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Beyoncé mit dem Grammy für das beste Album.

© REUTERS/MARIO ANZUONI

Grammy Awards in Los Angeles : Beyoncé schreibt Musikgeschichte

Für „Cowboy Carter“ bekommt Beyoncé endlich den Grammy in der wichtigsten Kategorie – und den Preis für das beste Country-Album. Was sonst noch geschah in der Grammy-Nacht von Los Angeles.

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Die Überraschung wirkt echt. Für einige Sekunden bleibt Beyoncé sprachlos auf ihrem Stuhl sitzen. Taylor Swift hat gerade verkündet, dass ihre Kollegin mit „Cowboy Carter“ den Grammy Award für das beste Country-Album erhält. Das habe sie nicht erwartet, sagt Beyoncé auf der Bühne, nachdem sie sich gefangen, Ehemann Jay-Z und Tochter Ivy geherzt hat. Sie ist die erste Schwarze, die den Preis in dieser Kategorie gewinnen konnte.

„Genre ist ein kaltes Wort, um uns als Künstler in Schach zu halten“, fährt Beyoncé fort. „Ich will die Menschen ermutigen, das zu tun, was sie mit Leidenschaft tun.“ Jetzt ist sie wieder ganz der perfektionistische Profi, als der sie bekannt ist. Und genau so agiert die 43-Jährige dann auch in dem Moment, auf den sie so lange gewartet hat: Am Ende der 67. Verleihung der Grammy Awards in Los Angeles wird sie mit dem Preis für das beste Album geehrt. Die Königskategorie – endlich auch für Queen Bey.

Für die Künstlerin mit den meisten Grammys (32 als der Abend beginnt, 35 als er endet) sowie 99 Nominierungen schien diese Ehrung lange überfällig. Ihr Ehemann Jay-Z hatte bei den Grammys von 2024, denen Beyoncé ferngeblieben war, noch einmal eindringlich darauf hingewiesen. Diesmal setzt sie sich mit „Cowboy Carter“ unter anderem gegen die starke Konkurrenz von Charli XCX, Billie Eilish und Sabrina Carpenter durch – und ist bei ihrer kurzen Dankesrede deutlich gefasster, als bei der Ehrung für das beste Country-Album.

Vielleicht liegt es auch daran, dass sie die goldene Grammophon-Statue aus den Händen von zwei Feuerwehrleuten entgegennimmt. Ihr erster Dank gilt ihnen. Beyoncé weiß, was sich gehört, hatte sie wegen der Brände doch schon die Ankündigung ihrer nächsten Tour verschoben – just auf den Vorabend der Grammy-Verleihung.

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Die Preis-Gala steht ganz im Zeichen der verheerenden Brände, die große Teile L.A.s zerstört haben. Schon während der Zeremonie kommen bei der Spendensammlung für einen Hilfsfonds sieben Millionen Dollar zusammen. Immer wieder werden die Feuer erwähnt, Moderator Trevor Noah geht in seiner Eröffnungsrede darauf ein, „I Love L.A.“ von Randy Newman ist der erste Song des Abends und bei der Quincy-Jones-Hommage von Stevie Wonder und Herbie Hancock singen Schüler*innen aus niedergebrannten Schulen mit ihnen „We Are The World“.

Auch Billie Eilish und ihr Bruder Finneas würdigen ihre Heimatstadt: Als sie den Hit „Birds Of A Feather“ spielen, ist im Hintergrund eine typische Los-Angeles-Hügellandschaft zu sehen. „Wir lieben L.A.“, sagt die Sängerin zum Finale der Performance. Und der in Compton geborene Rapper Kendrick Lamar, der für „Not Like Us“ zwei Grammys bekommt, zählt bei seiner ersten Dankesrede eine Liste von Stadtvierteln der kalifornischen Metropole auf.

Wie im vergangenen Jahr wird die Preisverleihung von Frauen dominiert. So gewinnt Newcomerin Doechii mit ihrem Mixtape „Alligator Bites Never Heal“ den Preis für das beste Rap-Album. Das ist zuvor nur Lauryn Hill und Cardi B gelungen.

In einer der sympathischsten und emotionalsten Reden des Abends wendet sich die Rapperin aus Tampa an schwarze Mädchen und Frauen, denen sie Mut zuruft: „Alles ist möglich. Erlaubt niemandem, irgendwelche Stereotypen auf euch zu projizieren“, sagt sie an der Seite ihrer applaudierenden Mutter. „Lass euch nicht erzählen, dass ihr zu dunkel, zu dramatisch oder zu laut seid. Ihr seid genau die, die ihr sein müsst“.

Chappell Roan stellt Forderungen an Plattenfirmen

Ein erstaunliches Statement kommt von Chappell Roan, die als „Best New Artist“ gekürt wurde. Sie liest es aus einem weißen Notizbuch ab, ihr riesiger Spitzhut segelt währenddessen von ihrem Kopf, doch sie lässt sich nicht beirren und ermahnt die Plattenfirmen sich besser um aufstrebende Künstler*innen zu kümmern. Ihre Kernforderung sind „existenzsichernde Löhne und Gesundheitsfürsorge“.

Roan berichtet, wie schwer es für sie gewesen sei, als Minderjährige von einem Label unter Vertrag genommen und dann wieder fallen gelassen zu werden. Zu Beginn der Covid-Pandemie habe sie Schwierigkeiten gehabt, einen Job zu finden und konnte sich keine Krankenkasse leisten.

Dass es sich auszahlt, in Sängerinnen wie Chappell Roan zu investieren, demonstriert die 26-Jährige mit einem ihrer bonbonbunten Auftritte, bei dem sie begleitet von einer Band und einem Tanzensemble ihren Hit „Pink Pony Club“ singt – natürlich mit einem riesigen pinken Pony im Zentrum der Bühne.

Chappell Roan nimmt den Preis als „Best New Artist“ entgegen.

© dpa/Chris Pizzello

Politisch wird es an diesem Abend, an dem Grammys in über 90 Kategorien vergeben werden, kaum einmal. Zwar machte der aus Südafrika stammende Trevor Noah zu Beginn einige witzige Anspielungen auf den gerade wiedergewählten Donald Trump, etwa als er sagte: „Es gab ein paar Veränderungen in Washington. Deshalb werde ich den heutigen Abend genießen, denn es könnte das letzte Mal sein, dass ich in diesem Land irgendetwas moderiere.“ Doch die Musikprominenz, die im Wahlkampf größtenteils Kamala Harris unterstützt hatte, hielt sich auffallend zurück.

Trans Menschen sind nicht unsichtbar. Trans Menschen verdienen Liebe.

Lady Gaga bei ihrer Dankesrede

Eine Ausnahme ist Lady Gaga, die zusammen mit Bruno Mars einen Grammy für ihr Duett „Die With A Smile“ gewinnt und im Showteil „California Dreamin’“ singt. Am Ende ihrer Dankesrede sagt die Musikerin aus New York: „Trans Menschen sind nicht unsichtbar. Trans Menschen verdienen Liebe, die queere Community verdient es hochgehalten zu werden. Musik ist Liebe.“

Lady Gaga hat viele queere Fans. Dass sie sie während der Grammys erwähnt, liegt an einem der ersten Dekrete, die Trump nach seinem Amtsantritt unterzeichnete. Darin wird festgelegt, dass die USA nur noch die Geschlechter Mann und Frau anerkennt, deren Definition sich allein aus den Geschlechtszellen ableitet. Das richtet sich gegen trans, inter und nicht-binäre Menschen – und veranlasste Gaga zu ihrem Statement.

Für eine musikalische Überraschung sorgt dann noch The Weeknd: Nach jahrelangem Boykott der Grammys wird er vom Recording Academy CEO Harvey Mason Jr. persönlich angekündigt und singt „Cry For Me“ von seinem gerade erschienenen Album „Hurry Up Tomorrow“. Zunächst steht er mit Sonnenbrille, langem Kapuzenmantel und Handschuhen im roten vernebelten Licht – fast als wolle er sich verstecken. Doch an seinem immer leicht waidwunden Falsett erkennt man ihn natürlich sofort.

Playboi Carti gesellt sich zu The Weeknd, sie singen zudem „Timeless“, ebenfalls vom neuen Album. Davon erhofft sich The Weeknd sicher, dass es im kommenden Jahr bei den Grammys mitmischt. Leider ist es eines seiner schwächeren Werke geworden, aber vielleicht drücken die 13.000 Academy-Mitglieder angesichts seiner unverhofften Performance vom Sonntag ja mal ein Auge zu.

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