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Schön durchgeknallt. Melissa McCarthy als Tammy.

© Warner

Ben Falcones Komödie "Tammy": Leib und Seele

Melissa McCarthy und Susan Sarandon gehen in „Tammy“ auf eine turbulente, lustige Reise

Letztes Jahr haben die USA ihren Titel als fettestes Land der Welt an Mexiko verloren. Dabei ist immer noch mehr als ein Drittel der erwachsenen US-Amerikaner übergewichtig. Im Kino sieht man davon eher wenig. Dicke Stars wie John Goodman, Danny DeVito oder Alec Baldwin sind Ausnahmen. Inzwischen aber hat die Liste einen weiblichen Neuzugang: Melissa McCarthy. Die 43-Jährige füllt in Hollywood die Lücke der lustigen Dicken – erst in Nebenrollen („Brautalarm“) und seit der tollen Cop-Komödie „Taffe Mädels“ auch in Hauptrollen. Die neueste hat sie sich mit Regisseur Ben Falcone sogar selbst auf den umfangreichen Leib geschrieben: McCarthy spielt die Titelheldin in „Tammy“.

Während der fulminanten ersten zehn Minuten erlebt sie einen Horrortag: Autounfall, Kündigung und Trennung vom Ehemann, weil der eine Geliebte hat. Wie ein Bulldozer donnert Tammy durch diese Katastrophenlandschaft, aus der sie schließlich mit ihrer Großmutter Pearl (Susan Sarandon) entkommt. Im Auto der alten Dame machen sich die beiden auf den Weg zu den Niagara-Fällen.

Das nun anhebende Roadmovie hat zunächst Schwung und Witz, wobei die Sprüche und Dialoge der Frauen stets komischer sind als ihre überdrehten Auto- und Jetski-Stunts. Wenn Pearl etwa von einer Affäre mit dem Musiker Duane Allman erzählt und Tammy, die ihn erst für unbedeutender als seinen Bruder Gregg hält, allmählich immer mehr Begeisterung für ihre coole Oma entwickelt, ist das so lustig wie liebevoll erzählt. Dass die beiden dann den Allman Brothers-Hit „Silver Dollar“ anstimmen, wäre eigentlich gar nicht mehr nötig gewesen.

Als die Reise des chaotischen Pärchens gestoppt wird, verliert auch der Film an Fahrt. Plötzlich diskutieren Tammy und Pearl die Dramen ihrer Familie. Zudem wird klar, dass mit der Diabetes und der Alkoholsucht der agilen Alten nicht zu spaßen ist, zumal sie statt ihrer Medikamente Drogen schluckt. Überhaupt hat Sarandon, die manchmal wie eine gealterte Version ihrer Louise aus „Thelma & Louise“ wirkt, in der zweiten Filmhälfte die undankbarere, weil unsympathischere Rolle. McCarthy darf derweil einen oberulkigen Überfall auf einen Fast-Food-Laden durchziehen und sich von einem netten Mann anschwärmen lassen. Leider ist auch die lange Episode auf dem Anwesen von Pearls lesbischer Cousine Lenore zu brav und moralisch inszeniert. Immerhin: Kathy Bates spielt Lenore – dick, stolz und gut.

In 19 Kinos, Originalversion im Cinestar SonyCenter und Zoo Palast

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