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„Voices of Europe“: So blicken die Mitgliedstaaten auf die Europawahl
In den 27 EU-Mitgliedstaaten wird von Donnerstag bis Sonntag über ein neues Europaparlament abgestimmt. Welche Themen beschäftigen die Menschen dort? Ein Überblick.
Stand:
Rund 370 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürger der EU sind in diesen Tagen aufgefordert, ihre Stimme für ein neues Europaparlament abzugeben. Die Wahl ist eine der größten weltweit. Im Vorfeld der Europawahlen hat sich der Tagesspiegel mit Medienpartnern aus den verschiedenen Mitgliedstaaten zum Projekt „Voices of Europe“ zusammengeschlossen.
Zahlreiche Journalistinnen und Journalisten haben in diesem Rahmen aus ihren Ländern darüber berichtet, welche Rolle die Europawahlen dort spielen und welche Themen die Menschen besonders bewegen.

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Zypern: Hoffnung auf Wiedervereinigung
Im geteilten Zypern haben die Wahlen zum Europäischen Parlament eine besondere Bedeutung: Nur hier können griechische und türkische Zyprioten gemeinsam abstimmen.
Kyriakos Pieridis von der zypriotischen Tageszeitung „Politis“ erklärt, warum die Europawahl für Zypern − auch mit Blick auf eine mögliche Wiedervereinigung − so wichtig ist.
Estland: Wechselt Kaja Kallas nach Brüssel?
Unter europäischen Kollegen genießt die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hohes Ansehen. In ihrer Heimat hat sie zuletzt an Beliebtheit eingebüßt. Beste Voraussetzungen für einen Wechsel in die Europa-Politik, meint Herman Kelomees, Politik-Redakteur von „Delfi“.
Irland: Immun gegen Rechtspopulismus?
Irland gehört zu den wenigen europäischen Ländern, in denen rechte Parteien kaum Erfolg haben. Dennoch wird die Europawahl für das Land zur Herausforderung. Denn kaum jemand interessiert sich dafür, schreibt Patrick Smyth von der „Irish Times“.
Italien: Europawahl spaltet Regierung von Meloni und Salvini
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bemüht sich um gute Beziehungen zu den europäischen Partnern. Doch ihr Stellvertreter wettert gegen die EU − und sucht die Nähe zu Russland.
Alessandro Calvi, der unter anderem für das italienische Nachrichtenmagazin „Internazionale“ schreibt, erklärt, welche innenpolitischen Fragen die Wahl mit sich bringt.
Luxemburg: Kleiner Staat, großer Einfluss
Die europäische Integration ist Teil der Luxemburger Staatsräson. Doch hinter den Kulissen verteidigt das kleine Land konsequent nationale Interessen.
Christoph Bumb, Chefredakteur von „Reporter.lu“, einem Onlinemagazin für investigativen Journalismus, erklärt, was hinter Luxemburgs umstrittener Steuerpolitik steckt.
Malta: Warum Migration das beherrschende Thema ist
Die negativen Folgen des Wirtschaftsbooms beschäftigen die Bewohner Maltas bei der Europawahl am meisten, schreibt Herman Grech, Chefredakteur der maltesischen Tageszeitung „Times of Malta“. Und erklärt, welche spannende Rolle die beliebte Präsidentin des Europaparlaments, Roberta Metsola, in der Politik ihres Landes spielt.
Polen: Moderate Parteien und rechte Positionen
Bei der Europawahl kann das Bündnis von Regierungschef Tusk auf ein gutes Ergebnis hoffen. Die Partei setzt zunehmend auf konservative Positionen – das kommt bei vielen Polen gut an.
Adam Ostolski von der „Krytyka Polityczna“ beschreibt, wie die politische Mitte in Polen wählen wird.
Portugal: „Ära des Nationalpopulismus“
Bei den jüngsten Parlamentswahlen in Portugal hat die rechtsextreme Chega Rekordergebnisse erzielt. Doch im Gegensatz zu vergleichbaren Parteien in Europa führt sie keinen antieuropäischen Wahlkampf.
Hélder Gomes von der Wochenzeitung „Expresso“ erklärt, warum auch in Portugal rechte Kräfte Einfluss gewinnen konnten.
Ungarn: Hat sich Viktor Orbán verkalkuliert?
In Ungarn finden erstmals die Kommunalwahlen und die Wahl zum Europaparlament gleichzeitig statt. Für die Regierungspartei Fidesz ist das ein Risiko, sagt die Politikwissenschaftlerin Kata Moravecz.
Belgien: Es droht die Unregierbarkeit
Mehr als der Europawahl gilt in Belgien die Aufmerksamkeit vor allem den Parlaments- und Regionalwahlen am 9. Juni. Dem Land droht eine schwierige Regierungsbildung. Für Europa interessiert sich indes kaum jemand. Warum das so ist, erklärt Olivier Le Bussy, Journalist bei der belgischen französischsprachigen Zeitung „La Libre Belgique“.
Spanien: Es geht um Katalonien und Korruption
Die Innenpolitik dominiert den spanischen EU-Wahlkampf. Ein Erfolg der Rechten könnte die Regierung des sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez erschüttern, schreibt Andrés Gil vom Onlinemedium „elDiario.es“.
Bulgarien: Warum sich mein Land in Europa mehr einbringen muss
Die Wahl des Europäischen Parlaments hat große Bedeutung für Bulgarien. Das Land möchte Teil der Schengen- und der Euro-Zone werden. Dafür nutzt es in Brüssel aber nicht seine Möglichkeiten, argumentiert Monika Varbanova, Reporterin bei dem bulgarischen Wirtschaftsmedium „Capital.bg“.
Deutschland: Angst vor einem Rechtsruck
Wenn an diesem Sonntag das Europaparlament gewählt wird, geht es für viele Deutsche vor allem um eine Frage: Wie stark werden die Rechten?
Denn in Deutschland wie in vielen anderen Mitgliedstaaten sind die Europawahlen wichtige nationale Stimmungsbarometer, schreiben die Tagesspiegel-Journalistinnen Anja Wehler-Schöck und Nina Breher.
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