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Babys durch Eizellspende: „Die Legalisierung ist überfällig“
Deutschland ist neben Luxemburg das einzige EU-Land, in dem Eizellspenden verboten sind. Nun prescht die FDP im Bundestag vor.
Stand:
Fast jedes zehnte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos und braucht medizinische Hilfe, um ein Baby zu bekommen. Liegt es am Mann, kann eine Samenspende helfen, wenn alles andere nichts bringt. Liegt es an der Frau und ist eine Schwangerschaft mit eigenen Eizellen trotz Behandlung nicht möglich, wird es schwierig.
Eizellspenden sind in Deutschland seit 1990 verboten. Bei einer künstlichen Befruchtung dürfen Mediziner:innen einer Frau keine Eizellen einer anderen Frau einsetzen. Deutschland ist neben Luxemburg das einzige EU-Land, in dem das so ist.
Die FDP hat nun eine Initiative zur Legalisierung von Eizellspenden angestoßen. Katrin Helling-Plahr, rechtspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, wirbt um Unterstützung, einen fraktionsübergreifenden Antrag für eine Gesetzesregelung zu erarbeiten.

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„Die Legalisierung der Eizellspende ist überfällig“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Das bestehende Verbot basiert auf Argumenten, die medizinisch wie gesellschaftlich längst nicht mehr stichhaltig sind.“
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Rückendeckung vom Justizminister
Bereits im Juli hatte ihr Parteikollege und Justizminister Marco Buschmann deutlich gemacht, dass er gute Chancen für eine Initiative zur Legalisierung noch vor der Bundestagswahl 2025 sieht. Aus seiner persönlichen Sicht sprächen „gute Gründe dafür, das kategorische Verbot der Eizellenspende in Deutschland aufzuheben“, sagte er damals der Nachrichtenagentur dpa.
Expert:innen hinterfragen seit Jahren, wie zeitgemäß das Verbot noch ist. Im April stellte schließlich eine von der Ampel-Regierung eingesetzte Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin ihre Empfehlungen vor. Im einen Teil ging es um die mögliche Legalisierung von Abtreibung, was für SPD und Grüne eine Herzensangelegenheit ist, bei der FDP aber auf Ablehnung stößt.
Im anderen Teil ging es um die mögliche Legalisierung von Eizellspende und Leihmutterschaft: Themen, die vor allem der FDP wichtig sind. Die Fachleute regen eine Legalisierung der Eizellspende an, sagen aber auch: Der Gesetzgeber kann zu dem Ergebnis kommen, dass die Eizellspende verboten bleiben soll. Beide Wege seien verfassungsrechtlich und ethisch vertretbar.
Kritik von SPD und Grünen
Bei den anderen Ampel-Fraktionen stößt der FDP-Vorstoß auf wenig Begeisterung. Maria Klein-Schmeink, stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, sagte dem Tagesspiegel: „Wir als Grüne nehmen den Bericht der Kommission sehr ernst.“ Doch bevor man einer Legalisierung der Eizellspende zustimme, müsse man alle von der Kommission aufgeworfenen Aspekte sorgfältig abwägen.
„Genau diese fachliche und politische Abwägung hat bisher nicht stattgefunden“, kritisiert Klein-Schmeink. „Wir warten darauf, dass der Kommissionsbericht nun endlich in den Ausschüssen auf die Tagesordnung gesetzt und beraten werden kann und sich auch die FDP-Bundestagsfraktion dem nicht weiter verschließt.“

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Ähnlich äußerte sich Leni Breymaier, familienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion: „Die Ergebnisse der Kommission liegen seit Mitte April vor und sind noch nicht mal ordentlich diskutiert, weil die FDP dazu keine Lust hatte. Sich jetzt das Lieblingsthema der FDP herauszupicken und fraktionsübergreifend loszulegen, ist – um es vorsichtig zu formulieren – merkwürdig.“
Helling-Plahrs Initiative wolle sich Breymaier nicht anschließen. „Ich sehe eine Legalisierung kritisch.“ Zudem sei der Diskussions- und Beratungsprozess in der SPD-Fraktion noch nicht abgeschlossen.
Dem Tagesspiegel sagte Helling-Plahr, dass sie die Kritik nicht nachvollziehen könne. „Meine Kollegen und ich standen jederzeit für einen entsprechenden Austausch zur Verfügung. Das gilt auch für die Zukunft.“

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Positiver als die Kollegen der Ampel-Fraktionen äußerte sich die Opposition: Silvia Breher, familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, sagte dem Tagesspiegel: „Ich befürworte mit Blick auf die Eizellspende eine Reform des Embryonenschutzgesetzes.“
Doch was erwartet eine Frau bei einer Eizellspende überhaupt? Zunächst erhält die Spenderin Medikamente, die ihre Eierstöcke anregen. Etwa zwei Wochen nach der Behandlung entnehmen Mediziner:innen die gereiften Eizellen in einem kurzen, ambulanten Eingriff. Diese werden dann in einem Labor mit Sperma befruchtet; in Petrischalen reifen sie zu Embryonen heran. Nach einigen Tagen werden sie schließlich in die Gebärmutter der Empfängerin eingesetzt. Nistet sich ein Embryo – oder sogar mehrere – erfolgreich ein, beginnt eine normale Schwangerschaft.
Wissenschaftliche Daten zeigen: In der Regel wird eine Eizellspende gut vertragen. Viele Frauen empfinden die Behandlung aber dennoch als deutliche Belastung mit spürbaren Nebenwirkungen. Im Falle einer Legalisierung sind auch Fälle denkbar, wo Frauen nicht extra für andere Paare eine solche Prozedur über sich ergehen lassen müssen. Das kann zum Beispiel passieren, wenn Frauen von einer eigenen Kinderwunschbehandlung Eizellen übrig haben.
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