
© REUTERS/Serhii Korovainyi
Ukraine-Invasion, Tag 1247: Erste russische Drohne komplett aus chinesischen Teilen entdeckt
Selenskyj kündigt neues Gesetz zur Funktion von Antikorruptionsorganen an, Russland verlegt Tschetschenen-Regiment in die Ukraine. Der Überblick.
Stand:
Die Ukraine hat erstmals eine russische Drohne entdeckt, die komplett aus chinesischen Teilen besteht. Das berichtet der britische „Telegraph“ unter Berufung auf den ukrainischen Geheimdienst.
Russische Drohnen mit chinesischen Teilen sind an sich keine Neuigkeit, allerdings wurden sie bislang immer mit Teilen aus anderen Ländern kombiniert, beispielsweise dem Iran. Die Ukraine hat dem Bericht zufolge gleich zwei russisch-chinesische Drohnen abfangen und auseinanderbauen können.
Die Drohnen mit der Typenbezeichnung „CBTS.611000“ werden demnach zur Aufklärung und als Lockvögel benutzt, können allerdings auch Sprengsätze bis zu 15 Kilogramm tragen.
Der „Telegraph“ berichtet, dass ungefähr die Hälfte der Teile vom chinesischen Unternehmen CUAV Technology stammen, das in der Provinz Guangdong beheimatet ist und sich selbst als „open source Lösung für Drohnenzulieferung“ bewirbt. Das verwundert deshalb, weil die Firma zu Beginn des Kriegs bekanntgegeben hatte, sich Restriktionen für den Export von Produkten nach Russland und in die Ukraine aufzuerlegen. Trotzdem tauchten Teile zwischendurch in Russland auf.
Peking betont seit Beginn des Krieges, dass es keine tödlichen Waffen an Russland oder die Ukraine liefert und solche Güter streng kontrolliert, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke genutzt werden können. Dass China seine Drohnen in der Ukraine testet, ist allerdings deshalb nicht unwahrscheinlich, weil Szenarien chinesischer Luftangriffe auf Taiwan seit Jahren diskutiert werden.
Die chinesischen Drohnen sollen den iranischen Shahed-Drohnen ähneln, aber kleiner sein. Die iranischen Drohnen produziert Russland modifiziert mittlerweile auch selbst und nennt sie Geran-2. Auch diese beinhalten chinesische Teile, wie die Ukraine unlängst bekanntgab. Einer Schätzung des ukrainischen Geheimdiensts zufolge stammt 80 Prozent der Elektronik in russischen Drohnen aus China.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach heftiger öffentlicher Kritik eine Kehrtwende vollzogen und einen Gesetzentwurf zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Anti-Korruptionsbehörden gebilligt. Das teilte er am Donnerstag auf der Plattform X mit. Der Entwurf sei ausgewogen und werde noch im Lauf des Tages dem Parlament vorgelegt. „Es ist wichtig, dass wir die Einheit wahren“, erklärte Selenskyj. „Es ist wichtig, dass wir die Unabhängigkeit bewahren und die Position aller Ukrainer respektieren.“. Mehr dazu hier.
- Der Kreml hält ein Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem ukrainischen Kollegen Selenskyj vor Ende August für kaum vorstellbar. Dies meldet die amtliche russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das Präsidialamt in Moskau. Die Ukraine hatte nach der jüngsten Runde der direkten Friedensgespräche am Mittwoch ein Treffen im August vorgeschlagen.
- Bei russischen Angriffen auf die ostukrainische Stadt Charkiw sind nach Behördenangaben mindestens 33 Menschen verletzt worden. Moskaus Militär habe am Vormittag mit zwei Schlägen mit Gleitbomben das Stadtzentrum attackiert, schrieb Bürgermeister Ihor Terechow bei Telegram. Demnach schlug eine Bombe neben einem mehrstöckigen Wohngebäude ein und 15 Autos gerieten in Brand. Zuvor hatte Terechow von einem weiteren Treffer auf ein ziviles Unternehmen geschrieben.. Mehr dazu im Newsblog.
- In der Großstadt Tscherkassy nördlich von Kiew habe es sieben Verletzte gegeben, teilte Bürgermeister Anatoli Bondarenko mit. Bei den Angriffen auf die Hafenstadt Odessa wurden laut Behörden drei Menschen in der Stadt verletzt und zudem Baudenkmäler im Unesco-geschützten historischen Stadtzentrum getroffen.
- Die russische Armee hat offenbar eine neue Militäreinheit, die in der russische Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus gebildet wurde, in das ukrainische Territorium verlegt. Das berichtete der Sprecher der südlichen Verteidigungskräfte der Ukraine, Wladyslaw Woloschyn, in einem Fernsehinterview mit dem Sender „Wir sind die Ukraine“. Mehr dazu hier.
- Der russische Drohnenhersteller IEMZ Kupol erhält trotz Sanktionen chinesische Triebwerke für seine Harpy-A1-Kampfdrohnen, die als „industrielle Kühlgeräte” getarnt sind, berichtet Reuters. Dank dieser Lieferungen habe das Unternehmen einen Vertrag mit dem russischen Verteidigungsministerium zur Herstellung von mehr als 6000 Drohnen im Jahr 2025 unterzeichnet – dreimal mehr als im Vorjahr.
- Bei einem nächtlichen ukrainischen Drohnenangriff in Russland im Badeort Sotschi am Schwarzen Meer ist russischen Angaben nach eine Frau getötet worden. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das regionale Krisenzentrum. Tass meldete zudem den Tod eines Zivilisten im russisch besetzten Gebiet Donezk im Osten der Ukraine.
- Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un die Armee nach Berichten staatlicher Medien dazu aufgerufen, „jederzeit“ für einen „echten Krieg“ bereit zu sein. Die Soldaten sollten in der Lage sein, „den Feind in jedem Kampf zu zerstören“, forderte Kim am Donnerstag bei einer Militärübung nach Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA.
Hintergrund und Analyse:
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