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„Die zehn Gebote“ mit Charlton Heston (Mitte), Yvonne De Carlo und John Derek laufen diesmal in ARD und RBB.

© Paromount Pictures

„Nostalgieeffekt“: Warum gibt es an Ostern so viele Wiederholungen im Fernsehen?

Immer wieder „Ben Hur“, „Quo Vadis“ und „Die zehn Gebote“. Wiederholungen sind nicht gleichbedeutend mit Einfallslosigkeit und Sparwut der Sender.

Eine Kolumne von Kurt Sagatz

Alle Ostern wieder: „Ben Hur“ und „Quo Vadis“, „Sister Act“ und „Ein Herz und eine Krone“, der unvermeidliche „Tatort“ – mit Doppelfolge und Corinna Harfouch als neuer Kommissarin – und eine weitere „Traumschiff“-Folge – nichts markiert Feiertage besser im Programm als die Wiederholung von alten und neuen Fernsehklassikern.

Wobei „Das Leben des Brian“ anders als diesmal eher zu Weihnachten gesendet wird, gerne in Kombination mit „Der kleine Lord“, „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und der „Sissi“-Trilogie. Wie gut, dass die „Die zehn Gebote“ sowohl an Karfreitag (ARD) und am Samstag (RBB) gezeigt werden.

Hinter solchen Feiertagswiederholungen pure Einfallslosigkeit der Programmverantwortlichen oder Sparwut der Senderchefs auszumachen, wäre jedoch ein Fehler. Regelmäßig fahren die Sender mit dem erneuten Aufguss von Filmen wie „Stirb langsam“ oder „Lethal Weapon“ bessere Quoten ein als mit neuen Folgen ihrer Krimireihen. Tatsächlich entsprechen die Programmmacher mit solchen Dauerbrennern den Wünschen vieler Zuschauer.

Unter Medienwissenschaftlern wird vom „Nostalgieeffekt“ gesprochen. Die Zuschauer verbinden mit vertrauten Inhalten ein positives emotionales Erlebnis. „Mit jedem neuen Sehen des alten Films lassen sich auch die gleichen Gefühle wiederentdecken. Gleichzeitig werden Erinnerungen an das eigene Leben zu der Zeit wach, als man den Film oder die Fernsehserie zum ersten Mal sah“, hat Joan Bleicher von der Uni Hamburg das Phänomen beschrieben.

Allerdings braucht es einige Ingredienzien, damit ein Film oder eine Serie zum wiederholungstauglichen Klassiker werden kann. Dazu zählen besondere Erzählweisen, Dramaturgien, Dialoge, besondere Figuren oder herausragende Schauspielleistungen. Anders gesagt: Sie müssen sich aus der großen Masse abheben.

Und wann hat man mehr Zeit als an den Feiertagen von Karfreitag bis Ostermontag, um sich zurückzulehnen und die Wunsch-Wiederholungen anzusehen? Überdies: Handelt es sich bei den großen religiösen Feiertagen nicht ebenfalls um Wiederholungen der immergleichen Geschichte?

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