Vor einem Abendessen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu im Weißen Haus erklärte er gegenüber Reportern, er werde „weitere Waffen“ in die Ukraine schicken. Allerdings sagte er nicht, ob es sich dabei um Patriot-Systeme handeln werde.
Auf Nachfrage des „Guardian“ bestätigten Sprecher des Weißen Hauses und des US-Verteidigungsministeriums, dass einige Waffen wieder geliefert würden. Ob es sich dabei um Munition mit kritischen Beständen handeln werde, beantworteten sie jedoch nicht.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Nato-Generalsekretär Mark Rutte prognostiziert in einem Interview mit der „New York Times“, dass ein chinesischer Angriff auf Taiwan zeitgleich mit einem russischen Schlag gegen Nato-Territorium stattfinden würde. Der Gedanke dahinter sei ganz einfach: „Europa beschäftigen“. Mehr hier.
- Gut zwei Wochen vor einem Gipfeltreffen zwischen der EU und China hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Pekings Haltung im Ukraine-Krieg kritisiert. „China ermöglicht de facto Russlands Kriegswirtschaft“, sagte von der Leyen am Dienstag im Europaparlament in Straßburg. Mehr im Newsblog.
- US-Präsident Donald Trump will die Ukraine trotz eines jüngst bekanntgewordenen teilweisen US-Lieferstopps weiter mit Waffen versorgen. Auf die Frage eines Journalisten, ob er beabsichtige, weitere Waffen in die Ukraine zu liefern, sagte er: „Wir werden noch weitere Waffen schicken. Wir müssen, sie müssen in der Lage sein, sich zu verteidigen.“
- Nach der Ankündigung weiterer Waffenlieferungen an die Ukraine durch US-Präsident Donald Trump hat der Kreml erklärt, dass dadurch der Konflikt nur verlängert würde. Es sei „natürlich offensichtlich“, dass dieses Vorgehen nicht im Einklang mit den Versuchen stehe, „eine friedliche Lösung voranzubringen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Dienstag.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommt US-Präsident Donald Trump einem Medienbericht zufolge offenbar bei einer wichtigen Personalentscheidung entgegen. Die „Financial Times“ berichtete unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen, die beiden Staatschefs hätten in einem Telefonat die Ablösung der ukrainischen Botschafterin in den USA, Oxana Markarowa, vereinbart.
- Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat angesichts der Bedrohung durch Russland eine engere Zusammenarbeit Europas bei der Rüstungsproduktion und -beschaffung verlangt. „Wir müssen mehr in die Verteidigungsindustrie investieren“, sagte er bei einer Pressekonferenz mit dem lettischen Staatspräsidenten Edgars Rinkevics in Riga.
- Bei russischen Drohnenangriffen auf Cherson im Süden der Ukraine sind ein Mensch getötet und mehrere Personen verletzt worden. Nach Angaben der regionalen Staatsanwaltschaft warf die russische Armee Sprengstoff von einer Drohne aus auf ein ziviles Auto ab.
- Nach der Verurteilung ihres Vorsitzenden zu fünf Jahren Haft hat die unabhängige russische Wahlbeobachtungsgruppe Golos ihre Schließung bekanntgegeben. „Gerechtigkeit, leider Gottes, gewinnt nicht immer, es muss dafür gekämpft werden“ erklärte Golos am Dienstag.
- Das ukrainische Militär registriert offenbar eine Zunahme von Angriffen, bei denen Russland schlecht ausgerüstete Soldaten, vermutlich aus den Reihen der sogenannten „Strafgefangenen“ oder „Verweigerer“, auf die Stellungen der ukrainischen Streitkräfte schickt. Das geht aus einer Mitteilung einer Brigade namens Bohdan Chmelnyzkyj hervor, die am 8. Juli auf Telegram veröffentlicht wurde.
- Im ersten Halbjahr 2025 hat das Defizit des russischen Bundeshaushalts 3,7 Billionen Rubel (gut 40 Milliarden Dollar) erreicht, berichtete „The Moscow Times“. Das entspreche 1,7 Prozent des BIP und fast dem gesamten Jahresplan. Es sei sechsmal mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2024.
- Am Jahrestag des Raketenangriffs auf das Kinderkrankenhaus Okhmatdit in Kiew hat der ukrainische Geheimdienst auf Telegram den Namen eines der angeblichen Verantwortlichen veröffentlicht. Es handelt sich um Major Denis Sheynov, den Leiter des Spezialingenieurdienstes des 121. schweren Bombergeschwaders.
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