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Ukraine-Invasion, Tag 888: Putins frauenfeindliche Agenda
Militärexperte Gustav Gressel schätzt die aktuelle Lage der Ukraine ein. In Russland werden offenbar politische Gefangene verlegt. Der Nachrichtenüberblick am Abend
Stand:
Mit seiner Politik versucht der russische Präsident Wladimir Putin selbst persönlichste Bereiche der Bürgerinnen und Bürger zu beeinflussen. Eine aufwendige Recherche der „Washington Post“ ermöglicht Einblicke in seine Agenda, traditionelle Familienwerte zu stärken und gleichzeitig Frauenrechte zu schwächen.
„Viele unserer Großmütter hatten sieben oder acht Kinder“, verkündete Putin bei einer Rede im November. „Wir sollten diese Werte schützen und die wundervolle Tradition wiederbeleben“, sagte er weiter.Schon seit Jahren sinkt in Russland die Geburtenrate.
Dem Bericht zufolge hält Putin die Steigerung der Rate für ein Ziel von „nationaler Bedeutung“. So würden Frauen mit besonders vielen Kindern öffentlich gelobt, ausgezeichnet oder befördert. Wie zum Beispiel Maria Lvova-Belova, Mutter von zehn Kindern, die zur nationalen Kinder-Ombudsfrau ernannt wurde.
Putin habe außerdem den sowjetischen Orden „Heldenmutter“ für Frauen mit zehn Kindern wiedereingeführt. Auch Mütter von gefallenen Soldaten werden als Heldinnen bezeichnet. Frauen werden zudem ermutigt, auf Bildung und Karriere zu verzichten und sich auf ihre Rolle als Mütter zu konzentrieren.
Daneben gibt es auch Gesetze, die Frauenrechte einschränken: Der Zugang zu Abtreibungskliniken wurde erschwert, manche Formen häuslicher Gewalt legalisiert, Feministinnen und LGBTQ+ Aktivisten werden aktiv unterdrückt. „Putin hat Angst vor Feministinnen“, ist sich Sergei Guriev sicher. Er ist Wissenschaftler an der Sciences Po in Frankreich und früher Leiter der russischen Schule für Höhere Ökonomie. „Feminismus wird nicht akzeptiert“, sagt er.
„Die ganze Ideologie zielt auf Frauen ab“, sagt Marianna Muravyeva, Professorin an der Uni Helsinki. „Wir sollen zurück zur Tradition. Und Tradition bedeutet 1917.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Militärexperte Gustav Gressel schätzt die aktuelle Lage der Ukraine ein. Auf dem Schlachtfeld liegt der Teufel demnach im Detail – und die Bedingungen für Verhandlungen sind nicht gegeben. Mehr hier
- In Russland mehren sich Nachrichten einer ungewöhnlichen Verlegung von politischen Gefangenen. Der prominente Oppositionspolitiker Ilja Jaschin sei nun ebenfalls aus dem Straflager Nummer drei im Gebiet Smolensk in eine unbekannte Richtung weggebracht worden, teilte seine Anwältin Tatjana Solomina mit. Mehr hier
- Russlands Marine hat eine großangelegte Übung begonnen. Fast die gesamte Flotte sei daran beteiligt, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Die Übung finde im Nördlichen Eismeer, im Pazifischen Ozean sowie in der Ostsee und im Kaspischen Meer statt. Mehr hier
- In Westafrika stationierte Wagner-Söldner hatten vergangene Woche bei Kämpfen gegen Tuareg-Rebellen im Norden Malis laut russischen Telegram-Kanälen erhebliche Verluste erlitten. Der ukrainische Militärgeheimdienst hat nun bekannt gegeben, die Tuareg unterstützt zu haben. Mehr hier
- Die Ukraine bereitet sich nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj schon jetzt auf den kommenden Winter vor, um eine größere Energiekrise zu verhindern. Er berichtete in seiner abendlichen Videoansprache von einem Besuch in der ostukrainischen Großstadt Charkiw, die immer wieder von russischen Angriffen getroffen wird. Mehr hier
- Ein Jahr nach dem Wirbel um einen verweigerten Handschlag und ihr vermeintliches Olympia-Aus hat Fechterin Olga Charlan die erste Medaille für die Ukraine bei den Sommerspielen in Paris gewonnen. Die 33-Jährige entschied im Säbel-Wettbewerb nach einer starken Aufholjagd den Kampf um Bronze gegen die Südkoreanerin Choi Sebin für sich. Mehr hier
- Der ukrainische Haushalt hat für 2024 und 2025 einen Mehrbedarf von jeweils mindestens 11 Milliarden Euro. Dies sagte der ukrainische Finanzminister Serhij Martschenko in einem Interview mit der Agentur RBK-Ukraine. Mehr in unserem Newsblog
- Die russischen Truppen haben bei ihrem Vormarsch in der Ostukraine nach eigenen Angaben den Ort Piwdenne unweit der Kleinstadt Torezk eingenommen. Ukrainische Militärbeobachter kennzeichneten das Dorf im Gebiet Donezk bereits seit mehreren Tagen als unter russischer Kontrolle stehend.
- Ein Gericht in Kiew hat einen Wachmann zu vier Jahren Haft verurteilt. Der Mann hatte es versäumt, während eines Luftangriffs die Tür zu einem Schutzraum zu öffnen. Dadurch kamen drei Menschen ums Leben, darunter ein 9-jähriges Mädchen.
- Ein russisches Militärgericht hat einen Mann wegen Hochverrats zu 14 Jahren Haft verurteilt, weil diese einer pro-ukrainischen Miliz beigetreten sein und einen Anschlag geplant haben soll. Das Gericht in der sibirischen Region Krasnojarsk verurteilte Artem Sanscharajew am Dienstag, weil er ein „überzeugter ideologischer Gegner“ Russlands und „unzufrieden mit dem derzeitigen politischen Regime“ sei.
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