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Vorbild ÖBB: Der Nachtzug „Nightjet“ verbindet mit diversen europäischen Metropolen von Amsterdam bis Zagreb.

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Länder machen Bund Druck bei Nachtzügen: Jarasch beschwört schon „Drehkreuz Berlin“

Die Österreichische Bahn macht es vor, schickt Züge nachts in diverse Staaten. Die DB hingegen zaudert. Nun fordern die Länder mehr Einsatz.

Stand:

Mehrere Länder-Verkehrsminister bekräftigen die Forderung aus ihren Reihen nach mehr Nachtzug-Verbindungen. „Das Potenzial von Nachtzügen ist in Deutschland und Europa bei Weitem nicht ausgeschöpft“, sagte Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) dem Tagesspiegel: „Um mit den Billigfliegern konkurrieren zu können, braucht es mehr Verbindungen, gut ausgestattete Züge und faire Preise.“

Der Bund müsse hier schnell handeln, um angesichts der Erderhitzung klimaschonendes Fernreisen per Nachtzug attraktiver zu machen, sagte Jarasch: „Berlin kann zu einem europäischen Nachtzug-Drehkreuz werden, wenn wir diese Chance nutzen.“

Vor allem im touristischen Verkehr sind günstige Nachtzugverbindungen eine attraktive Alternative zum Billigflug.

Winfried Hermann (Grüne) 

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) äußerte sich ähnlich. „Vor allem im touristischen Verkehr sind günstige Nachtzugverbindungen eine attraktive Alternative zum Billigflug“, sagte er dem Tagesspiegel: „Ein Großteil der europäischen Städte könnte auf diese Weise klimafreundlich und sparsam erreicht werden.“

Trassenpreise sollen sinken

Die Verkehrsministerkonferenz der Länder hatte Ende März in einem Beschluss beklagt, in Deutschland würden zu wenig Nachtzug-Verbindungen angeboten. Es brauche Anreize, „um weitere Nachtzugverkehre zu etablieren“. So fordern die Länder unter anderem eine „Senkung der Trassenpreise explizit für Nachtzüge“.

Die internationalen Nachtzug-Verbindungen der Deutschen Bahn (DB) sind vergleichsweise spärlich. Die DB verweist hier nur auf Verbindungen nach Kopenhagen, Amsterdam, Zürich, Wien und Prag. Prominent listet die DB auf ihrer Homepage daneben die Angebote des österreichischen „Nightjets“ sowie der kroatischen und ungarischen Nachtzüge auf.

Nachts nach Paris und Zagreb – aber nur mit der ÖBB

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bauten ihr Nachtzug-Angebot in den vergangenen Jahren systematisch aus, werben mit Verbindungen in „über 25 europäische Metropolen“. Sie bieten so unter anderem Nachtzüge in mehrere deutsche Städte, nach Belgien, die Niederlande und in die Schweiz. Mit ÖBB-Nachtzügen lassen sich zehn italienische Städte erreichen, darunter Rom. Ferner gibt es Verbindungen nach Paris und Straßburg sowie Zagreb und Split.

Die üblen Folgen der Privatisierungs-Pläne

Die DB kappte in den vergangenen Jahren hingegen Nachtzug-Verbindungen, etwa nach Paris – zeitweise im Ansinnen, sich „börsenreif“ zu verschlanken. Längst sind die Privatisierungspläne ad acta gelegt, doch Bahnkunden leiden bis heute an der miserablen Infrastruktur der Bahn. Hinzu kommt: Österreich oder die Schweiz investieren pro Kopf weit mehr in die Schiene als Deutschland.

Und in der Zukunft? Ab Mai soll es einen Nachtzug zwischen Berlin und Brüssel geben, doch nicht etwa durch die DB angeboten, sondern vom belgisch-niederländischen Bahnunternehmen „European Sleeper“.

Selbst bei den wenigen existierenden Nachtzug-Verbindungen ab Berlin kam es jüngst zu einer heftigen Panne. So endete die Premiere des neuen Nachtzugs Berlin-Stockholm im Chaos.

Am Sonntag irrten dem Fahrgastverband Pro Bahn zufolge Reisende mit ihren Koffern im Berliner Hauptbahnhof umher. Mitarbeiter der Deutschen Bahn konnten nicht weiterhelfen. Außerdem mangelte es an korrekten Informationen.

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