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Medaillenprämien bei den Paralympics: Wer wird Millionär?
Geldprämien für Medaillengewinner bei den Paralympics unterscheiden sich drastisch. Teilweise auch im Vergleich zu olympischen Startern der jeweiligen Nationen.
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Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), eröffnete seine Rede zu Beginn der Paralympics in Paris mit den Worten: „Willkommen bei der revolutionärsten Sportveranstaltung der Welt“. Auf dem Place de la Concorde betonte der Brasilianer zwei Dinge immer wieder. Zum einen, die Spiele sollten die „Revolution der Inklusion“ einleiten, um die Eingliederung von den 1,3 Milliarden Menschen mit Behinderung auf dieser Welt voranzutreiben.
Und zum anderen, dass die drei französischen Werte „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ global gedacht werden sollten. Gleichheit – auf finanzieller Ebene ein Aspekt, dem sich Nationen auf sportlicher Ebene erst seit kurzer Zeit annähern.
Die Deutsche Sporthilfe bezeichnet sich selbst als den „wichtigsten Unterstützer für Deutschlands Nachwuchs- und Spitzenathlet:innen“. Für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris wurde mit Prämien in Höhe von 2,1 Millionen Euro geplant.
Eine Goldmedaille in Einzelsportarten wird für Deutsche mit 20.000 Euro entlohnt, für Silber gibt es 15.000 Euro und 10.000 Euro gehen an Drittplatzierte. Belegt man Platz vier bis acht, erhält man noch zwischen 5.000 Euro und 1.500 Euro – allerdings nur, wenn man Olympionike ist. Bei den Paralympics ist ab Rang drei Schluss.
Auszahlungen werden allerdings nur dann geleistet, wenn die Athletin oder der Athlet im Vorfeld der Spiele bereits finanziell von der Sporthilfe gefördert wurde. Selbst die 20.000 Euro sind dabei nur ein Bruchteil dessen, was manch andere Länder bereit sind zu zahlen.
In Asien gibt’s das meiste Geld
Die höchsten Prämien werden in asiatischen Nationen wie Hongkong, Singapur und Malaysia ausgeschüttet. Malaysia etwa zahlt seit den Sommerspielen in Rio 2016 für den Gewinn einer Goldmedaille 1.000.000 Malaysische Ringgit und eine monatliche Rate von 5.000 M$ auf Lebenszeit. Das sind umgerechnet etwa 209.000 Euro plus 1050 Euro, für Silber gibt es rund 62.000 Euro und für Bronze fast 42.000 Euro.
Ebenfalls seit 2016 entlohnt der brasilianische Staat seine Para-Sportlerinnen und -Sportler. Von den vergangenen Spielen in Tokio zu heute gab es eine Steigerung von 56,25 Prozent. Dies stehe „im Einklang mit der Entwicklung des paralympischen Sports in Brasilien. Sie ist eine Anerkennung“, sagte Mizael Conrado, Präsident des brasilianischen Paralympischen Komitees im März. Erstplatzierte im Einzel bekommen 250.000 Real, ungefähr 40.200 Euro, Zweitplatzierte 100.000 R$ und der dritte Platz erhält 50.000 R$. Bei Wettkämpfen im Doppel oder Team wird jeweils die Hälfte ausgezahlt.
Das große Aber: In Brasilien wird ein Unterschied zwischen Olympia und den Paralympics gemacht. Die Prämie für Olympioniken ist weiterhin höher – von Gleichberechtigung kann da nicht die Rede sein.
Bewährungsprobe bestanden
Dem nähern sich vermehrt Länder für die Spiele in 2024 an. Beispielsweise hat der Gastgeber Frankreich die ursprünglichen Prämien hochgesetzt und vergibt nun 80.000 Euro für Gold, 40.000 Euro für Silber und 20.000 Euro für eine Bronzemedaille.
Wir sind nicht wegen des Geldes hier – aber diese Unterstützung zeigt der Öffentlichkeit, dass Sportler mit einer Behinderung den nicht behinderten Sportlern gleichgestellt sind.
Australische Para-Sportlerin Madison de Rozario
Noch mehr investiert das Nachbarland Spanien. Pilar Alegría, die Ministerin für Bildung, Berufslehre und Sport, sagte im Juli, dass es gerecht sei, die Medaillenprämien gleichzusetzen. Die spanische Regierung habe den Zuschuss für das Paralympische Komitee um mehr als 54 Prozent erhöht, um „diese historische Schuld begleichen zu können.“ Ihrer Meinung nach habe der paralympische Sport „die Bewährungsprobe bereits bei weitem bestanden“. Nun gäbe es „für gleiche Belohnung und gleiche Arbeit auch gleiche Anerkennung.“ Diese beläuft sich im Einzel auf 94.000 Euro für den ersten, 48.000 Euro für den zweiten und 30.000 Euro für den dritten Platz.
Am anderen Ende der Welt entschied die australische Bundesregierung im August über einheitliche Prämien. Sie gelten vorläufig für beide Sommerspiele in 2024 sowie die Winterspiele in 2026, und werden vom Australischen Olympischen Komitee finanziert. Die Präsidentin der Paralympics Australien, Alison Creagh, begrüßte diese Ankündigung: „Unsere Athleten sind Vorbilder, die die Nation inspirieren (…) und sind mit erheblichen finanziellen Belastungen konfrontiert, wenn sie auf der Weltbühne erfolgreich sein wollen.“
Und auch Madison de Rozario, die zweifache Goldmedaillengewinnern von Tokio und Fahnenträgerin für Paris, betonte: „Wir sind nicht wegen des Geldes hier – aber diese Unterstützung zeigt der Öffentlichkeit, dass Sportler mit einer Behinderung den nicht behinderten Sportlern gleichgestellt sind.“ Die Prämien belaufen sich auf 20.000 Australische Dollar (rund 12.200 Euro), 15.000 AUD (rund 9.200 Euro) und 10.000 AUD (rund 6.100) für die drei Platzierungen auf dem Treppchen.

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In Kanada gibt es diese Gleichstellung ebenfalls. Dort wurde im Januar das „Programm zur Anerkennung paralympischer Leistungen“ präsentiert – finanziert wird es größtenteils von der Stiftung eines Unternehmers im Gesundheitswesen.
Die kanadischen Sportler wissen es zu schätzen. „Die heutige Ankündigung ist viel mehr als nur eine Sportnachricht“, sagte Aurélie Rivard, die 10-fache Medaillengewinnerin im Para-Schwimmen. Marc-André Fabien, Präsident des Kanadischen Paralympischen Komitees, bezeichnete den Schritt als „historischen Tag für den paralympischen Sport in Kanada“.
Das Schwedische Olympische Komitee zahlt dagegen weder den Olympioniken noch Paralympioniken eine Prämie. Teamchef Peter Reinebo vertritt die Meinung, die Vergabe von Stipendien sei „viel wichtiger als Medaillenprämien für einige wenige“ – sehr zum Missfallen der zweifachen Olympiasiegerin Sarah Sjöström, die im August ein Video hochlud, in dem sie sich beklagte. „Athleten, die solche Leistungen erbringen, sollten einen Bonus bekommen können“, sagte sie. Auf Nachfrage sagte Niclas Grön, der Sportliche Direkter des schwedischen Komitees, dass er hoffe und daran arbeite, in Zukunft Prämien zu ermöglichen.
Fakt ist: Prämien werden basierend auf einer 128 Jahre alten Tradition nicht vom Internationalen Olympischen Komitee ausgezahlt. Bei den Paralympics verhält es sich ebenso. Die Staaten entscheiden individuell, ob sie Leistungen ihre Paralympioniken bezuschussen oder nicht.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass in Paris mehr Prämien vergeben werden als je zuvor. Und auch, dass weitere Nationen die Auszahlungen beider Sommerspiele angeglichen haben. Ein Schritt in Richtung „Revolution der Inklusion“. Ob es sich aber um einen grundlegenden und nachhaltigen strukturellen Wandel des Systems handelt, bleibt abzuwarten.
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