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A Russian S-300 air defence system launches a missile during military exercises at the Ashuluk shooting range near Astrakhan, Russia June 19, 2019. REUTERS/Sergey Pivovarov

© Foto: REUTERS/Sergey Pivovarov

Explosion in Przewodow : Was über das Flugabwehrsystem bekannt ist, dessen Rakete Polen traf

Eine Rakete, die zum Flugabwehrsystem S-300 gehört, soll auf polnischem Gebiet eingeschlagen sein. Worauf sie zielte und wo sie startete, ist noch unklar.

Einen „unglücklichen Unfall“, so bezeichnet der polnische Präsident die Explosion in Polen mit zwei Todesopfern, verursacht durch eine Luftabwehrrakete, die vermutlich aus der Ukraine stammt. Sie war am Dienstag in der südostpolnischen Ortschaft Przewodow unweit der ukrainischen Grenze eingeschlagen.

Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bestätigte nach einer Dringlichkeitssitzung, dass „der Vorfall wahrscheinlich durch eine ukrainische Flugabwehrrakete verursacht“ wurde.

Stunden zuvor deutete vieles noch eher in eine andere Richtung. Die Möglichkeit, dass es sich bei der Explosion um eine durch Russland verursachte handeln könnte, erschien plausibel. Eine verirrte Rakete, die es auf polnisches Staatsgebiet geschafft hat, oder eine gezielte Provokation – nichts war auszuschließen.

Auch weil es sich um eine Rakete handelt, die aus russischer Produktion stammt, wie das polnische Außenministerium mitteilte. Ob sie aber auch von dort aus eingesetzt wurde, blieb zunächst unklar.

In der Sowjetunion entwickelt

Klar ist, dass dafür wohl das Flugabwehrraketensystem S-300 eingesetzt wurde, das schon zu Sowjetzeiten im Einsatz war. Es wurde in den 1970er-Jahren vom Elektronik- und Rüstungskonzern Almas Antei entwickelt, es gibt davon mehrere Ausführungen.

Sowohl Russland als auch die Ukraine setzen es ein – zum Schutz vor Luftangriffen und Marschflugkörpern. Die russischen Truppen verwenden es auch für Bodenziele, was laut Experten auf Munitionsengpässe hindeutet.

Karte mit militärischer Lage in der Ukraine.
Karte mit militärischer Lage in der Ukraine.

© Karte: Simon Malfatto/AFP

Zuletzt berichtete der britische Geheimdienst darüber, dass Russland bei seiner Bodenoffensive mittlerweile auf Abwehrraketen setze, die eigentlich für den Abschuss von Flugzeugen oder anderen Geschossen bestimmt sind.

Das S-300-System wird auch von anderen Ländern eingesetzt, findet sich im Bestand von China, Belarus, Bulgarien, Slowakei und Iran. Das Regime in Teheran bekommt es von Moskau geliefert.

Das ist nicht die Schuld der Ukraine.

Nato-Chef Jens Stoltenberg

Es ist flexibel und mobil, die dafür einsetzbaren Raketen können eine Reichweite von 200 Kilometern haben. Bei jener, die auf polnischem Territorium einschlug, könnte es sich um den Typ 5V55 handeln. Im Netz kursieren zahlreiche Bilder von Trümmerteilen, die dies nahelegen, deren Echtheit aber schwer zu verifizieren ist.

Nach Angaben des Militärexperten Justin Bronk vom Royal United Services Institute (RUSI) werden sie regelmäßig von ukrainischen S-300PS/PT sowie russischen S-300PMU-1/2-Systemen abgefeuert.

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Zudem verwende sie auch Russland als improvisierte ballistische Raketen für seine Bodenangriffe mit ihrem 130-kg-Gefechtskopf. Bronk weist aber daraufhin, dass ihre Reichweite 85 Kilometer beträgt. Dies würde für einen Angriff aus russischem Gebiet nicht ausreichen.

Was wiederum zur Frage führt, woher sie genau abgefeuert wurde. Der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow, erklärte am Mittwoch auf Twitter, sein Land sei „bereit, den Beweis für die russische Spur zu übergeben“. Er forderte „eine gemeinsame Untersuchung des Vorfalls“.

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Sicherheitsexperte Gustav C. Gressel vom European Council on Foreign Relation will wiederum wissen, worauf damit eigentlich geschossen wurde. Er habe mehr Fragen als Antworten, twitterte er. Er habe Zweifel, dass ein bei Lwiw stationiertes S-300 einen so weit entfernten Marschflugkörper verfolgen könnte.

Es gibt also noch viel Klärungsbedarf. Nato-Chef Stoltenberg sieht dennoch die Verantwortung letztlich bei Russland. Er betonte: „Das ist nicht die Schuld der Ukraine.“ Der wahre Grund für den Vorfall sei der russische Krieg gegen die Ukraine (mit Agenturen).

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