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Onna

© dpa

Italien: Besuch der Kanzlerin als starkes Symbol

Angela Merkel besucht Onna – in dem vom Erdbeben zerstörten Ort hatten deutsche Truppen vor 65 Jahren ein Massaker angerichtet.

Die Hauptstraße von Onna, einer kleinen Ortschaft wenige Kilometer südöstlich von L’Aquila, heißt Via dei Martiri, Straße der Märtyrer. Sie erinnert an die 17 unschuldigen Zivilisten, die am 11. Juni 1944 von deutschen Besatzungstruppen getötet worden waren.

65 Jahre nach dem Blutbad im Zweiten Weltkrieg erlebte Onna eine weitere Katastrophe: Beim Erdbeben vom 6. April wurden 90 Prozent der Gebäude dem Erdboden gleichgemacht, 40 der zuvor 280 Einwohner kamen ums Leben. Es gibt niemanden in dem Ort, der nicht den Verlust von Angehörigen oder Freunden zu beklagen hat. Die Überlebenden wohnen seit dem Erdbeben in einem Zeltlager auf einer großen Wiese am Ortsrand. Neben dem Zeltlager arbeitet der italienische Zivilschutz daran, Holzbaracken zu erstellen, damit die Einwohner den harten Winter in den Abruzzen nicht mehr draußen verbringen müssen.

Doch auch Deutschland hilft dem Ort. Als symbolisches Zeichen der Wiedergutmachung für das Wehrmachtsmassaker hat die Bundesregierung beschlossen, ihre Wiederaufbauhilfe auf Onna zu konzentrieren. Aus diesem Grund wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwochmorgen kurz vor der offiziellen Eröffnung des G-8-Gipfels in Coppito bei L’Aquila zusammen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi dem Ort einen Besuch abstatten. Vorgesehen ist eine Begegnung mit den Bürgerinnen und Bürgern Onnas sowie mit Vertretern des Technischen Hilfswerks, das bereits seit längerem vor Ort ist.

Die Konzentration der Hilfe auf Onna geht auf die persönliche Initiative des deutschen Botschafters in Rom, Michael Steiner, zurück. Der ehemalige Bosnienbeauftragte der Bundesregierung und Chef der UN-Mission im Kosovo hatte sofort nach dem Erdbeben begonnen, deutsche Hilfe zu mobilisieren. Steiner reiste mehrfach nach Onna, um mit den Bewohnern ihre Bedürfnisse abzuklären. Er hat dabei festgestellt, dass „die Leute dem deutschen Angebot sehr aufgeschlossen gegenüberstehen, obwohl das Verbrechen des Jahres 1944 bei allen noch sehr präsent ist“, wie er kürzlich vor Journalisten sagte.

Deutschland wird sich in erster Linie um den Wiederaufbau der zerstörten Kirche kümmern; Onnas württembergische Partnerstadt Rottweil sowie die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen beteiligen sich am Aufbau weiterer Gebäude wie einem Gemeindezentrum mit Grundschule. Der Bundestag hat bereits drei Millionen Euro für die Hilfe in Onna bewilligt; eine Million hat der VW-Konzern gespendet, mehrere zehntausend Euro sind bisher an Privatspenden für Onna zusammengekommen.

Er habe schon im ehemaligen Jugoslawien gesehen, dass echte Krisen auch echte Chancen bedeuteten, „Dinge und Einstellungen zu ändern“, betont Steiner: „Man kann eine böse Geschichte in eine gute Erfahrung verwandeln.“ Die Bevölkerung von Onna setze große Hoffnungen in die deutsche Hilfe, und diese Hoffnungen dürften nun auf keinen Fall enttäuscht werden. Aus diesem Grund hat Steiner Spendenkonten für Onna eingerichtet. Er verspricht, dass „jeder einzelne Euro direkt Onna zugute kommen wird“.

Spendenkonto: Deutsche Botschaft Rom; Deutsche Bank AG Berlin; Kontonummer: 90 40 445; BLZ: 100 700 00; Verwendungszweck: Erdbeben Onna

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