
© & TM DC, Panini Comics
Flix lässt Superman ein Berlin-Abenteuer erleben: Kryptonische Kraftprobe im Olympiastadion
Der Berliner Comiczeichner Flix holt den amerikanischsten aller Superhelden für einen Sondereinsatz nach Deutschland. Als Kulisse dient das Berlin des Jahres 1948.
Stand:
Eigentlich soll der US-Zeitungsreporter Clark Kent bei dieser Dienstreise ins Berlin des Jahres 1948 nur über einen neuen Superstahl made in Germany berichten, den ein deutscher Industrieller entwickelt haben will. Doch dann kommt alles ganz anders. Kents Alter Ego Superman gerät in eine bedrohliche Lage – und das Comicpublikum bekommt ein Abenteuer mit dem dienstältesten Superhelden der Welt geboten, wie man es so noch nicht gesehen hat.
Das liegt neben dem für amerikanische Superhelden-Abenteuer eher unkonventionellen Schauplatz Berlin vor allem daran, wer die Geschichte gezeichnet hat, die in dem Sammelband „Superman: The World“ des US-Verlages DC Comics enthalten ist, der jetzt in 17 Ländern gleichzeitig erscheint.
Spirou, Marsupilami – und nun Superman
Es ist der Berliner Comiczeichner Felix Görmann, besser bekannt als Flix. Der 48-Jährige, der einige Jahre auch für den Tagesspiegel gezeichnet hat, hat sich in den vergangenen 20 Jahren mit vielen eigenen Comics sowie Neuinterpretationen frankobelgischer Comic-Figuren wie Spirou und Marsupilami einen Namen gemacht.

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Sein Zeichenstrich und seine Erzählweise sind allerdings weit entfernt vom harten, hyperdynamischen Action-Stil US-amerikanischer Comic-Hefte und vermitteln eher eine freundliche, spielerische Anmutung in der frankobelgischen Comic-Tradition.
„Das war genau der Grund, warum ich diesen Job bekommen habe“, sagt Flix im Gespräch. „Es sollte ,anders’ aussehen und meine Handschrift tragen.“
Für den Sammelband „Superman: The World“ hat der DC Verlag, der die Rechte an der Figur Superman besitzt, Zeichner und Autoren aus einem Dutzend Länder zusammengebracht, die jeweils eine Kurzgeschichte beisteuern – eine Premiere in der 87-jährigen Geschichte von Superman. Ähnliche Projekte gab es zuvor auch schon mit den Figuren Batman und Joker, für die die Rechte ebenfalls beim DC-Verlag liegen.

© Mari Bomann
Sogar meine Mutter kennt Superman.
Comiczeichner Flix
„Eines Tages landete eine E-Mail vom deutschen Superman-Lizenznehmer, dem Panini-Verlag, in meinem Posteingang, mit der Frage, ob ich mir vorstellen könne, eine Geschichte mit dem Mann aus Stahl zu zeichnen“, erinnert sich Flix an die Anfänge des Projekts. „Da schluckt man erstmal, denn man weiß ja irgendwie, dass Superman eine der bekanntesten Comicfiguren der Welt ist – den kennt sogar meine Mutter.“ Und dann habe er gesagt: „Versuche ich gerne!“
„Durch die verschiedenen Hommagen, die Flix bereits gezeichnet hat, hat er sich einen guten Ruf erarbeitet und seine Reputation hat sicher auch bei DC zur Zustimmung beigetragen“, sagt Steffen Volkmer, Redakteur und Pressesprecher beim Stuttgarter Panini-Verlag. „Und es ist herrlich, dass sein Stil nun hier auf diese Helden-Ikone angewendet wird.“

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Flix’ Superman-Story trägt den Titel „Man of K-Ruppstahl“ - was unter anderem eine kritische Anspielung auf die von Adolf Hitler benutzte Redewendung „Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder“ ist. „Der Grund dafür erklärt sich in der Geschichte und der Zeit, in der sie spielt“, sagt Flix.
Bei der Entwicklung seiner zehnseitigen Geschichte gab es „erstaunlich wenige Vorgaben“, erinnert er sich. Das Wesentliche war, dass die Geschichte hierzulande spielen soll. Also habe er sich gefragt: „Was würde Superman machen, wenn er in Deutschland wäre?“
Nachwirkungen der NS-Zeit
Herausgekommen ist ein nostalgisch angehauchtes Abenteuer, in dem die Nachwirkungen der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs die Atmosphäre bestimmen. Deutsche Besonderheiten und bekannte Elemente des Superman-Universums fügt Flix zu einer spannenden Mischung zusammen.
Dazu passt, dass Flix‘ Superman vor allem in zeichnerischer Hinsicht eher knuffig als heroisch wirkt, wozu auch die gedämpften Pastellfarben beitragen, in denen die Geschichte koloriert ist. Allerdings führt Flix an mehreren Stellen eindrucksvoll vor, dass er auch rasante Actionszenen gut in Szene setzen kann.

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Im Zentrum der Handlung stehen der einst vom Planeten Krypton zur Erde gekommene Superheld, der demnächst auch im Kino wieder einen großen Auftritt hat, sowie einer seiner bekanntesten Gegenspieler. Als Kulisse dienen bekannte Berliner Wahrzeichen, die Flix größtenteils in an vergilbte Fotos erinnernden Sepiafarben koloriert hat. Vor allem sind dies das Olympiastadion, außerdem der Flughafen Tempelhof und das zu jener Zeit noch deutlich von den Kriegsfolgen gezeichnete Areal rund um das Brandenburger Tor.
Ich mag an Superman das Prinzip Hoffnung, das er verkörpert.
Flix
Seine ersten Superman-Zeichnungen hat Flix als Kind angefertigt. Dessen körperliche Stärke und sein Kampf für das Gute haben ihn damals schwer beeindruckt, sagt er: „Ich mag an Superman das Prinzip Hoffnung, das er verkörpert. Er hat was von einem großen Bruder, der einen raushaut, wenn man mal wieder Mist gebaut hat.“
So erklärt er sich auch, dass die Figur, die 1938 ihren ersten Auftritt in einem Comic-Heft hatte, bis heute ungebrochen populär ist: „Er steht für den Wunsch, dass man nicht allein ist“, sagt Flix. Im Kern sei Superman wie ein guter Geist, oder ein Kuscheltier, das einen durch die dunkle Nacht bringt. „Und das braucht man immer – auch nach 87 Jahren.“
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