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Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow stellt seine Macht zur Schau.

© action press/П/с главы Чеченской Республики

Ukraine-Invasion, Tag 842: Warum Tschetschenen für Russland in den Krieg ziehen

Die Bundesregierung will an Bürgergeldzahlungen für ukrainische Geflüchtete festhalten, Kiew meldet Erfolge im Schwarzen Meer. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Über Jahrhunderte waren Russen und Tschetschenen verfeindete Gegner. Auf der einen Seite die Zentralmacht, auf der anderen Seite das nach Unabhängigkeit strebende Gebiet im Kaukasus. Im Angriffskrieg gegen die Ukraine kämpfen und sterben aber auch Tschetschenen für russische Herrschaftsgier. Die „New York Times“ hat mit solchen Kämpfern gesprochen.

Um die russische Sache geht es den Männern dabei nicht. „Ich habe noch keinen getroffen, der sich für die Ideologie interessiert“, berichtet zum Beispiel der 39-jährige Jedi. Er zog in den Krieg, um früher aus dem Gefängnis entlassen zu werden und etwas Geld zu verdienen. Satte Vertragsprämien plus Zahlungen von etwa 2000 US-Dollar pro Monat, mindestens das Doppelte des Durchschnittslohns in Russland, lockten ihn. 

Der 24-jährige Anatoly stammt aus einem kleinen Bauerndorf – und floh vor seinem Vater in den Krieg. „Er hat mich immer gezwungen, Schnee zu schaufeln oder den Mist der Kühe zu beseitigen. Ich wollte das nicht mehr“, erzählt er den Journalisten.

Ein anderes Beispiel ist der 35-jährige Dikiy, ein verurteilter Mörder, der elf Monate an der Front kämpfte. Zurück in der Heimat empfand er den regulären Lohn als zu niedrig – und ging wieder in die Ukraine. „Ich weiß nicht, was ich sonst machen soll“, sagt Dikiy.

Der Krieg in der Ukraine könnte aber auch zu einer Annäherung von Tschetschenen und Russen führen und alten Hass beenden, heißt es in dem Bericht. Exemplarisch dafür sagt der 20-jährige Turpal: „Für Tschetschenien ist es besser, mit Russland als gegen Russland zu sein.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Die Bundesregierung hat Forderungen nach geringeren staatlichen Leistungen für ukrainische Kriegsflüchtlinge zurückgewiesen. Seitens der Regierung gebe es keine entsprechenden Pläne, den Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Deutschland flüchteten, künftig statt Bürgergeld Leistungen für Asylbewerber zukommen zu lassen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. (Mehr hier)
  • Nach Angaben der Ukraine hat sie Russland im Schwarzen Meer erhebliche Verluste zugefügt. Die ukrainischen Streitkräfte hätten zirka drei Dutzend der Schiffe, die Raketenträger waren, beschädigt oder zerstört. Das erklärte Dmytro Pletenchuk, Sprecher der ukrainischen Marine, in einem Interview mit RBC-Ukraine. (Mehr hier)
  • Anfang April wurden die ersten russischen Panzer mit improvisiertem Drohnenschutz gesichtet. Nun meldet die Ukraine, eines dieser Vehikel erobert zu haben – mit Beweisfoto. (Mehr hier)
  • In Kiew demonstrierten am Sonntag Hunderte für die Rechte queerer Menschen – und für mehr Waffen gegen Aggressor Russland. Aus Sicherheitsgründen fand die Parade in reduziertem Format statt. (Mehr hier)
  • Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat vor gravierenden Folgen für Deutschland und die Nato bei einer mangelnden Unterstützung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland gewarnt. „Wenn wir die Ukraine nicht weiter unterstützen, dann gehen wir das Risiko ein, dass Putins Truppen an der Grenze zu Polen stehen“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“. (Mehr hier)
  • Russlands Präsident Wladimir Putin entlässt vier stellvertretende Verteidigungsminister. Das geht aus einem amtlichen Dekret hervor. (Mehr im Liveblog)
  • Das ukrainische Militär hat in den vergangenen eineinhalb Monaten nach eigener Darstellung die russische Flugabwehr auf der besetzten Halbinsel Krim erheblich ausgedünnt. Insgesamt seien etwa 15 Flugabwehrsysteme zerstört worden, teilte die Militärführung in Kiew am Montag mit.
  • Die Schweizer Ukraine-Konferenz hat nach Einschätzung des russischen Präsidialamtssprechers Dmitri Peskow gezeigt, dass Gespräche ohne eine Teilnahme Russlands sinnlos sind. Die Ergebnisse dieses Treffens seien „nahe Null“, sagt Peskow vor der Presse.
  • Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergej Naryschkin, droht mit härteren Bedingungen für einen Frieden mit der Ukraine. Sollten die von Präsident Wladimir Putin unterbreiteten Bedingungen für einen Friedensvertrag abgelehnt werden, dann würden die nächsten Friedensbedingungen härter ausfallen, sagt Naryschkin der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. 
  • Die Linke im Bundestag setzt bei den Bemühungen um einen Frieden in der Ukraine auch auf den Papst. Neben China und Indien könne das Oberhaupt der Katholiken eine Vermittlerrolle einnehmen, sagte der Ko-Vorsitzende der Linken-Gruppe im Bundestag, Sören Pellmann, am Montag im ARD-„Morgenmagazin“.

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