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ARD/rbb MÄDCHEN KÖNNEN KEIN FUSSBALL SPIELEN, "Die Geschichte der Pionierinnen des Frauenfußballs", am Freitag (04.07.25) um 23:15 Uhr im ERSTEN. Birgit Dahlke als junge Spielerin beim SV Prüm. © rbb/Brigit Dahlke, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter rbb-Sendung bei Nennung "Bild: rbb/Brigit Dahlke" (S2+). rbb Presse & Information, Masurenallee 8-14, 14057 Berlin, Tel: 030/97 99 3-12118 oder -12116, pressefoto@rbb-online.de

© rbb/Brigit Dahlke

ARD-Doku über Emanzipation auf dem Rasen: Und ob Mädchen Fußball spielen können!

Eine sehenswerte Doku zur Geschichte der Pionierinnen des Frauenfußballs zeigt, wie sehr wir (Männer) uns manchmal irren. Auch mit einem Kaffeeservice als Titel-Prämie.

Stand:

Wer sich in diesen Tagen das TV-Programm anschaut, die Fußball-EM im Fernsehen, der glaubt es kaum: Es gab eine Zeit, in der Frauen in Deutschland nicht Fußball spielen durften, wo Männer dachten, sie könnten Frauen von den Plätzen fernhalten, und der DFB Frauen verbot, unter seinem Dach zu spielen.

Der Grund: „Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand“. Diesem Wahnsinn ist der Autor Torsten Körner auf der Spur: „Mädchen können kein Fußball spielen. Die Geschichte der Pionierinnen des Frauenfußballs“ (ARD Mediathek).

Die herzerfrischende Doku erzählt von Heldinnen des Frauenfußballs wie Anna Trabant-Haarbach, Bärbel Wohlleben, Hannelore Ratzeburg, Petra Landers oder Birgit Dahlke, die den Widerständen (bisweilen auch der Ehemänner) trotzten und einfach ihr Spiel machten.

Vom Frauenfußballverbot des DFB aus den 1950er Jahren, das bis 1970 reichte, über hämische und sexistische Kommentare von Sportreportern bis hin zum ersten EM-Titel 1991, bei dem es für jede deutsche Spielerin ein Kaffeeservice (!) als Prämie gab.

Birgit Dahlke als junge Spielerin und heute.

© rbb/Brigit Dahlke/DOCDAYS

Diese Frauen spielten, als der DFB es ihnen verbot. Sie mussten sich Bolzplätze suchen oder wurden gar von diesen vertrieben. Frei gegen Sepp Herbergers Verdikt aus den 50ern: Fußball sei ein Kampfsport und deswegen nichts für Frauen.

Sie spielten sich zum ersten offiziell anerkannten Länderspiel gegen die Schweiz 1982. Und schließlich zu internationalen Erfolgen. Europameister, Weltmeister, Olympiasieger. Das alles war mehr als ein sportlicher Wettkampf. Es war ein Ringen um Anerkennung und um Frauenrechte, gegen das stark patriarchale Verhalten.

Überrascht hat mich auch meine eigene maskuline Sicht auf den Fußball. Erst durch die Recherche für Buch und Film hab’ ich besser verstanden, warum Männer ,ihren‘ Fußball so sehr gegen die Frauen verteidigt haben.

Autor Torsten Körner über seine Doku 

Und als das alles endlich erreicht wurde, eine Genugtuung, die man den Frauen vor der Kamera anmerken kann. Tränen der Rührung. Da tröstet es wenig, dass den Fußballfrauen in der DDR (wie Doreen Meier) damals mehr Verständnis entgegengebracht wurde.

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Es dürfte vielen Zuschauern so ergehen wie Torsten Körner bei der Recherche – parallel erschien auch ein Buch – und beim Dreh. Ihn habe die unverwüstlich gute Laune und Resilienz der Frauen positiv überrascht, sagt Körner dem Tagesspiegel. Trotz der vielen Hürden, auch die Emotionalität der Gesprächspartnerinnen, ihre immer noch bisweilen aufflammende Wut gegenüber dem DFB, seinem Fußballverbot und den vorgestrigen Männern damals im Verband.

„Überrascht hat mich auch meine eigene maskuline Sicht auf den Fußball. Erst durch die Recherche hab’ ich besser verstanden, warum Männer ,ihren‘ Fußball so sehr gegen die Frauen verteidigt haben. Der Fußball war die Gefühls- und Glücksarena des Mannes, beim Fußball, im Stadion konnte er ungehemmt seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Frauen schienen da zu stören, man wollte unter sich bleiben. Ich habe durch die Recherche besser verstanden, dass ich selbst als Kind in diese männliche Fußballarena hineingeboren wurde.“

Körners 90-minütige Doku ist eine erhellende, kulturelle und gesellschaftliche Zeitreise über weibliches Empowerment und Emanzipation auf dem Rasen, sehenswert montiert als lebendiger Dialog zwischen den Erzählungen der Zeitzeuginnen und Fundstücken aus dem Archiv.

Sie haben es weit gebracht, sehr weit. Jetzt müssen die deutschen Frauen nur noch Europameister werden. Etwas mehr als ein Kaffeeservice vom DFB dürfte dabei ja als Prämie herausspringen.

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