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Thema

Biennale

Es ist ein besonderes Gefühl, eine Partitur zu lesen, die noch nie gespielt wurde. Kein Bläser kickst und kein Einsatz wackelt, kein Dirigent wählt andere Tempi als man es selber täte.

Von Volker Straebel

Man kennt das vom Großstadturlaub anderswo: Da ist man mal für drei, vier Tage in Paris oder London, kauft sich kulturhungrig das nächstbeste Veranstaltungsmagazin - und stellt prompt fest, dass alle spannenden Sachen entweder gerade vorbei sind oder genau dann stattfinden, wenn man gerade wieder weg ist. Soll es also den Berlin-Touristen auf Philharmoniker- oder Barenboim-Jagd hier diesmal genau so gehen.

Schöne, schaurige Strandwelt: gebräunte Leiber dicht an dicht, grellgrüne Sonnenschirme und pinkfarbene Picknicktaschen, das Wasser eine milchige Brühe, am Horizont die Silhouette eines Kraftwerks. Und dennoch herrscht heitere Stimmung; die an den Strand geeilten Städter genießen ihr fragwürdiges Freizeitvergnügen.

Von Nicola Kuhn

Frankfurts Kunstszene im Umbruch: Bewährte Kräfte gehen, der Nachwuchs kommt. Ein idealer Zeitpunkt, um eine Kunstbiennale an den Main zu holen und sich ein neues Profil zu erarbeiten: Im Sommer 2002 richtet Frankfurt deshalb die "Manifesta 4" aus, eine Biennale junger europäischer Kunst, die 1996 in Rotterdam gegründet wurde und danach in Luxemburg und Ljubljana stattfand.

Die "Biennale des Antiquaires" ist die prestigereichste Messe für Kunst und Antiquitäten in Frankreich. Gemälde, Möbel, Kunsthandwerk, Antiken, Asiatika, Manuskripte, Teppiche, Waffen und Münzen werden dort von französischen Kunsthändlern und führenden ausländischen Kollegen angeboten.

Die Kunst erhebt sich bisweilen über untrügliche Zeichen des Älterwerdens. Etwa wenn Clint Eastwood dieser Tage bei den Filmfestspielen in Venedig durch verregnete Gassen spaziert und eine junge Dame ihm einen Regenschrim reicht.

Von Thomas de Padova

Der Leiter der "documenta" 2002 in Kassel, Okwui Enwezor, hat die westliche Ausrichtung von Biennalen kritisiert. Die meisten der weltweit ausgerichteten Ausstellungen von Gegenwartskunst würden nach den Regeln des Westens organisiert, sagte der in Nigeria aufgewachsene und in den USA lebende Enwezor.

Überraschende Wahl, glückliche Fügung: Zu Jahresbeginn ließ die Kulturstiftung des in Berlin lebenden Unternehmers Hartwig Piepenbrock verlautbaren, dass der diesjährige Skulpturenpreis an den spanischen Bildhauer Eduardo Chillida gehe. Die mit 100 000 Mark höchst dotierte Auszeichnung für Plastik in Europa erhält damit ein verdienter Großmeister, der sich ganz in die Reihe seiner Vorgänger - Max Bill, Ernst Hermanns, Franz Erhard Walther, Erwin Heerich und Ulrich Rückriem - einfügt; neu allerdings ist der Schritt in die Internationalität.

Von Nicola Kuhn

Hin und her strömen die Menschen über die "Dreier-Brücke", die ihren Namen den drei benachbarten steinernen Wegen über die Ljubljanica verdankt: die einen mit leeren Körben auf dem Weg zum Markt, die anderen mit gefüllten Taschen zurückkehrend ins Zentrum. Die wenigsten halten inne für einen Blick hinunter auf den dahintreibenden Fluss oder hinauf auf das Panorama mit der Burg: Ljubljana von seiner schönsten Seite.

Von Nicola Kuhn

Der Himmel wird schwarz über Bonn-Bad Godesberg. Hier, am Rande des hübschen Kurparks, gesäumt von der Redoute, dem Theater, Tennisplätzen und einer der letzten verbliebenen (afrikanischen) Botschaften der Ex-Hauptstadt, öffnet die Idylle all ihre Abgründe.

Von Peter von Becker

Kasimir Malewitsch gibt der Kunstwissenschaft seit längerem erhebliche Rätsel auf. Der in früheren Jahrzehnten im Westen als radikaler Erneuerer der Kunst gefeierte Russe ist spätestens seit der ersten umfassenden, auf den bis dahin unzugänglichen Bestand in (damals noch) sowjetischen Museen gegründeten Retrospektive von 1988/89 in Leningrad, Moskau und Amsterdam ins Zwielicht geraten.

Von Bernhard Schulz

Genie allein reicht nicht. Die andere Hälfte des Künstlers muss aus Disziplin bestehen, sonst würde er den Erfordernissen an Einsamkeit und Selbstmotivation kaum standhalten.

Von Elisabeth Binder

Heute diskutiert der Deutsche Bundestag über die umstrittene Installation des Konzeptkünstlers für den ReichstagHans Haacke, 1936 in Köln geboren, in New York lebend, gilt als Konzeptkünstler der ersten Stunde. 1993 war er mit seinem "Germania"-Pavillon auf der Biennale in Venedig vertreten.

Wenn Kunst ihren ästhetisch definierten Rahmen verlässt und sich gesellschaftlichen oder politischen Problemfeldern zuwendet beziehungsweise ausssetzt, dann ist das allemal bemerkenswert. Der 1936 in Köln geborene Hans Haacke - ein Konzeptkünstler der allerersten Stunde - machte so mehrfach auf sich aufmerksam: kürzlich durch sein "Kräutergarten"-Projekt für den Reichstag und nun auch mit seiner Installation "Sanitation" in der renommierten Whitney Biennale in New York.

Das Schauspiel Bonn hat das Programm der "Bonner Biennale 2000" vorgestellt. Zu dem Festival, das seit 1992 "neue Stücke aus Europa" an den Rhein lädt, sind in diesem Jahr 25 Inszenierungen aus 20 Ländern eingeladen.

Das internationale Festival Theaterformen der Städte Braunschweig und Hannover wird sich zur Expo 2000 mit dem größten Programm seit seinem Bestehen präsentieren. Über 100 Aufführungen sind zwischen 7.

Sie küssen und sie schlagen sich - symbolisch nur, mit atemberaubender Schnelligkeit und akrobatischem Geschick. Ähnlich wie beim Schattenboxen hagelt es abwechselnd Ohrfeigen, oder Kusshände fliegen durch die Luft: Es ist ein Spiel, das chinesische Bienchenspiel.

Jenny Holzer lebt seit einigen Tagen als Stipendiatin der American Academy in Berlin. Die 1950 in Gallipolis, Ohio, geborene Künstlerin studierte in den siebziger Jahren an der University of Chicago sowie der Rhode Island School of Design.

Im Aufbruchsjahr 2000 halten sich die Museen mit Prognosen für die Kunst von morgen zurück - eine VorschauNicola Kuhn Mit Feuerwerk und Lichterspielen wie nie zuvor wurde das neue Jahr begrüßt. Auch die Zeitungen, Hörfunkstationen und Fernsehanstalten entfachten ein Leuchtfeuer an Rückblicken und nostalgischen Revuen.

Von Nicola Kuhn

Peter Weibel, Avantgardist, betrat 1968 die Kunstszene an der Hundeleine der Performancekünstlerin Valie Export. Danach widmete sich der 1944 in Odessa geborene Mathematiker als Medien- und Aktionskünstler, Digitaltheoretiker und Ausstellungsmacher stets den avanciertesten Positionen im Neuland der Kunst und der Neuen Medien: etwa als Leiter der "ars electronica" in Linz, als Kurator beim "Steirischen Herbst" oder als Professor für visuelle Mediengestaltung in Wien.

Die Kunsthalle Wien stellt das Werk des Biennale-Preisträgers Cai Guo-Qiang vorBernhard Schulz Spätestens mit der zurückliegenden Biennale von Venedig ist die Präsenz asiatischer, insbesondere chinesischer Künstler der Gegenwart unübersehbar geworden. Die früher verwendeten Unterscheidungen von "westlicher" und "nicht-westlicher" Kunst gehören endgültig der Vergangenheit an.

Von Bernhard Schulz

Nach dem großen Beben versucht man sich an zweifelhaften WohltatenSabine Vogel Ein Clown liegt schlafend auf dem Meeresgrund. Neben ihm versinken ganze Häuser, Ruinenberge, die ins Meer geschoben werden.

Unter dem Titel "Weltuntergang & Prinzip Hoffnung" wird alles, was Desaster, Hölle, Apokalypse verspricht, zu einem Panorama des Grauens verdichtetNicola Kuhn Es ist eine Wonne, wie sich die Lava-Massen in die Tiefe wälzen, das Meer zum Kochen bringen und den rauchgeschwärzten Himmel mit wildem Funkenflug erleuchten, während sich die Menschen von Herculaneum und Pompeji in pittoresker Panik in Schutz zu bringen versuchen. Und auch die Regenschauer, das Gewittergrollen und die zuckenden Blitze, die der Herr als siebte Plage über die eindrucksvollen Paläste Ägyptens schickte, müssen John Martin eine Lust gewesen sein.

Von Nicola Kuhn

Peter Ruzicka (51) ist Musiker, Komponist und Jurist, lehrt an der Hamburger Musikhochschule Komposition und Kulturmanagement und leitet seit zwei Jahren die Münchner Biennale für neues Musiktheater. In Berlin kennt man ihn vor allem als ehemaligen Manager des Radio-Symphonie-Orchesters, in Hamburg als erfolgreichen Intendanten der dortigen Staatsoper, wo er bis 1997 zusammen mit Gerd Albrecht unter anderem Helmut Lachenmanns "Mädchen mit den Schwefelhölzern" aus der Taufe gehoben hat.

Vor 200 Jahren brach der Naturforscher Alexander von Humboldt zu seinen Reisen nach Südamerika auf. Das Institut für Auslandsbeziehungen nimmt mit seiner Ausstellungsfolge "WeltSichten - Hommage an Humboldt" am Reigen der diesjährigen Jubiläumsveranstaltungen teil.

Wenn man es mit den Biennalen vorher vergleicht, hat sicher eine Veränderung stattgefunden: allein dadurch, daß das Arsenal, der ehemalige Marinehafen, hinzugekommen ist. Darin bestand eigentlich Szeemanns Hauptarbeit, dieses wunderbare Gelände freizubekommen für die Kunst.

Erinnerung an Kunst ist stets räumlich. Sie hängt davon ab, in welcher Umgebung sich das Werk befand, wie es mit den benachbarten Arbeiten zusammenwirkte.

Von Nicola Kuhn

THOMAS KRÜGER, 1959 in Thüringen geboren, studierte Theologie, war Mitbegründer der Ost-SPD und 1991-94 Berliner Jugendsenator; er saß 1994-98 im Bundestag und ist heute Vorsitzender des Fachausschusses Medien der Berliner SPD. MONIKA GRÜTTERS, 1962 in Münster geboren, studierte Germanistik und Geschichte, sie ist heute Sprecherin der Stiftung Brandenburger Tor der Bankgesellschaft Berlin und bildungspolitische Expertin der Berliner CDU.

Von Peter von Becker
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