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Abendland

© Filmgalerie 451

Die wichtigsten Kinostarts der Woche: Warum flieht Angela Merkel in den Wald?

Eine Ergänzung zu den Memoiren der Ex-Kanzlerin, explizite Sexszenen, Exzesse auf den Orkneyinseln und ganz viel Katzencontent. Wir haben die Filmpremieren für Sie gesichtet.

Stand:

Eine Klimaaktivistin mit Angela-Merkel-Maske in einem Baumhausdorf von Aussteigern – darauf muss man als Regisseur erst mal kommen. Unser heimlicher Kino-Favorit diese Woche ist aber ein Katzen-Schrein in Japan.

1 The Outrun

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Rona (Saoirse Ronan) träumt vom Einssein mit der Welt. Sie studiert in London Biologie, sie liebt es, sich in den Clubs zuzudröhnen, mit den anderen zu verschmelzen. Es klappt aber nur mit sehr viel Alkohol, Ronas Ekstasen schlagen dann um in Aggression und Gewalt.

Also fährt sie nach Hause zurück, auf die schottischen Orkneyinseln. Sie wohnt bei der frommen Mutter (Saskia Reeves), hilft dem bipolaren Vater (Stephen Dillane) auf der Schaffarm, geht zu den Anonymen Alkoholikern und verbringt einen Winter auf der abgelegenen Papay-Insel.

Die Heldinnen von Nora Fingscheidts Filmen sind Getriebene. Sie kämpfen gegen ihre inneren Dämonen und legen eine ungeheure Energie an den Tag. Eine schwankende, hektische Kamera, Zerr- und Vexierbilder: Auch in „The Outrun“ ist der Film von dieser Energie affiziert – und Nora Fingscheidt erneut eine Meisterin des Körperkinos.

Saoirse Ronan erweist sich dabei als kongeniale Darstellerin: Exzesse, Zusammenbrüche, Einsamkeit, Selbstermächtigung, manchmal bringt sie all das in nur einem Blick, einer Geste zum Ausdruck. Christiane Peitz

2 Die Katzen vom Gokogu-Schrein

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Regisseur Kazuhiro Sôda hat eigene Dokufilm-Gesetze: keine Recherche, keine Drehbücher, keine Musik, Kamera selbst führen. Es sind „beobachtende Filme“, „Die Katzen vom Gokogu-Schrein“ ist Sôdas zehnter.

Eine Art Kino, die nichts weiter tut, als das abzubilden und dem nachzuhorchen, was in der näheren Umgebung passiert. Hier ist es Gokogu, ein alter Shinto-Schrein in Ushimado, Heimat für Straßenkatzen, die von Bewohnern gefüttert, gestreichelt und sterilisiert werden.

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Das Ganze ist aber nicht nur zwei Stunden purer Kino-Katzencontent. Sôda plaudert mit Alten und Jungen, lässt sich ihre Geschichte erzählen, folgt buddhistischen Zeremonien. Eine atmosphärisch-dichte Meditation über das Prinzip der Fürsorge und den Kreislauf des Lebens. Markus Ehrenberg

3 The Visitor

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„Open legs, open borders“, „eat out the rich“, „keep calm and fuck on“. Nur die Parolen für ein queeres, antikoloniales Großbritannien unterbrechen in Rot, Gelb, Braun explizite Sexszenen.

Sie stehen für das Blut, den Urin und Kot des geheimnisvollen Schwarzen Besuchers, die die Londoner Upperclass-Familie verschlungen hat, in deren Villa er sich eingenistet hat. Angeschwemmt am Ufer der Themse, ist er einer von vielen, die nackt einem Koffer entstiegen.

Eine Alieninvasion. Der kanadische Undergroundfilmer Bruce LaBruce spielt mit der Doppelbedeutung von „Aliens“ – „Fremde“ und „Außerirdische“. Bezugspunkt ist eine Rede des konservativen Politikers Enoch Powell von 1968 gegen Einwanderung, in der er „Ströme von Blut“ prophezeite.

Damals war seine Karriere damit vorbei, heute sehen manche in ihm einen ungehörten Propheten. Das Problem: Diese Rede, die über den Beginn des Films gelegt ist, der sich frei an Pasolinis „Teorema“ anlehnt, ist in ihrer Widerwärtigkeit so erschreckend und aktuell, dass „The Visitor“ ästhetisch wie rhetorisch nicht gegenhalten kann und den Schwanz einziehen muss. Ingolf Patz

4 Reinas - Die Königinnen

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Die Eltern von Carlos müssen Münchhausen und Hans im Glück gewesen sein – herausgekommen ist ein sonniger Typ Mitte 40, der sich durchs Leben schlawinert.

Am Imbiss tauscht er einen Sack Zucker gegen frittierten Fisch, dann bezahlt er Flip-Flops mit einem geflickten Reifen. Seine Kinder kennen ihn nur flüchtig, ein Arrangement, mit dem bisher alle zufrieden waren. Jetzt aber hat Mutter Elena – sie lebt mit der kleinen Lucía und Teenie-Tochter Aurora in Perus Hauptstadt Lima – die Ausreise in die USA beantragt.

Die Härten des Alltags im politisch instabilen Peru der 1990er

Von Carlos braucht sie dafür eine Unterschrift. Und der merkt, dass er eigentlich doch gerne mehr Zeit mit seinen Reinas (spanisch für Königinnen) hätte ...

Ein toller Familienfilm mit differenzierten Charakteren und einer besonderen Stärke: Regisseurin Klaudia Reynicke – aufgewachsen zwischen drei Ländern – zeigt durchaus die Härten des Alltags im politisch instabilen Peru der 1990er und die Zerrissenheit durch Trennung und Abschied. Antje Scherer

5 Abendland

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Nachdem eine Klimaaktivistin mit einer Angela-Merkel-Maske vor der Polizei durch den Wald flüchtet, gelangt sie in ein Baumhausdorf von Austeigern, die eine anti-individualistische, autarke Kommune gebildet haben.

Die von ihnen als „Merkel“ oder „Frau Merkel“ angesprochene Aktivistin wird von den Nonkonformen gepflegt, aber auch kritisch beäugt. „Merkel“ könnte ihre Utopie verraten.

Regisseur Omer Fast liefert passend zu den Memoiren der Bundeskanzlerin, „Freiheit“, eine filmische Ergänzung. Sein Film ist vielmehr eine Fabel, ein Gedankenspiel, das so simpel daherkommt, aber doch eine unglaublich assoziative Wirkung hat.

So stellt sich auch die Frage, wer „Merkel“ eigentlich ist, wofür steht sie, die hier neben Guy Fawkes, Aladdin und der Vogelscheuche aus „Der Zauberer von Oz“ ikonisiert wird? Fabian Kurtz

6 A Different Man

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„Alles Unglück kommt daher, dass man nicht akzeptieren will, was ist“ – eine These, für die Edward mit seinem durch Wucherungen entstellten Gesicht wenig empfänglich ist.

Sein Unglück über diesen Zustand bestimmt Edwards Leben, und die Krankheit ist wohl auch schuld daran, dass er überall angestarrt wird, er als Möchtegern-Schauspieler keine Rollen bekommt und ihn die neue Nachbarin nicht küssen möchte.

Nach der Transformation zum „sexy Guy“

Als der Leidensdruck übermächtig wird, lässt er sich auf eine experimentelle Therapie ein. Regisseur Aaron Schimberg schafft mit Noir-Elementen Unruhe-Zustände: Hier ist wenig, wie es scheint, geschweige denn vorhersehbar.

Sebastian Stan spielt den (Anti-)Helden auch nach der Transformation zum „sexy Guy“ als nervös Getriebenen, der seine Mitverantwortung für die Reaktionen seiner Umwelt nicht wahrhaben will. Claudia Reinhard

7 13 Steps – Die unglaubliche Karriere von Edwin Moses

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In seiner Ära war Edwin Moses der größte Star der Leichtathletik. Fast zehn Jahre lang blieb er in 122 Rennen über 400 Meter Hürden ungeschlagen, stellte diverse Rekorde auf und wurde zweimal, 1976 und 1984, Olympiasieger.

Wie der Physikstudent aus Ohio quasi im Handstreich die Weltspitze eroberte, wie er – ohne explizite politische Gesten – seinen Status dafür einsetzte, die Bedingungen für alle Leichtathleten zu verbessern und nach seiner Karriere zum Antidoping-Kämpfer und wichtigen Botschafter des Weltsports wurde, das alles erzählt Regisseur Michael Welch detailliert und spannend, mit reichhaltigem Archivmaterial und einer Vielzahl an Interviews mit Moses selbst und Wegbegleitern wie Spike Lee oder Samuel L. Jackson. Jörg Wunder

8 Pol Pot Dancing

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König Monivong liebte den klassischen Kambodschanischen Tanz. Und aus dem königlichen Tanzensemble liebte er Chea Samy, eine Tänzerin mit bäuerlichen Wurzeln und einzigartigem Talent.

Als der König starb, heiratete Chea einen Hofbeamten und half, dessen jüngeren Bruder, Saloth Sâr, großzuziehen. Während der Roten-Khmer-Herrschaft tauchte sie unter, schrubbte das Geschirr der Kämpfer, die Diktator Pol Pot folgten.

Als sie sich eines Tages 1979 in ihrer Küche umdrehte, hing ein Foto Pol Pots an der Wand: Es war ihr Ziehsohn, Saloth Sâr, der ein Viertel der kambodschanischen Bevölkerung ausgelöscht hatte.

Chea Samy überlebte den Genozid als einzige der Hoftänzerinnen und bildete im Alleingang eine ganze Generation in der 2000 Jahre alten, nur mündlich überlieferten Kunst aus, die heute zum Weltkulturerbe gehört.

Enrique Sanchez Lansch begleitet eine von ihr ausgebildete Tänzerin feinsinnig durch diese wahre Geschichte, deren Trauma im kollektiven Gedächtnis des Landes nachwirkt. Thomas Wochnik

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