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Der russische Pavillon in den Giardini wird wohl im April nicht öffnen.

© Phillip Bond/Mauritius images/Alamy Stock Photos

Krieg in der Ukraine: Leerstellen im Kunstbetrieb

Der russische Pavillon bei der Venedig Biennale soll geschlossen bleiben. Auch einige Museen in Russland reagieren auf den Krieg in der Ukraine.

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Kirill Savchenkov und Alexandra Sukhareva sollten in diesem Jahr den russischen Pavillon der Venedig Biennale bespielen. Die große Weltkunstausstellung mit Beiträgen von 80 Nationen soll am 23. April starten. Am Sonntag sagten die beiden Künstler in einem Instagram-Post ihre Teilnahme in Venedig ab.

Auf Alexandra Sukharevas Facebook-Seite heißt es: „Es gibt keinen Platz für Kunst Kunst, wenn Zivilisten unter dem Beschuss von Raketen sterben, wenn sich die Bürger der Ukraine in Bunkern verstecken, wenn russische Demonstranten zum Schweigen gebracht werden. Als gebürtige Russin werde ich meine Arbeit nicht im russischen Pavillon auf der Biennale von Venedig ausstellen.“

Der litauische Kurator des russischen Pavillons Raimundas Malasauskas sagte in einem separaten Statement, er trete von seiner Aufgabe zurück. Angesichts der russischen Invasion und der Bombardierung der Ukraine könne er das Projekt nicht fortführen. Der Krieg sei politisch und emotional unerträglich, schreibt der Litauer. Er habe das Leben unter dem Sowjetregime in der Zeit vor 1989 erlebt. Der Gedanke unter russischer Herrschaft oder unter irgendeiner anderen Macht leben zu müssen, sei schlicht unakzeptabel.
Der russische Pavillon bleibe geschlossen, heißt es nun auch in einem Instagram-Statement der Veranstalter des Pavillons. Russland besitzt, wie 27 andere Nationen, einen eigenen Bau in den Giardini, einem der Hauptausstellungsorte der Biennale. Der Pavillon wurde erst kürzlich vom russisch-japanischen Architekturbüro Kasa umgestaltet und modernisiert und 2021 fertiggestellt.

Der russische Pavillon in Venedig bleibt leer

Die Kuratoren des ukrainischen Pavillons bei der Venedig Biennale Lizaveta German, Maira Lanko und Borys Filonenko sowie der ukrainische Künstler Pavlo Makov, der dort ausstellen sollte, schrieben vergangene Woche, wegen des russischen Einmarsches in der Ukraine müssten sie ihre Vorbereitungen für den Venedig-Pavillon stoppen. Das Team ist auf verschiedene Städten in der Ukraine verteilt, Pavlo Makov lebt zum Beispiel in Charkiw. In zwei Wochen sollten die Installation eigentlich nach Italien geflogen werden. Die Ukrainer wollen weiterhin versuchen, auszustellen, hieß es vor vier Tagen.

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Man hört auch von privaten Museen in Russland, die angesichts des Krieges gegen die Ukraine ihr Programm stoppen oder ändern. So schreibt das Team des Moskauer Garage Museums für Zeitgenössische Kunst auf seiner Webseite, man stelle die Arbeit an allen Ausstellungen ein, „bis die menschliche und politische Tragödie, die sich in der Ukraine abspielt, beendet ist. Wir können nicht die Illusion von Normalität unterstützen, wenn solche Ereignisse stattfinden.“ Als internationale Institution seien sie kategorisch gegen Aktionen, die Spaltung und Isolation hervorrufen.

Im Garage Museum wird der Ausstellunsgbetrieb gestoppt

Das Garage Museum betrachte sich als Teil einer größeren Welt, die nicht durch Krieg gespalten werden kann, heißt es in dem Scheiben. Unter anderem sollte im April eine Ausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin Anne Imhof, die 2017 bei der Venedig Biennale den Goldenen Löwen für ihren Beitrag im deutschen Pavillon erhielt, im Garage Museum eröffnen.

Das Museum befindet sich in einem von Rem Koolhaas renovierten Gebäude im Gorki Park und wurde 2008 von Dasha Zhukova und ihrem damaligen Partner, dem Oligarchen und FC Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch gegründet und beherbergt auch Teile der Sammlung der beiden.

Das „GES-2 Haus der Kultur“, das kürzlich in einem stillgelegten Kraftwerk gleich gegenüber vom Kreml eröffnete, teilt auf Instagram mit, das Haus könne die Augen nicht vor den tragischen Ereignissen verschließen, die derzeit alle erleben. Jeder habe im Moment starke Emotionen, die Arbeit der Institution bestehe darin, „Entfremdung zu vermeiden“. Veranstaltungen würden weiter durchgeführt, allerdings mit Änderungen im Programm.

Zuvor hatte der isländische Performancekünstler Ragnar Kjartansson seine experimentelle Soap Opera „Santa Barbara – A living sculpture“ im GES-2 vorzeitig beendet. Die Aufführung sollte ursprünglich bis 13. März gezeigt werden.

Finanziert wird die Institution für zeitgenössische Kunst, Tanz und Musik vom russischen Unternehmer und Billionär Leonid Michelson und dessen Kunststiftung V-A-C. Bei der Eröffnung im Dezember 2021 war laut einem Bericht der Deutschen Welle auch Wladimir Putin zu Gast.

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