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Ukraine-Invasion, Tag 1309: Kann Russland besiegt werden? Trumps Kehrtwende im Expertencheck
Trumps Ukraine-Wende geht offenbar auf den Einfluss von der Leyens zurück, Merz will Ukraine mit eingefrorenem russischen Vermögen unterstützen. Der Überblick.
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Die Aussage von Donald Trump, dass die Ukraine ihr gesamtes von Russland besetztes Territorium zurückgewinnen könne, hat überrascht. Sie stellt nichts weniger als eine rhetorische Kehrtwende des US-Präsidenten dar. Die große Frage ist nun: Wie realistisch ist, dass dies gelingt?
Zwei Experten haben Zweifel – zumindest, wenn es darum geht, die kompletten 13 Prozent Land zurückzuerobern. „Können sie einen Teil zurückgewinnen? Ich denke, zweifellos“, sagt John Lough, Leiter der Außenpolitik am New Eurasian Strategies Centre, zur britischen Zeitung „Independent“. „Wir haben während der Offensive Ende 2022 gesehen, dass sie zu diesem Zeitpunkt viel Territorium zurückerobert haben.“
Damit die Ukraine Russland militärisch überwältigen könne, benötige sie jedoch „wesentlich mehr Unterstützung von ihren Verbündeten“, darunter einen wirksamen Schutz vor nächtlichen Luftangriffen und mehr Langstreckenwaffen. „Es erscheint nicht wirklich realistisch. Es sei denn, Russland kann wirtschaftlich lahmgelegt werden. Vielleicht ist es das, woran Trump denkt“, sagt Lough.
Emil Kastehelmi, Militäranalyst bei der finnischen OSINT-Spezialfirma Black Bird Group, sieht das ähnlich. Ein Zusammenbruch des russischen Militärs, der es zu einem groß angelegten Rückzug zwingen würde, sei „äußerst unwahrscheinlich“, sagt Kastehelmi dem „Independent“. In diese Richtung gehe es auch nur bei einer „Erschöpfung der russischen Wirtschaft und Gesellschaft“. Und die ist noch nicht in Sicht.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Donald Trumps überraschend deutliche Unterstützung für die Ukraine geht offenbar auf den Einfluss von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zurück. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Politico“ unter Berufung auf EU-Quellen. Mehr dazu hier.
- Bundeskanzler Friedrich Merz will der Ukraine mithilfe von in Europa eingefrorenen Vermögenswerten der russischen Zentralbank einen zinslosen Kredit in Höhe von insgesamt fast 140 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. „Dieser Kredit würde erst dann zurückgezahlt, wenn Russland die Ukraine für die verursachten Schäden entschädigt hat“, schreibt Merz in einem Beitrag für die „Financial Times“. Mehr dazu im Newsblog.
- US-Kampfjets sind am Mittwoch aufgestiegen, um vier russische Militärflugzeuge abzufangen, die in die Luftverteidigungs-Identifikationszone (Adiz) nahe Alaska eingedrungen waren. Das teilte das nordamerikanische Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando Norad mit. Mehr dazu hier.
- Rumäniens Armee darf jetzt zügig Drohnen oder bemannte Militärflugzeuge abschießen, die den Luftraum des Landes verletzen. Dies gilt nach einem Beschluss des obersten Verteidigungsrats des Landes. Bisher mussten derartige Abschüsse einzeln vom Verteidigungsminister gebilligt werden. Jetzt darf dies der militärische Einsatzleiter von Fall zu Fall entscheiden.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat für den Fall einer Fortsetzung des Krieges durch Russland mit Angriffen auf den Kreml gedroht. „Sie müssen wissen, wo ihre Bombenkeller sind. Wenn sie den Krieg nicht beenden, werden sie diese in jedem Fall brauchen“, sagte der Staatschef in einem Interview für „The Axios Show“ in New York.
- Drohnen des ukrainischen Militärnachrichtendienstes haben in der Nacht auf Donnerstag die Krim angegriffen. Während des Angriffs zerstörten Spezialeinheiten des ukrainischen Militärnachrichtendienstes zwei Transportflugzeuge vom Typ An-26 und trafen außerdem eine Bodenradarstation sowie ein Küstenradar.
- Die Ukraine hat nach eigenen Angaben ein russisches Kampfflugzeug vom Typ Su-34 abgeschossen. Der Abschuss sei im Raum Saporischschja gegen 3 Uhr MESZ erfolgt, als die Su-34 „einen Terrorangriff auf die Stadt Saporischschja ausübte und gelenkte Fliegerbomben abwarf“, teilte die ukrainische Luftwaffe auf Telegram mit.
- Wegen Treibstoffmangel nach ukrainischen Drohnenattacken gegen russische Raffinerien verlängert die Energiegroßmacht ihr Exportverbot für Benzin und Diesel bis Jahresende. „Das hilft uns, den Markt zusätzlich mit Ölprodukten abzusichern“, sagte der für Energiefragen in Russland zuständige Vize-Regierungschef Alexander Nowak der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
- Nach Einschätzung der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) kommen auf die russische Wirtschaft schwierige Zeiten zu. Es könne zu einer sogenannten Stagflation kommen, sagte EBWE-Chefvolkswirtin Beata Javorcik der Nachrichtenagentur Reuters: „Es gibt eine unangenehme Kombination aus immer noch hoher Inflation und einer Verlangsamung des Wachstums.“
- Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat nach Angaben seiner Regierung mit Trump über die Sicherheit der Energieversorgung in Europa gesprochen. Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto erklärte in einem auf Facebook veröffentlichten Video, bei dem Telefonat sei es auch um weitere Themen gegangen.
- Wenige Tage vor der Parlamentswahl in Moldau hat die EU Russland vorgeworfen, eine „beispiellose Desinformationskampagne“ in dem osteuropäischen Land zu führen. Es sei „nicht das erste Mal“, dass Russland solche Taktiken anwende, „aber diesmal geht es viel weiter“, sagte EU-Kommissionssprecherin Anitta Hipper am Donnerstag in Brüssel.
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