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Kultur: Promis in der Potsdamer

ALTES HAUS Das ehemalige Tagesspiegel-Verlagsgebäude wurde zum neuen Partyort

Seit fast anderthalb Jahren steht das sechsgeschossige Gebäude an der Potsdamer Straße leer. Nur der „Tagesspiegel“-Schriftzug am Eingang deutet noch darauf hin, dass hier mal eine Zeitung entstanden ist. Nach dem Umzug des Verlags an den Askanischen Platz in Kreuzberg war die Zukunft des Gebäudes ungewiss. Am Samstagabend wurden es nun wiederbelebt: Die Crew der deutsch-türkischen Komödie „Almanya“ hatte sich im Erdgeschoss eingemietet, um Premiere zu feiern. Prominentester Gast im Kino war zuvor Bundespräsident Christian Wulff. Zur Sause wurde auch Madonna erwartet – so lauteten jedenfalls die Gerüchte.

Schon am Dienstag gibt es die nächste Party in der Potsdamer Straße. In dem Gebäude, zu dem auch eine frühere Druckerei gehört, feiert das Modelabel Hugo Boss anlässlich des Filmfestivals. Mehr als 500 Gäste sind geladen, darunter Jessica Schwarz, Hannah Herzsprung und Matthias Schweighöfer. Aufgrund der Lage sei der Ort ideal, heißt es bei Boss, einem der Sponsoren der Berlinale. Vom Potsdamer Platz, wo ein Großteil des Festivals stattfindet, sind es nur wenige Gehminuten. Den Vorschlag, hier zu feiern, machte die mit der Party-Ausrichtung beauftragte Veranstaltungsagentur. Als die Verantwortlichen des Unternehmens die Räume zum ersten Mal besichtigten, mussten sie nicht lange überlegen: Das Ambiente überzeugte sie sofort. Vielleicht trug auch der Anblick des denkmalgeschützten Hauses dazu bei, das auf dem Hof steht. Im späten 19. Jahrhundert lebte und arbeitete hier der Maler Anton von Werner.

Dass viele Berlinale-Partys nicht in etablierten Clubs stattfinden, hat einen Grund: Die Veranstalter sind stets auf der Suche nach neuen, nach abseitigen Orten. „Gerade ein Label wie Boss will in außergewöhnlichen Räumen feiern“, sagt Locationscout Alexander Groh. Seit sechs Jahren betreibt er an der Kastanienallee in Mitte eine Agentur, die Orte für Filmdrehs oder Räume für die Veranstaltungen sucht. Als das Label Mexx zur Fashion Week eine Modepräsentation ausrichten wollte, vermittelte Groh ein riesiges Privatloft in Kreuzberg.

Aber nicht nur die alten Tagesspiegel-Räumlichkeiten spielen eine Rolle auf der Berlinale. Die Premierenfeier des Wettbewerbsfilms „Margin Call“, der von einer Firma in Zeiten der Finanzkrise 2008 handelt, fand mit einer Tagesspiegel-Deko im Restaurant San Nicci in der Friedrichstraße statt. Damals hatte die Zeitung, wie andere auch, über die Krise berichtet. Für die Feier wurden deshalb alte Ausgaben im Original nachgedruckt und verteilt. Schade nur, dass die Hauptdarsteller Jeremy Irons und Kevin Spacey kein Deutsch sprechen, sonst hätten sie in ihrer VIP-Ecke noch einmal die Artikel nachlesen können. Immerhin ansehen konnten sie sich dafür ihre Fotos auf dem Titel der frisch gedruckten Samstagausgabe, die an die Partygäste verteilt wurde. Nana Heymann/Sonja Pohlmann

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