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Gespielte SPD-Empörung über die FDP: Die Fünf-Prozent-Partei als großer Popanz
Andere herunterzumachen, ist kein Programm. Das wird die SPD noch merken. Die Union ist gewarnt, und FDP könnte noch nachtragend werden.

Stand:
Alle, die in der SPD etwas auf sich halten, fallen jetzt über die Freidemokraten her. Untreu, unlauter, charakterlos, wie sie die Koalition verlassen haben – diese Empörung. Als ob sie die Stimmen bringen könnte, um die Genossen auf die Siegerstraße zu führen.
Im Ernst? Eine Fünf-Prozent-Partei (im Moment sind es sogar noch weniger), die zum großen Popanz aufgebaut wird?
Wie peinlich, ja unwürdig für die stolze, alte, traditionsreiche SPD. Damit allein wird sie nicht Kanzlerpartei bleiben, das reicht nicht.
Im Gegenteil. Die Sozialdemokraten werfen den Freidemokraten vor, das Ende der Ampel geplant zu haben. Und sie haben nichts geplant? Doch, und beileibe nicht nur die drei Redeentwürfe des Kanzlers je nach Ausgang der Gespräche im Koalitionsausschuss.
Eine Überraschung? Von wegen
Als ob das Ganze eine Überraschung gewesen wäre. Natürlich haben sich alle – wohlgemerkt, alle drei Koalitionäre – Gedanken gemacht, wie es weitergehen oder ausgehen könnte und was dann zu tun sei. Die Wut von Olaf Scholz kam vom Teleprompter.
„Schmierentheater“ – wie FDP-Vize Wolfgang Kubicki das nennt – ist es allerdings nicht. Dafür ist es zu ernst. Die gegenseitige Reaktion lässt für den Wahlkampf Schlimmeres befürchten.
Übrigens vor allem von Seiten der SPD. Das ist wieder das „negative campaigning“, mit dem sie punkten will. Wie im Wahlkampf 2021 gegen Christdemokrat Armin Laschet, der geradezu auf Fehler lauernd überallhin verfolgt wurde.
Kopplung des Gegners mit negativen Argumenten, so kann man das fein ausdrücken. Nur ist nichts daran fein.
Kritik gibt es noch hinter vorgehaltener Hand
Wer das braucht, liefert sich auf Dauer selbst der Kritik aus, auch aus den eigenen Reihen. Wenngleich die noch hinter vorgehaltener Hand geäußert wird.
Und dieses Mal ist die Union vorbereitet. Umgekehrt arbeitet sie längst am Bild von Kanzler Scholz als Trickser, als dem Mann, dem man nichts glauben kann. Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz hat dessen Verhalten ja schon nach dem Migrationsgipfel im Bundestag „infam“ genannt. Da kommt noch was.
Zumal FDP-Chef Christian Lindner erklärt hat, er werde sich nicht auf das Niveau von Olaf Scholz „herunterbegeben“; und bisher hält er sich daran, keine schmutzige Wäsche zu waschen. Aber das heißt nicht, dass da keine wäre.
Die Frage ist sowieso, ob das die Wähler anzieht. Andere herunterzumachen, um sich selbst größer zu machen, ist kein Programm. Jedenfalls nicht für den, der etwas auf sich hält.
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