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"Impfen hilft", so lautet der Name der neu konzipierten Impfkampagne der Bundesregierung.

© Oliver Berg/dpa

Exklusiv

Bundesgesundheitsministerium stellt klar: Impfkampagne hat gar nicht 60 Millionen Euro gekostet

„Impfen hilft“: Die Kampagne, die eher Belustigung statt Begeisterung auslöste, soll 60 Millionen Euro gekostet haben. Dem widerspricht das BMG nun.

Spott und Häme waren groß, als die Bundesregierung Ende Januar ihre neue Impfkampagne „Impfen hilft“ vorstellte. Zumal die Erwartungen groß waren, nachdem Gesundheitsminister Karl Lauterbach und andere Mitglieder der Regierung sie zuvor beworben hatten.

Doch in der Öffentlichkeit regte sich eher Kritik statt Begeisterung: Die Kampagne versprühe das Flair des Toilettenbetreibers „Sanifair“, wurde auf den Sozialen Medien gewitzelt, ein gutes Haar ließ niemand an ihr. Der Charme der Kampagne glich dem von „Ärmel hoch“, eher einschläfernd als motivierend, so hörte man häufig. Ganz anders als bei den Franzosen, die auf Humor und Sex setzten.

60 Millionen Euro sollen in die Impfkampagne geflossen sein, die die Skeptiker endlich vom Pieks überzeugen wollte. Die Zahl geisterte durch die Presse und sorgte für Unmut, dümpelt die Impfquote doch weiterhin bei 74,9 Prozent.

Das Bundesgesundheitsministerium relativierte die Zahl nun gegenüber dem Tagesspiegel: Bei den in den Medien kursierenden vermeintlichen Kosten in Höhe von 60 Millionen Euro für eine Kampagne der Bundesregierung handele es sich um das insgesamt bewilligte haushälterische Budget, aus dem das Bundesministerium für Gesundheit im ersten Quartal 2022 verschiedene Informations- und Aufklärungsmaßnahmen anlässlich der Corona-Pandemie und insbesondere zur Corona-Schutzimpfung, finanzieren könne.

Nur ein Teil davon ging in die Impfkampagne - die Konzeption wurde aus anderen Töpfen bezahlt

Nur ein Teil dafür werde für Werbemaßnahmen eingesetzt. Allein der Betrieb des bundesweiten telefonischen Informationsservice werde mit etwa 22 Millionen Euro pro Quartal finanziert, außerdem werden weitergehende Informationsangebote über Websites, Social Media oder von Ländern, Kommunen und Akteuren einsetzbare Materialien aus diesem Budget bezahlt.

Für Mediaschaltungen in digitalen und analogen Medien sind Mittel in Höhe von 32 Millionen Euro vorgesehen - dazu zählt auch die Werbekampagne „Impfen hilft“. Nicht darin enthalten ist allerdings die Konzeption der Kampagne: Dafür und für die „Fortführung der bestehenden Kommunikationsinfrastruktur" seien Mittel in Höhe von sechs Millionen Euro vorgesehen, teilt das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage mit.

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„Die Kommunikationsinfrastruktur umfasst insbesondere den Betrieb des sogenannten Digitalen Lagezentrums durch die Agentur Cosmonauts & Kings GmbH und die Betreuung und Fortentwicklung der Website 'Zusammen gegen Corona' sowie den Betrieb der Servicestelle Impfkommunikation durch die Agentur Scholz & Friends Berlin GmbH“, heißt es vom Ministerium.

Somit betragen die Kosten für „Impfen hilft“ im ersten Quartal des Jahres lediglich 38 Millionen Euro - und nicht, wie zuvor berichtet wurde, 60 Millionen.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab das Bundesgesundheitsministerium für die bundesweite Impfkampagne Ärmel hoch“, für „die begleitende Informations- und Aufklärungsarbeit zur Corona-Schutzimpfung“ und die Kommunikation allgemeiner Informationen zum Coronavirus insgesamt knapp 287 Millionen Euro aus, teilt das Gesundheitsministerium mit. Diese Ausgaben wurden „nahezu vollständig“ im Haushaltsjahr 2021 ausgegeben.

„Überschlägig ist allerdings davon auszugehen, dass rund 90 bis 95 Prozent der geleisteten Ausgaben für die Informations- und Aufklärungsarbeit zur Corona-Schutzimpfung eingesetzt wurden“, so das Gesundheitsministerium.

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