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Ukraine-Invasion: Weiterentwickelte Drohnen lassen den Krieg zum „Alptraum ganz anderer Art“ werden
Trump stellt Ukraine-Hilfen ein + Selenskyj drückt Bedauern über Eklat mit dem US-Präsidenten aus + Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Stand:
Scharfschützengewehre, Panzer, Haubitzen und vieles mehr – im russischen Angriffskrieg werden diverse Waffen aufgefahren. Recherchen der „New York Times“ (Quelle hier) zufolge können sie es aber alle nicht mit Drohnen aufnehmen.
Demnach habe eine sich ständig weiterentwickelnde Drohnen-Technologie das dritte Kriegsjahr in der Ukraine tödlicher gemacht als die ersten beiden Jahre zusammen. Drohnen seien für etwa 70 Prozent aller russischen und ukrainischen Opfer verantwortlich, sagt Roman Kostenko, Vorsitzender des Verteidigungs- und Geheimdienstausschusses im ukrainischen Parlament. Sie töteten Berichten von Kommandeuren und Beamten zufolge mittlerweile mehr Soldaten und zerstörten mehr gepanzerte Fahrzeuge als alle traditionellen Kriegswaffen zusammen.
Aktuell habe der Krieg daher kaum noch Ähnlichkeit mit früheren Schlachten. Drohnenpiloten griffen aus der Sicherheit von Bunkern oder versteckten Positionen mit Joysticks und Videobildschirmen an, oft meilenweit von den Kampfhandlungen entfernt. Soldaten sagen, es sei seltsam persönlich geworden, wenn solche Roboter bestimmte Autos oder sogar einzelne Soldaten jagen würden. „Vor Artillerie kann man sich verstecken“, sagt Bohdan, stellvertretender Kommandeur der Nationalen Polizeibrigade. Drohnen seien jedoch „ein Alptraum ganz anderer Art“, sagt er. Er habe das Gefühl, als stünden tausend Scharfschützen am Himmel.
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Im vergangenen Jahr hätten Drohnen, die schwindenden Lieferungen westlicher Artillerie und Raketen an die Ukraine kompensiert. Hinzu kommt: Drohnen seien viel billiger und einfacher zu bauen. Ukrainische Behörden sagten dem Bericht zufolge, sie hätten bis 2024 mehr als eine Million First-Person-View-Drohnen (FPV-Drohnen) hergestellt. Russland behauptet, es könne täglich 4.000 Drohnen produzieren. Der Kommandeur der ukrainischen Drohnenstreitkräfte, Oberst Vadym Sukharevsky, sagt, die Ukraine verfolge jetzt eine Militärstrategie, bei der Roboter an erster Stelle stehen.
Im Dezember hätten die Ukrainer den ersten vollständig robotischen Angriff mit kombinierten Waffen durchgeführt. Russische Streitkräfte hätten versucht, die ferngesteuerten Fahrzeuge mit Granatwerfern und durch Sprengstoffabwürfe aus ihren eigenen Drohnen zu zerstören, sagt Brigadesprecher Leutnant Wolodymyr Dehtyaryov. Die Soldaten operierten aus einem Bunker hinter der ukrainischen Frontlinie. „Drohnen zeigen, dass derjenige den Krieg gewinnt, der sich schneller anpasst“, sagt er.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Drei Jahre nach Kriegsbeginn stellt die US-Regierung ihre Militärhilfe für die Ukraine vorerst ein und bringt das von Russland angegriffene Land damit in schwere Nöte. Präsident Donald Trump wolle einen Friedensschluss erreichen, hieß es aus dem Weißen Haus. Die Hilfe werde daher bis auf Weiteres ausgesetzt und überprüft. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geht nach dem Eklat im Weißen Haus auf US-Präsident Donald Trump zu und hat sein Bedauern über den Streit geäußert. „Es ist bedauerlich, dass es so passiert ist. Es ist Zeit, die Dinge in Ordnung zu bringen“, schrieb er auf Englisch auf der Plattform X. Zur Vorbereitung auf mögliche Friedensverhandlungen für sein Land schlägt er eine „Waffenruhe“ in der Luft und zur See vor. Mehr dazu lesen Sie in unserem Newsblog.
- Frankreich hat die Aussetzung der US-Militärhilfe für die Ukraine kritisiert. Durch einen Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine würden der „Aggressor“ Russland gestärkt und die Aussicht auf einen Friedensschluss geschmälert, sagte der französische beigeordnete Europaminister Benjamin Haddad am Dienstag im Fernsehsender France 2.
- Die USA setzen den angekündigten Stopp von Hilfslieferungen an die Ukraine dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk zufolge bereits um. „Meldungen von der Grenze, von unserem Drehkreuz in Jasionka, bestätigen die Ankündigungen der amerikanischen Seite“, sagte Tusk in Warschau. Es gebe keinen Grund zur Annahme, die US-Ankündigungen seien „nur leere Worte“, zitierte ihn die örtliche Nachrichtenagentur PAP.
- Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban wird nach eigenen Worten am Mittwoch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron über die Ukraine sprechen. Orban hat im Gegensatz zu Macron und den meisten Staats- und Regierungschefs der EU den Stopp der amerikanischen Militärhilfen für die Ukraine begrüßt und damit breite Kritik unter den europäischen Partnern ausgelöst. Mehr dazu hier.
- Angesichts der vorläufigen Einstellung der US-Hilfen für die Ukraine fordert die Grünen-Vorsitzende Franziska Brantner, das ursprünglich noch von der Ampelregierung geplante Hilfspaket für das von Russland angegriffene Land freizugeben. „Jetzt muss endlich der Finanzminister von Herrn (Bundeskanzler Olaf) Scholz die Vorlage an den Bundestag weitergeben, damit die drei Milliarden, die ja schon lange geplant sind, an Unterstützung für die Ukraine freigegeben werden können“, sagte sie im „Frühstart“ von RTL und ntv.
- Die Ukraine setzt auf Unterstützung der europäischen Verbündeten und betont zugleich ihre Verhandlungsbereitschaft mit der US-Regierung. „Wir diskutieren die Optionen mit unseren europäischen Partnern“, schrieb der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak im Onlinedienst X. „Und natürlich schließen wir die Möglichkeit von Verhandlungen mit unseren amerikanischen Kollegen nicht aus“, fügte er hinzu.
- Nach dem historischen Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj hat Trumps Vizepräsident JD Vance sich zuversichtlich geäußert, dass Selenskyj Friedensgesprächen mit Russland zustimmen werde. Zwar habe Selenskyj bei seinem Besuch im Weißen Haus „eine offensichtliche Abneigung“ gezeigt, sich am von Trump anvisierten „Friedensprozess“ zu beteiligen, sagte Vance in einem Interview mit dem Nachrichtensender Fox News, fügte aber an: „Aber ich denke, er wird letztendlich soweit sein“. Mehr dazu hier.
- Nach Großbritannien und Frankreich hat auch Australien Bereitschaft signalisiert, im Falle einer Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine Friedenstruppen in das angegriffene Land zu entsenden. Seine Regierung sei bereit, die Ukraine zu unterstützen und eine mögliche Friedensmission in Betracht zu ziehen, sagte Premierminister Anthony Albanese vor Journalisten. Mehr dazu hier.
- Zwei Tage vor einem EU-Krisengipfel zur Ukraine hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen „Plan zur Wiederaufrüstung Europas“ vorgeschlagen. Der Fünf-Punkte-Plan umfasst eine Lockerung der Schuldenregeln sowie verschiedene Anreize zur Steigerung der Verteidigungsausgaben, wie von der Leyen sagte. Mehr dazu hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eigenen Angaben zufolge mit Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz gesprochen. In dem Gespräch sei es um die künftige Zusammenarbeit gegangen, teilt Selenskyj auf der Plattform X mit.
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