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Ukraine-Invasion Tag 943: Wie russische Angriffswellen auf den Energiesektor die ukrainische Zivilbevölkerung treffen
Satellitenbilder sollen gescheiterten russischen Atomraketen-Test zeigen. Wolodymyr Selenskyj ist zu Besuch in den USA eingetroffen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Russische Angriffe auf ukrainische Kraftwerke bringen die dortige Wirtschaft in Bedrängnis. In Angriffswellen seit März wurde rund die Hälfte der ukrainischen Stromerzeugungskapazitäten zerstört. Was das für Unternehmen und die Bürgerinnen und Bürger bedeutet, davon berichtet das „Wall Street Journal“. Quelle hier.
Für den ukrainischen Stahlriesen Interpipe haben sich die Produktionskosten mehr als verdoppelt, aufgrund von Stromausfällen musste die zweitgrößte Kinokette des Landes mehr als 80.000 Tickets erstatten. Für Verbraucher haben sich die Strompreise seit Beginn des Jahres verdoppelt. Während das Land früher Strom exportierte, muss es inzwischen Energie einführen.
Die Bürgerinnen und Bürger werden von der Regierung in Kiew angehalten, möglichst wenig Strom zu verbrauchen, Unternehmen erhalten vergünstigte Kredite zum Kauf von Generatoren, um möglichst unabhängig zu sein.
Doch mit dem Winter im Blick, droht die Lage immer schwieriger zu werden. „Wir sind immer noch in Betrieb, aber die Kosten sind um das Eineinhalbfache gestiegen“, sagte Interpipe-CEO Andriy Korotkov. Eine weitere Strompreiserhöhung würde dazu führen, dass Interpipe auf den internationalen Märkten nicht wettbewerbsfähig ist.
Solomiya Bratakh leitet einen Milch- und Käsebetrieb – auch sie bangt jeden Tag um Energie für ihre Kühlanlagen. „Wir haben einen Geschäftsplan geschrieben – es gab eine fünfjährige Entwicklungsstrategie –, aber jetzt planen wir von einem Tag auf den anderen“, erzählt sie. Um die steigenden Energiekosten zu decken, musste sie ihre Produkte ebenfalls verteuern. Zurückstecken will sie aber nicht: „Wir sind nicht bereit, aufzugeben.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages:
- Satellitenbilder des russischen Raketensilos Plesetsk in der Region Archangelsk, die am 21. September aufgenommen wurden, deuten darauf hin, dass ein Test einer nuklearfähigen Interkontinentalrakete (ICBM) vom Typ RS-28 „Sarmat“ offenbar fehlgeschlagen ist. Mehr hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu einem möglicherweise für die weitere Kriegsführung entscheidenden Besuch in den USA eingetroffen. Zu Beginn seines Aufenthalts besichtigte er eine Fabrik für Artilleriemunition im Bundesstaat Pennsylvania. Mehr hier.
- Der Kreml hat höchstwahrscheinlich Matrosen aus der Besatzung der „Admiral Kusnezow“, dem einzigen Flugzeugträger des russischen Militärs, versetzt und an die Front in die Ukraine geschickt. Analysten des OSINT-Projekts „Moklasen“ zufolge bildeten zumindest einige der Besatzungsmitglieder des Schiffes das sogenannte mechanisierte Fregattenbataillon. Mehr im Liveblog.
- Im Streit um den Zugang zu Gewässern rund um die Krim-Halbinsel haben sich die Ukraine und Russland am Montag vor dem Ständigen Schiedshof in Den Haag ein Wortgefecht geliefert. Der Vertreter der Ukraine, Anton Korynewytsch, warf Russland vor, zu denken, es stehe über dem Völkerrecht und könne „nach seinen eigenen Regeln spielen“.
- Die Vertreter Russlands werden von den Gedenkfeierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ausgeschlossen. Das verkündete das Museum Auschwitz am Montag und begründete den Ausschluss der russischen Repräsentanten damit, dass eine solche Präsenz angesichts des Krieges in der Ukraine „zynisch wäre“.
- Bei einem erfolgreichen ukrainischen Angriff auf ein russisches Munitionslager in Toropets in der Region Twer vergangene Woche soll der Munitionsvorrat für zwei bis vier Kriegsmonate vernichtet worden seien. Dies berichtet Andriy Kovalenko, Leiter des ukrainischen Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates.
- Bei einem russischen Luftangriff auf die südukrainische Großstadt Saporischschja sind nach örtlichen Behördenangaben 16 Menschen verletzt worden. Es war nach ukrainischen Medienberichten das erste Mal, dass die Stadt mit sogenannten Gleitbomben beschossen wurde.
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