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Koyo Kouoh leitet die nächste Biennale von Venedig : An der Lagune wird’s politisch
Gut vernetzt und meinungsstark: Die aus Kamerun stammende Kuratorin verspricht für 2026 eine streitbare Ausstellung in den Giardini und im Arsenale.
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Eine exzellente Wahl: Koyo Kouoh wird die Hauptausstellung der nächsten Biennale 2026 in Venedig verantworten. Die aus Kamerun stammende Kuratorin ist derzeit Direktorin und Chefkuratorin des Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA) mit Sitz in Kapstadt. Zuvor leitete sie die Raw Material Company in Dakar im Senegal, ein von ihr gegründetes Zentrum für Kunst, Wissen und Gesellschaft. Im MOCAA widmet sie insbesondere afrikanischen und afrikanischstämmigen Künstlerinnen und Künstlern Einzelausstellungen.
Die in Kapstadt, Dakar und Basel lebende 57-Jährige wirkt gleichzeitig über den afrikanischen Kontinent hinaus. Ihre Laufbahn begann sie in der Schweiz, wo sie ebenso wie in Frankreich und in den USA Bankwesen und Kulturmanagement studierte. In ihrer Wahlheimat erfährt die Kuratorin große Wertschätzung. 2020 erhielt sie dort den Prix Meret Oppenheim, den Großen Schweizer Kunstpreis. Vor zwei Wochen endete die von ihr kuratierte Übersichtsausstellung zu panafrikanischer Kunst unter dem Titel „When We See Us“ im Kunstmuseum Basel.

© AFP/MARCO LONGARI
Die ausgewiesene Spezialistin für Fotografie, Video und Installationen im öffentlichen Raum ist als Ratgeberin international gefragt. So gehörte sie 2007 und 2012 zum Documenta-Team in Kassel. Zwei Jahre später holte sie die Berlinale als Jurorin des Kurzfilmfestivals nach Berlin. 2022 leitete sie die Phototriennale in Hamburg.
Mit Koyo Kouoh hat die Biennale eine große Netzwerkerin gewonnen. Biennale-Präsident Pietrangelo Buttafuoco lobte sich entsprechend für seine Wahl: „Mit ihr (Kouoh) hier in Venedig bestätigt die Biennale, was sie der Welt seit über einem Jahrhundert bietet: die Heimat der Zukunft zu sein.“ Auch für ihn dürfte die nächste Ausgabe spannend werden. Der Journalist und Vertraute von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni steht zum ersten Mal einer Biennale vor.
In ihrem Statement zur Berufung versprach Koyo Kouoh, „eine Ausstellung zusammenzustellen, von der ich hoffe, dass sie eine Bedeutung für die Welt hat, in der wir heute leben – und vor allem für die Welt, die wir schaffen wollen“. Gut möglich, dass sie stärker politische Akzente setzt; mit ihrer „Herzog Franz Lecture“ zuletzt in München gab sie eine Ahnung davon.
Die Kuratorin war im Oktober unter anderem von der Pinakothek der Moderne eingeladen worden, eine Festrede zu Ehren von Franz Herzog von Bayern als Dank für sein Mäzenatentum zu halten. Die Laudatorin nutzte die Gelegenheit, um dem Kulturbetrieb insbesondere in Deutschland mangelnde Empathie mit den Opfern der israelischen Kriegsführung in Gaza und im Libanon vorzuwerfen und kritisierte den Umgang mit politischen Meinungen in der Kunstszene. Das Publikum reagierte empört.
Umso interessanter dürfte Koyo Kouohs Motto für die Biennale di Venezia sein. Gerade erst endete die 60. Ausgabe mit 700.000 verkauften Tickets, allein an den Vorbesichtigungstagen kamen knapp 28.000 Besucher. Der von Kouohs Vorgänger Adriano Pedrosa gewählte Titel lautete „Fremde überall“.
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