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Die britische Musikerin Lola Young.

© PR/Universal Music

Neues Album von Lola Young: Immer Ärger mit Sex und Drogen

Auf „I’m Only F**king Myself“ bleibt die britische Sängerin Lola Young auf dem Kurs ihrer Erfolgssingle „Messy“ – und kämpft mit ihren Süchten.

Stand:

Über Drogen sind unzählige Rock,- Pop,- und Rapsongs geschrieben worden. Aber Dealer sind darin eher unterrepräsentiert, sieht man mal ab von prominenten Ausnahmen wie Velvet Undergrounds „I’m Waiting For My Man“, Curtis Mayfields „Pusherman“ oder Falcos „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“.

In diese Ahnenreihe stellt sich nun die britische Sängerin Lola Young mit dem Lied „D£aler“, in dessen Titel das britische Pfundzeichen für ein „e“ steht und der Drogenhändler in eine Fluchtfantasie eingebaut wird: „I wanna get away, far from here/ Pack my bags and tell my dealer I’ll miss him/ Yeah, tell my dealer I’ll miss him“, heißt es an zentraler Stelle der Single, die begleitet von einer rappeligen Drummachine und munter heruntergeschrummten E-Gitarren direkt hineinführt in zwei Hauptthemen von Lola Youngs drittem Album: Ärger mit Typen und Drogen.

Es heißt „I’m Only F**king Myself“, was auf zwei Arten verstanden werden kann. Das Cover illustriert die wortwörtliche: Es zeigt Lola Young in der Umarmung mit einer Sexpuppe, die ihre Gesichtszüge trägt. Gleichzeitig bedeutet der Satz auch, dass jemand sich selbst schadet, womit die Suchtprobleme der 24-Jährigen gemeint sind. Vor allem mit Kokain hat sie eine wechselvolle Beziehung.

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Ausgerechnet zu der Zeit als im vergangenen Jahr ihr Song „Messy“ auf TikTok und Instagram allgegenwärtig war und bis auf Platz eins der britischen Charts stieg, musste sie in eine Entzugsklinik. Wieder draußen spielte sie Konzerte, wurde rückfällig, nahm das neue Album auf, auf dem das Ringen mit der Abhängigkeit einige Spuren hinterlassen hat.

Neben „D£aler“, dessen erste Zeile „I spent all day tryna be sober“ lautet, ist das auch bei dem Song „Not Like That Anymore“ der Fall, der mit dem Bekenntnis „I’m a dumb little addict“ startet und im Refrain bilanziert: „At least I’m not fucking myself anymore, not anymore“. Allerdings scheint sie sich das selbst nicht ganz zu glauben und auch die Gitarre verbreitet eher verkrampft gute Laune.

Das sich anschließende „Who Fucking Cares“, es ist das letzte Lied der Platte, wirkt da deutlich ehrlicher. Nur von einer Akustikgitarre begleitet, singt Lola Young darüber, dass ihr Doktor sie ermahnt hat, ihre Medikamente nicht mit „white lines“, also Kokain, zu mischen. Bedenklich stimmt zudem, dass sie erwähnt, nicht mehr zu wissen, was Glücklichsein bedeutet und glaubt, niemand interessiere sich für sie.

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Sex scheint bei Lola Young ebenfalls zu den Suchtmitteln zu gehören. Dass sie nur noch mit sich selbst (oder Lookalike-Sexpuppen) schläft, dementiert jedenfalls schon der programmatisch „Fuck Everyone“ betitelte Eröffnungssong, der ganz wörtlich gemeint ist. Ob Guys oder Girls, die Sängerin macht es mit allen, was von verzerrten E-Gitarren in feinster Fun-Punk-Manier unterstrichen wird.

Bevor jedoch Sorge aufkommt, dass die in Südlondon als Tochter einer weißen Britin und eines jamaikanisch-chinesischen Vaters aufgewachsene Musikerin, ein neues Genre für sich entdeckt hat, bremst sie mit dem folgenden „One Thing“ gleich wieder ab: Dub-Vibe und Synthieglitzer schaukeln diese Gute-Laune-Nummer durch angenehme dreieinhalb Minuten, in denen es wieder nur um das eine geht, Sofas und Betten zerbrechen dabei unter den Liebenden.

Ihre Ausnahmestimme wird wuchtig in Szene gesetzt

Die knapp sechs Millionen Youtube-Views, die die Single in drei Monaten gesammelt hat, zeigen, dass Lola Young weiter auf Erfolgskurs segelt und keineswegs ein One Hit-Wonder ist. Schon das Vorgängeralbum „This Wasn’t Meant For You Anyway“ überzeugte ja neben „Messy“ mit einigen weiteren Knallern wie „Good Books“ oder „Conceited“. Und so wundert es nicht, dass mit Manuka und Solomonphohic zwei der damaligen Producer erneut an Bord sind.

Sie setzten wieder auf einen Rock-Pop-Sound, der vor allem in Diensten von Lola Youngs Ausnahmestimme steht. Oft nehmen sie diese in den Strophen mit etwas Distanz zum Mikrofon auf, um sie dann im Refrain gedoppelt und mit voller Wucht in Szene zu setzen. Besonders dramatisch etwa im „Spiders“-Refrain, der auf die von Kreischgitarren und Bollerschlagzeug akzentuierten Zeilen „I’m not a woman if I don’t have you/ And you’re not a man if you don’t have me“ hinausläuft. Young schleudert sie geradezu flehend heraus – und bringt die Abgründe der Heteronormativität trefflich auf den Punkt.

Häufig und zu Recht ist die Lola Young mit ihren großen Kolleginnen Amy Winehouse und Adele verglichen worden, die genau wie sie die BRIT School besucht haben. Mit Winehouse hat sie eine weitere Gemeinsamkeit: den Manager Nick Shymansky. Er stellte der Soul-Sängerin vor deren Durchbruch das Ultimatum, einen Entzug zu machen oder er gehe. Sie hörte nicht auf ihn, schrieb den Hit „Rehab“, wurde ein Weltstar und lebte nicht mehr lange. Diesmal läuft die Geschichte hoffentlich anders – und die Drogen bleiben allein in den Songtexten.

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