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Thema

Klassik

"Erleuchtungen" erlebt man an diesem Abend im Kammermusiksaal der Philharmonie: "Les Illuminations" heißt das Werk für Gesangsstimme und Streichorchester von Benjamin Britten aus den Jahren 1937-39. Und leuchtend ist auch das Klangerlebnis auf der Bühne.

Ein schöner Rahmen für eine schöne Frau: Cecilia Bartolis umjubelter erster Auftritt mit dem Berliner Philharmonischen Orchester und Daniel Barenboim beim "Mozartfest" wurde flankiert von zwei Werken, die jeweils eine Seite der Diva spiegelten.Mit der Uraufführung eines ganz überraschend zarten, ja zärtlichen Stücks zeitgenössischer Musik begann der Abend.

Von Ulrich Amling

Den größten Moment hat dieses Osterkonzert im Konzerthaus da, wo er sein soll: Wenn am Ende Roman Trekel sich mit seinen verklingenden "Ewig, ewig"-Zeilen aus diesem Lied von der Erde verabschiedet, transzendiert Mahlers Musik in ein lichtes Nichts, verflimmert die Musik im Goldgewirk von Mandoline und Celesta, hat die Musik des 19.Jahrhunderts nichts mehr zu sagen.

Wie soll das enden? Es sind die letzten Takte eines Konzertes, die magische Wirkung besitzen: Sie lassen vorangegangenes Ringen jubelnd hinter sich oder senken plötzliche Dunkelheit über sonnige Landschaften.

Von Ulrich Amling

Gibt es eine Krise der Neuen Musik? Die sich vor allem im Desinteresse des breiten Publikums, in der esoterischen Beschränktheit ausdrückt?

Von Isabel Herzfeld

Rafael Frühbeck de Burgos wird noch weitere drei Jahre Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB) bleiben.Anläßlich der Vorstellung des RSB-Programms für die Saison 1999/2000 hob Dieter Rexroth, Intendant der Rundfunk-Orchester und -Chöre GmbH (ROC), die kontinuierliche Qualitätssteigerung unter Frühbecks Leitung hervor.

Heike Hoffmann, Musikvermittlerin, konzipiert seit 1987 das Programm der Musik-Biennale, Berlins "Fest für Zeitgenössische Musik".1958 in Wismar geboren, arbeitete sie nach dem Theaterwissenschafts- und Kulturwissenschafts-Studium an der Humboldt-Universität zunächst bei Konzertagenturen, bevor sie als Dramaturgin zum Komponistenverband der DDR wechselte.

Wer auf Platz eins der Klassik-Hitliste landet, der könnte den Eindruck erwecken, er füttere sein Publikum mit Ohrwürmern.Davon war im Programm, das Emmanuel Pahud, der Soloflötist der Berliner Philharmoniker, und sein französischer Klavierpartner Eric le Sage im Kammermusiksaal präsentierten, ganz und gar nichts zu entdecken.

Schon eine ganze Weile steht der jüdische Straßenjunge an der Ecke und bietet Zigaretten feil.Ach, bitte, kauft meine "Papirossn", bettelt er: Ich bin eine arme Waise und werde von der Parkbank, auf der ich schlafe, Nacht für Nacht vertrieben .

Was ist der Unterschied zwischen dem Bundesland Brandenburg und Joghurt? Joghurt hat lebende Kulturen.

Von Frederik Hanssen

Die Angst vor der eigenen Courage war spürbar, aber gebändigt von der sicheren Hand Leo Siberskis, der junge Musiker zu Höchstleistungen anspornen kann.Musik-Amateure aller Fakultäten sind vereinigt, um als Sibelius Orchester im Kammermusiksaal konzertreif aufzutreten.

Die Tragödie, ein Pausengespräch.Auf der Bühne des Niedersächsischen Staatstheaters Hannover hat Hermann Feuchter das Foyer des Opernhauses nachgebaut: Mit klassizistischen Säulen, weißem Marmorboden, Kübelpflanzen und Lampen im Geschmack der frühen Sechziger Jahre, als das Gebäude äußerlich neoklassizistisch rekonstruiert und innerlich kühl-modern ausgestaltet wurde.

Von Frederik Hanssen

Nur das Geräusch der Fingerkuppen, die flink über die Stege flutschen, erinnert noch daran, daß man, zusammengedrückt auf den Holzbänken der Passionskirche, in einem Konzertsaal sitzt: Es wirkt wie das stetige Motorengeräusch eines Vehikels, das den Zuschauer in die Welt der inneren Imagination entführt.Marco Lohre und Marcus Jedowski greifen nacheinander zu insgesamt sieben verschiedenen Gitarren und geben jedem ihrer Stücke die besondere Klangfarbe.

Es war ein erhellender Vorgang, Gustav Mahlers "Vierte" am Sonntag nachmittag als sinfonischen Abschluß jüdischer Kulturtage von den Berliner Symphonikern in der gut besuchten Philharmonie unter ihrem israelischen Chefdirigenten Lior Shambadal zu hören.Shambadal zelebrierte das Werk mit innerem Feuer, aber ohne Hysterie und gigantomanische Züge.

Wer "Winter Words" auf das Programm des Benjamin-Britten-Geburtstagskonzertes im Kammermusiksaal des Konzerthauses stellt, sollte den Zyklus auch auswendig singen können.Wer diesen Aufwand scheut und sich dann auch noch wie der Tenor Scot Weir ein Notenpult vor den Flügel stellen läßt, gerät schnell in die Gefahr, eine Meisterklasse abzuhalten: Seht her, so macht man das!

Von Uwe Friedrich

Fragt man im französischen Saintes nach, warum Philippe Herreweghes Musik-Festival die Zusammenarbeit mit dem RIAS-Kammerchor so intensiv ausbaut, erhält man die Antwort: Weil er einer der besten Chöre Europas ist.Kein anderer der fünf professionellen Chöre Berlins ist derzeit international so gefragt wie der kleinste und jüngste unter ihnen.

Wie flüssiges Blut spritzen die Wörter "crime" und "cry" aus ihrem Mund.Joséphine Evrard spuckt gleich noch einige unverständliche Sprachfetzen hinterher.

Man kommt nicht umhin, ihn zu mögen.Diesen älteren Herrn mit den leuchtenden Augen, der da so begeistert von seiner Musik erzählt.

Pietro Metastasios 300.Geburtstag läßt sich nur auf eine Weise feiern: indem man seine Opern aufführt.

Eigentlich hätte man, wie beim Jazz, gleich applaudieren müssen nach Heinz Holligers atemberaubender Kadenz im ersten Satz von Mozarts Oboenkonzert.So perfekt phrasiert, so elegant gespielt, so spannungsreich war Holligers Spiel, daß die natürliche Auflösung dieser Spannung spontaner Jubel gewesen wäre.

Von Uwe Friedrich

Es ist durchaus als Signal an die Berliner Kulturpolitik zu verstehen, wenn das Berliner Sinfonie-Orchester (BSO) heute abend im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt unter der Leitung von Eliahu Inbal in die neue Saison startet.Nach dem Abschied von seinem Chefdirigenten Michael Sch²nwandt im Juli steht das Orchester ohne künstlerischen Leiter da.

Obwohl der norwegische Komponist Harald Saeverud (1897-1992) in den 20er Jahren an der Berliner Musikhochschule studierte und die Berliner Philharmoniker den erst Vierundzwanzigjährigen 1921 mit der Uraufführung seiner Symphonischen Fantasie op.2 ehrten, was ihm in Norwegen großes Ansehen bescherte - hierzulande dürfte er unbekannt sein.

Obwohl der norwegische Komponist Harald Saeverud (1897-1992) in den 20er Jahren an der Berliner Musikhochschule studierte und die Berliner Philharmoniker den erst Vierundzwanzigjährigen 1921 mit der Uraufführung seiner Symphonischen Fantasie op.2 ehrten, was ihm in Norwegen großes Ansehen bescherte - hierzulande dürfte er unbekannt sein.

Bei den Salzburger Festspielen werden sie "Gastorchester" genannt: alle Orchester außer den Wiener Philharmonikern.Jenes Orchester, das an der Salzach seit 1923 regelmäßig im Sommer spielt, genießt hier einen Sonderstatus.

Erst ganz zum Schluß durfte auch das Geburtstagskind etwas sagen.Dazu griff es nicht zu längst bekannten Worten - etwa "Rhapsodie in Blue" -, sondern kommentierte allzu hochgestochene Festreden treffend: "Blah, blah, blah" heißt einer der weniger bekannten, aber nicht weniger pfiffigen Songs von George Gershwin, mit denen die Gruppe "Blue Noise" im Podewil zum 100.

Von Isabel Herzfeld

Ja, die heißen Sommer in Berlin.Jene langen Augustnächte, in denen man am Abend endlich die ersehnte Frische genießen konnte, in einem schattigen Hinterhof, bei einem kühlen Bier.

Dynamisch, modern, aufgeschlossen: So präsentieren sie sich, die "Internationalen Ferienkurse für Neue Musik" 1998.Vor zwei Jahren feierte das Internationale Musikinstitut in Darmstadt sein fünfzigjähriges Bestehen.

Ach, über die ewigen Doubletten in Berlins Opernhäusern! Ist es wirklich eine Doublette, wenn Daniel Barenboim und Christian Thielemann den "Parsifal" dirigieren - oder haben nicht jeweils beide Interpretationen ihren künstlerischen Eigenwert und damit ihre Berechtigung?

"Er konnte einen verzaubern", sagt Steffi Eisler im SFB-Dokumentarfilm "Genie bin ich selber" von Hanne Kaisik, der zum Abschluß dieser langen Hanns-Eisler-Nacht als Voraufführung gezeigt wurde."Was spricht eigentlich gegen den Kommunismus?

Von Isabel Herzfeld

Die Show muß weitergehen - natürlich auch an der Deutschen Oper.Und während draußen das Ballett gegen seine Auflösung als einem weiteren "Sacre" demonstrierte (von null bis dreißig Tänzer ist augenblicklich noch alles drin) und oben in seiner Loge ein versteinerter Götz Friedrich saß, den sein Personalrat gerade per Aushang ein zweites Mal zum Rücktritt aufgefordert hatte, war unten auf der Bühne in einer trügerischen Idylle zwischen gemaltem Pappwald und echten Geranienkästen sein Orchester plaziert, dem er soeben die Medienzulage gestrichen hatte (welche sich die Staatskapelle, wenn auch anders genannt, gerade erstritten hat .

Zar Peter der Große öffnete Russlands Tor zur westlichen Welt auch für europäische Musiker.Zunächst wurden Deutsche, dann auch Italiener als Instrumentalisten, Komponisten und Lehrer angeworben.

Als er vor dem Ausschuß zur Untersuchung unamerikanischer Tätigkeiten im September 1947 nach seinem Beruf gefragt wurde, antwortete Hanns Eisler: "Ich bin ein Komponist".In der Antwort steckt List und eine große Sehnsucht: Komponist sein zu dürfen.

Von Christoph Funke

Der englische Barock-Paganini Andrew Manze ist viel zu selten in Berlin.Dafür haben ihn die Musikfestspiele Potsdam-Sanssouci jetzt gleich mit zwei Programmen eingeladen.

Die Nachricht vom 19-Millionen-Defizit der Deutschen Oper Berlin hat auch eine lebhafte Debatte über die Verantwortung ihres Intendanten, Götz Friedrich, ausgelöst.Am gestrigen Montag stand Friedrich dem "Unterausschuß Theater" des Abgeordnetenhauses Rede und Antwort.

Ein kulinarisches Festkonzert bei den "Freunden guter Musik"VON FREDERIK HANSSENWenn es eine unumstrittene These in der modernen Küchenphilosophie gibt, dann die vom Auge, das mitißt.Wie aber verhält es sich mit der Zunge?

Von Frederik Hanssen

RSB mit Rögner und Anne GastinelAuch wenn die Wiener Klassik zur eigentlichen Domäne der großen Symphonieorchester gehört, tun diese sich mitunter schwer, sich auf eine vorromantische Musizierpraxis einzulassen.Natürlich verkleinerte Heinz Rögner für Haydns Cello-Konzert in D-Dur den Streicherapparat des Rundfunk- Sinfonieorchesters und sorgte im Schauspielhaus für klangliche Transparenz und leicht federnde Trommelbässe.

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