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„Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet“: Baltische Staaten wollen sich am Samstag von Russlands Stromnetz abkoppeln
Litauen, Lettland und Estland wollen künftig ans europäische Stromnetz anschließen. Mit dem „historischen Projekt“ wollen sich Baltenstaaten unabhängiger von Russland machen.
Stand:
Die drei Baltenstaaten Estland, Lettland und Litauen kappen am Samstag ihre Verbindung zum russischen Stromnetz. Damit könne Russland „Energie nicht mehr als Erpressungsmittel nutzen“, schrieb die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas am Freitag im Onlinedienst X. Zu diesem Anlass reist EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ins Baltikum.
Damit könne Russland „Energie nicht mehr als Erpressungsmittel nutzen“, schrieb Kallas am Freitag im Onlinedienst X. Die frühere estnische Regierungschefin Kallas sprach von einem „Sieg für die die Freiheit und die europäische Einheit“.
Baltische Staaten wollen Anschluss an EU-Strom
Estland, Lettland und Litauen wollen am Samstag die Verbindung zum russischen Stromnetz kappen. Die Netzbetreiber der drei Baltenstaaten hatten den Schritt im vergangenen Sommer angekündigt. Die Abkopplung wird vor allem als politisches Signal an Russlands Präsident Wladimir Putin gewertet. Denn den Bezug von russischem Strom und Gas hatten die Balten bereits nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 gestoppt.
Nach der Abkopplung vom russischen Stromnetz wollen sich die Länder ans europäische Netz anschließen. Dies soll über Polen erfolgen. Die Länder hatten bereits 2018 beschlossen, ihre Energieleitungen mit dem europäischen Stromnetz zu synchronisieren. Sie hatten dafür finanzielle Hilfe zugesagt bekommen.
Stromnetz-Kappung als „historisches Projekt“
Ende Januar gab der lettische Klima- und Energieminister Kaspars Melnis nach einem gemeinsamen Treffen mit seinen lettischen und litauischen Amtskollegen in Riga bekannt, dass er sich für die infrastrukturelle Anbindung gut gerüstet sehe. „Wir sind auf allen Ebenen bereit, die Synchronisierung zu vollenden“, sagte Melnis und ergänzte: „Alles läuft nach Plan“.
Der litauische Energieminister Zygimantas Vaiciunas sprach von einem „historischen Projekt“, das darauf abziele, dass Energie nicht als Waffe gegen die noch am Netz der beiden Nachbarländer im Osten hängenden Ostseestaaten eingesetzt werden kann.
Auch Estlands Energieministerin Yoko Alender betonte, die Synchronisierung mit dem europäischen Frequenzbereich diene dazu, das baltische Energiesystem vollständig sicher und unabhängig von russischer Kontrolle zu machen.
Wir wollen, dass Strom nur zwischen Partnern hin- und her fließt, denen man vollkommen vertrauen kann.
Yoko Alender, Energieministerin Estland
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hatten die Balten den Kauf von russischem Gas und Strom gestoppt. Lettland, Litauen und Estland waren bis 1991 Teil der Sowjetunion.
Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet. Unsere Bevölkerung kann beruhigt sein, alles ist unter Kontrolle.
Zygimantas Vaiciunas, Energieminister Litauens
Entgegen dem Trend: Slowakei bezieht wieder Gas aus Russland
Die Slowakei bezieht einen Monat nach einem ukrainischen Transitstopp aktuell wieder Gas aus Russland. Wie der staatliche slowakische Gasversorger SPP am Donnerstag mitteilte, wird das Gas nun statt über die Ukraine, die Türkei und Ungarn transportiert. SPP wolle den noch bis 2034 laufenden Gasliefervertrag mit dem russischen Konzern Gazprom trotz politischer Bedenken einhalten, sagte SPP-Chef Vojtech Ferencz Journalisten in Bratislava.
Die Ukraine hatte mit dem Auslaufen eines Liefervertrags mit Gazprom zum Jahreswechsel die Durchleitung von russischem Gas gestoppt. Damit sollte verhindert werden, dass das Land dem Aggressor auch noch dabei hilft, Einnahmen aus dem Gasverkauf zu beziehen.
Das EU-Land Slowakei ist jedoch so abhängig von russischem Gas wie kaum ein anderes Land in Europa und protestierte heftig gegen den Transitstopp. Bratislava berief sich dabei auf den EU-Assoziationsvertrag mit der Ukraine, der trotz des Krieges Gaslieferungen aus Russland an EU-Länder vorsieht, um diese vor Energieknappheit zu bewahren. (AFP, dpa, mira)
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