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Ein russischer Soldat.

© AFP/Alexander Nemenov

Ukraine-Invasion Tag 359: Wie viele Soldaten Putin für 100 Meter Landgewinn opfert

Scholz ruft Partner zur Panzer-Lieferung auf, Macron sieht im Ukraine-Krieg keinen Verhandlungsspielraum. Der Überblick am Abend.

Dass die russische Strategie in der Ukraine keine Rücksicht auf eigene und fremde Opfer nimmt, ist bekannt. Bekannt ist auch, dass die russischen Truppen aktuell die höchste Zahl an Verlusten seit Beginn des Krieges haben. 800 bis 1000 Soldaten sollen derzeit pro Tag getötet oder verletzt werden. Eine gewaltige, eine furchtbare Zahl. 

Was Putin für diese Opfer bekommt? Diese Frage beantwortet ein Geheimdienstbericht der Nato-Staaten, aus dem der britische „Telegraph“ zitiert (Quelle hier). 2000 Soldaten opfert Putin derzeit für jede 100 Meter Landgewinn, die Russland erzielt. 

Insgesamt, so berichtete das britische Verteidigungsministerium heute, seien auf russischer Seite im Krieg rund 60.000 Soldaten gefallen, weitere 140.000 könnten verwundet oder desertiert sein. Die Ukraine spricht wiederum von 140.000 Gefallenen auf russischer Seite.

Die Experten des Instutite for the Study of War“ gehen angesichts der aktuellen Verluste sogar so weit zu sagen, dass die Fähigkeit, „eine erfolgreiche, großangelegte Offensive in der Ostukraine durchzuführen“, wahrscheinlich stark gesunken ist. Die militärische Schlagkraft der Russen sei um rund 40 Prozent gesunken. 

Russland, so legen es Berichte von der Front in den vergangenen Tage nahe, versucht trotz der hohen Verluste weiter, die ukrainischen Verteidigungsstellungen frontal anzugreifen. Putin soll vorgegeben haben, dass er den Donbass im März erobert sehen will. Offensichtlich versuchen seine Generäle seinen Befehl umzusetzen, komme was wolle. 

Die Nachrichten des Tages im Überblick

  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz Deutschlands Partner dazu aufgerufen, Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Er werde auch in München „intensiv“ dafür werben, „dass alle, die solche Kampfpanzer liefern können, dies nun auch wirklich tun“, sagte Scholz bei seiner Rede im Hotel Bayerischer Hof.
  • Der französische Präsident Emmanuel Macron sieht im Ukraine-Krieg derzeit keinen Spielraum für Verhandlungen mit Moskau. Es sei „nicht die Zeit für Dialog“ mit Russland, sagte Macron auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Verhandlungen könnten nur unter Bedingungen stattfinden, welche „die Ukraine wählt“.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den westlichen Staaten für die Waffenhilfe zur Abwehr des russischen Angriffskrieges gegen sein Land gedankt. „Es gibt keine Alternative zu unserem Sieg, und es darf auch keine Alternative zu unserer Entschlossenheit geben“, sagte Selenskyj in einer Videoschalte zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz. Er verglich sein Land mit dem biblischen David, der sich gegen einen russischen Goliath wehren müsse. „Goliath hat schon angefangen zu verlieren. Goliath wird auf jeden Fall dieses Jahr fallen“, sagte er.
  • Die USA und ihre Verbündeten planen zum ersten Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine umfassende neue Sanktionen gegen Russland. „Sie werden um den 24. herum ein großes neues Sanktionspaket von den USA und all unseren G7-Partnern sehen“, sagte Außenstaatssekretärin Victoria Nuland in Washington.In einigen Bereichen würden bestehende Sanktionen erweitert, vor allem werde der Technologiefluss für die russische Verteidigungsindustrie begrenzt, kündigte Nuland an. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Regierung in Kiew hat angesichts der schweren Kämpfe in der ostukrainischen Stadt Bachmut alle dort noch ausharrenden Zivilisten zur Flucht aufgerufen. „Wenn Sie zurechnungsfähige, gesetzestreue und patriotische Bürger sind, sollten Sie sofort die Stadt verlassen“, appellierte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschukin an die vermutlich nur noch wenige Tausend Verbliebenen.
  • Russland verstärkt ukrainischen Angaben zufolge seine Angriffe an der Front in der Ost-Ukraine. „Heute ist es überall ziemlich schwierig, denn die Zahl der Angriffe hat deutlich zugenommen“, sagt der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, im Fernsehen. Auch der Beschuss habe stark zugenommen, auch durch die russische Luftwaffe. „Es gibt ständige Versuche, unsere Verteidigungslinien zu durchbrechen“, sagt er über die Kämpfe in der Nähe der Stadt Kreminna. 
  • Russland wirft den USA vor, die Ukraine zur Eskalation des Krieges angestiftet zu haben. Die USA hätten Angriffe auf die Halbinsel Krim geduldet, sagt die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa. Sie reagiert auf Äußerungen der US-Unterstaatssekretärin Victoria Nuland, wonach die USA für eine Entmilitarisierung der von Russland annektierten Krim seien und ukrainische Angriffe auf russische militärische Ziele dort unterstützten.
  • Der ehemalige US-Sicherheitsberater John Bolton hält die Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Atomwaffen für einen Bluff. „Wenn man Drohungen glaubt, die nichts mit der Realität zu tun haben, dann besiegen russische Worte die militärische Stärke des Westen“, so der US-Republikaner in einem Interview mit dem „Spiegel“. Die Nato müsste Russland klarmachen, dass ein Atomschlag für ihn „das eigene Todesurteil“ bedeuten würde. 
  • Der Preis für europäisches Erdgas geht weiter zurück. Am Freitag fiel der Preis für den richtungsweisenden Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat erstmals seit gut eineinhalb Jahren unter die Marke von 50 Euro je Megawattstunde. Im Tief wurden am Vormittag 49,50 Euro markiert, das ist der tiefste Stand seit August 2021.
  • Die Ukraine droht mit einem Boykott der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris für den Fall einer Teilnahme russischer oder belarussischer Athleten. „Das ist eine von mehreren Optionen“, sagte Außenminister Dmytro Kuleba den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung „Ouest-France“. Wenn russische und belarussische Sportler anstelle von ukrainischen Athleten nach Paris kämen, wäre dies gegen alle moralischen, sportlichen und politischen Standards.
  • Die Bundesregierung steht der Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine skeptisch gegenüber - und auch die Deutschen sind mehrheitlich dagegen. Im ARD-„Deutschlandtrend“ lehnten 64 Prozent der Befragten die Bereitstellung deutscher Kampfjets für die Ukraine ab. Nur 23 Prozent sprachen sich dafür aus, 13 Prozent wollten oder konnten keine Aussage dazu machen, wie aus dem Ergebnis der Umfrage hervorgeht, das im ARD-„Morgenmagazin“ veröffentlicht wurde. Mehr dazu lesen Sie hier.

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