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Kultur: Nach Berlin!

Die Ehe gilt gemeinhin als heilig. Dass andere Dinge noch heiliger sind, merken bindungswillige Paare, wenn sie mit ihnen in Konflikt geraten – etwa die Reinheit des Bluts und der Moral oder, ganz schlicht, staatliche Bevölkerungspolitik.

Die Ehe gilt gemeinhin als heilig. Dass andere Dinge noch heiliger sind, merken bindungswillige Paare, wenn sie mit ihnen in Konflikt geraten – etwa die Reinheit des Bluts und der Moral oder, ganz schlicht, staatliche Bevölkerungspolitik. Eine extreme Form ethnisch begründeter Heiratsbeschränkung gibt es in Israel. Seit 2003 dürfen Palästinenser aus den so genannten autonomen Gebieten nicht nach Israel einreisen. Betroffen ist davon vor allem die arabische Minderheit in Israel: Wer jemanden aus den autonomen Gebieten heiraten will, muss ins Exil. Der israelische Dokumentarfilm Just Married erzählt die Geschichte zweier solcher Paare. Eines – Yazeed aus Gaza lernte bei einer Vortragsreise in Deutschland eine israelische Palästinenserin kennen – lebt heute in Berlin; Ehefrau Kifah Mersawi ist neben der Regisseurin heute Abend zur Diskussion im Eiszeit anwesend, wenn Ayelet Bechars preisgekrönter Dokumentarfilm für einen Tag in Berlin Station macht.

Unermüdliche Streiter für das Überwinden von Grenzen sind auch die Enthusiasten des Black International Cinema , die seit über 20 Jahren ehrenamtlich in wechselnden Kinos ihr kleines lebendiges Festival mit Filmen aus der „schwarzen Diaspora“ organisieren. Viele dieser Filme, große und kleine, konventionelle und gewagte, gelangen nie ins reguläre Kino. Eröffnet wird das Festival heute Abend im Filmkunst 66 mit Heather MacDonalds Been Rich All My Life , der ein agiles Seniorinnen-Quartett porträtiert. Die Ladies der „Silver Belles“ standen schon in den Dreißigern im Harlemer Apollo Theater auf der Bühne. Jetzt sind sie zwischen 85 und 95 und schwingen immer noch öffentlich das Tanzbein.

Um Geschichtsschreibung in größerem Rahmen geht es in der von HU-Professorin Ingrid Stephan und Alexandra Tacke kuratierten Reihe Nach-Bilder des Holocausts , die am Dienstag im Arsenal mit Memory of the Camps eröffnet wird: Der britische Film entstand im Sommer 1945 und zeigt die Konzentrationslager in schockierender Nüchternheit so, wie sie von den Alliierten vorgefunden wurden. Gedacht war er damals zur Aufklärung vor allem der Deutschen. Doch nach der Wende in der britischen Besatzungspolitik landete er im Archiv des Imperial War Museum, bis ihn 1985 das US-Fernsehen ausstrahlte – ein anschauliches Korrektiv für die Bilder, die in den letzten Jahrzehnten vom Holocaust gemacht wurden.

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