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Musikfans halten israelische Fahnen beim Auftritt von Yuval Raphael beim zweiten Halbfinale des 69. Eurovision Song Contests in der Arena St. Jakobshalle.

© dpa/Jens Büttner

Update

Mehrere Länder kündigen Boykott an: Israel darf im nächsten Jahr am ESC in Wien teilnehmen

Weil bei einer Sitzung der Europäischen Rundfunkunion keine Abstimmung über Israels strittige Teilnahme anberaumt wurde, ist der Weg für das Land frei. Mehrere Länder wollen dem ESC deshalb fernbleiben.

Stand:

Der Eurovision Song Contest (ESC) im kommenden Jahr in Wien wird voraussichtlich mit Israel, aber ohne Länder wie Spanien, Irland und die Niederlande stattfinden. Bei einer Sitzung der Europäischen Rundfunkunion (EBU) in Genf wurde am Donnerstag keine Abstimmung über Israels strittige Teilnahme anberaumt, wie am Abend in einer Erklärung mitgeteilt wurde. Damit ist der Weg für Israels Teilnahme frei, die Rundfunkanstalten von Spanien, Irland und den Niederlanden kündigten als Reaktion umgehend einen Boykott der Veranstaltung an.

Grund für den Konflikt ist Israels Vorgehen im Gazastreifen nach dem Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober 2023. Mehrere Rundfunkanstalten hatten deshalb bereits vor Monaten mit einem Boykott des ESC im Mai 2026 in Wien gedroht. 

Um den Konflikt zu entschärfen, hatte die EBU im November neue Regeln für den Wettbewerb angekündigt. So sollen unter anderem schon in den Halbfinals professionelle Jurys mit abstimmen und die Regeln für Werbekampagnen verschärft werden. Die in der EBU zusammengeschlossenen Rundfunkanstalten stimmten bei ihrer Versammlung hinter verschlossenen Türen am Donnerstag offenbar mehrheitlich dafür, das Maßnahmenpaket als ausreichend einzustufen und nicht konkret über eine Teilnahme Israels abzustimmen.

Die EBU-Mitglieder hätten ihre „klare Unterstützung für Reformen zur Stärkung des Vertrauens und Schutz der Neutralität“ ausgedrückt, erklärte die EBU. Dies ermögliche es allen Mitgliedern teilzunehmen.

Die beteiligten Sendeanstalten von Spanien, den Niederlanden und Irland kündigten allerdings direkt nach diesem Votum in Genf einen Boykott des nächsten ESC an. Vorab hatten auch die Sender von Slowenien und Island damit gedroht. Andere Länder wie Belgien, Schweden und Finnland erwogen ebenfalls einen Boykott.

ARD stellt sich hinter Entscheidung zu Israels ESC-Teilnahme

Die ARD stellte sich hingegen hinter die Entscheidung. Die Mitglieder der Europäischen Rundfunkunion (EBU) hätten am Donnerstag „mit deutlicher Mehrheit“ entschieden, dass „neue Maßnahmen zum Schutz und zur Wahrung der politischen Neutralität“ des ESC umgesetzt würden, erklärte die ARD am Abend. „Eine Abstimmung über die Teilnahme einzelner Mitgliedssender war auf dieser Grundlage nicht nötig.“

„Die ARD begrüßt diese Entscheidung ausdrücklich und hat sich ebenfalls für die empfohlenen Änderungen zum erweiterten Schutz des ESC ausgesprochen“, hieß es in der Erklärung weiter. Zustimmung kam auch von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer. „Israel gehört zum ESC wie Deutschland zu Europa“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Weimer hob hervor, dass der ESC „mehr als Musik“ sei und die „Vielfalt“ feiere.

Größte Zerreißprobe in Geschichte des ESC

Spanien zählt auch zu den sogenannten Big Five, den fünf großen Geldgeberländern des ESC. Außerdem zählten die spanischen Zuschauer bislang zu den leidenschaftlichsten Fans des Wettbewerbs. Irland ist mit sieben Siegen beim ESC und dessen Vorgänger-Veranstaltungen das erfolgreichste Land des traditionsreichen Musikwettbewerbs.

Der Streit um Israel ist die wohl größte Zerreißprobe in der Geschichte des im kommenden Jahr zum 70. Mal stattfindenden und weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerbs. Neben der Debatte um Israels Vorgehen im Gazastreifen nach dem Hamas-Angriff im Oktober 2023 gab es auch Vorwürfe, Israel könne die Zuschauerabstimmung in diesem Jahr manipuliert haben. 

Die israelische Starterin Yuval Raphael hatte im ESC-Finale in Basel im Mai völlig überraschend das Publikums-Voting gewonnen und war dadurch in der Gesamtwertung Zweite geworden. Hinweise auf Manipulationen fanden sich aber nicht, Israel könnte von einer aufwändigen Werbekampagne in Online-Netzwerken profitiert haben.

ESC-Sieger war in diesem Jahr nach Publikums- und Jury-Abstimmung der österreichische Countertenor JJ, weshalb Wien im kommenden Jahr Gastgeber ist. (AFP)

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