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Christian Lindner bei Caren Miosga: Wie sich der FDP-Chef aus der Affäre zieht
Erst entlassen, dann gelassen, nun in angespannter Lage: Christian Lindner stellte sich am Sonntagabend bei Caren Miosga. Die Moderatorin ging dorthin, wo es dem FDP-Chef richtig wehtut.
Stand:
Es dauerte am Sonntagabend in der ARD eine halbe Stunde, bis Caren Miosga und Christian Lindner das Thema wechselten und die Lage für den FDP-Chef etwas bedrohlicher wurde.
Bis dahin hatten sich die beiden lang, intensiv und mit hohem Wiederholungsfaktor über das „D-Day“-Papier aus der FDP-Zentrale unterhalten – ohne dass so richtig klar wurde, was denn nun der Skandal daran wirklich ist.
Aber um Viertel nach zehn wechselte Miosga dorthin, wo es wirklich wehtut für Lindner. Warum die FDP ihn als Vorsitzenden nicht infrage stelle, fragte sie ihn. Wo doch die FDP schlecht dasteht, um ihre Existenz kämpft, aus der Ampel geflogen ist.
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Lindner muss sich sammeln
Warum also – und die Journalistin erweiterte die Frage gleich auf den Kanzler von der SPD und den Wirtschaftsminister von den Grünen –, warum tritt man da wieder an, woher kommt die Legitimation nach dem Aus einer Regierung? Beifall aus dem Publikum.
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Lindner, nach drei harten Tagen mit „D-Day“-Dementis ein bisschen angefasst, dunkel unter den Augen und mit stärkerem Bartwuchs als sonst, musste sich da ein wenig sammeln. Man müsse sich da immer prüfen, meinte er. Das Ergebnis, so kann man es interpretieren: Er sei das einzige der drei Gesichter der Ampel, der den Schneid hatte, die verfahrene Sache zu beenden. Wer sie verfahren hatte, waren also Olaf Scholz und Robert Habeck.
Lindner gibt Fehler zu
Seine Legitimation, so Lindners Sicht, rührt daher, dass er Überzeugungen über das Amt gestellt hat – das kannte man schon, das ist Teil der Wahlkampfoper der FDP. Zu der Erzählung gehöre auch, dass die Partei den Ampel-Bruch nicht aus einer Position der Stärke heraus riskierte, sondern „ihre Existenz in die Wagschale wirft“, wie Lindner es formulierte.
Kein Wunder also, dass man in der FDP-Zentrale, und wenn es nur ein Subalterner war, von „D-Day“ und „offener Feldschlacht“ redet. Aber das sieht dann eben nicht gut aus, weswegen Lindner, nachdem er das Fragen-Stakkato von Miosga zum ominösen Papier einigermaßen überstanden hatte, freimütig zugab, dass das Krisenmanagement der vergangenen Tage in der FDP nicht funktioniert hat.
Aber er werde nicht als Parteichef zurücktreten, betonte Lindner – und sprach dann von „Hagelschauern mit faustgroßen Körnern“, durch die er und die FDP gerade gehen müssten. Ob das auch in einem Strategiepapier stand?
Immerhin hat er dank Miosgas hartnäckigem Fragen durchblicken lassen, dass er das konkrete D-Day-Papier irgendwann im Zusammenhang der journalistischen Recherchen dazu gesehen hat, also zur Kenntnis nahm, es aber – so gesehen im Nachhinein – nicht gebilligt hat. Und Lindner unterstrich, dass die FDP tatsächlich seit Längerem erwogen habe, die Ampel zu verlassen, wenn sie ihre Wirtschaftspolitik nicht ändere.
Er übernehme die Verantwortung dafür, dass die FDP unter Umständen die Ampel verlassen wollte und dafür Vorbereitungen getroffen habe, sagte Lindner. Aber das Szenario im D-Day-Papier sei ja gar nicht eingetreten, merkte Lindner noch an. Scholz habe ihn schließlich entlassen – davon stehe da nichts.
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