
© Andreas Gebert/dpa
Live-Blog zum Anschlag in Nizza: Attentäter war laut Vater psychisch krank
Bei einem Anschlag in Nizza sind mindestens 84 Menschen gestorben, als ein Lkw in eine Menschenmenge raste. Auch zwei Schülerinnen und eine Lehrerin aus Berlin wurden getötet. Die Ereignisse im Live-Blog.
- Kai Portmann
- Albrecht Meier
- Robert Klages
- Ingo Salmen
- Frank Jansen
- Julian Graeber
Stand:
- Frankreich wird erneut von einem schweren Anschlag erschüttert. Nach einem Feuerwerk zum Nationalfeiertag ist in der südfranzösischen Stadt Nizza ein Lastwagen in eine feiernde Menschenmenge gerast.
- Der mutmaßliche Attentäter ließ über eine Strecke von rund zwei Kilometern eine Spur der Verwüstung hinter sich. Er wurde von der Polizei erschossen.
- Der Lkw-Fahrer wurde als ein 31 Jahre alter Franko-Tunesier identifiziert, der in Nizza gemeldet war. Er war der Polizei bekannt, aber nicht durch politische Taten.
- Bei der Attacke sind nach offiziellen Angaben mindestens 80 Menschen getötet worden, darunter auch Kinder. 50 Menschen schweben in Lebensgefahr.
- Zu den Toten gehören auch zwei Schülerinnen und eine Lehrerin der Charlottenburger Paula-Fürst-Schule. Hier finden Sie Informationen aus Berlin.
- Frankreichs Präsident Francois Hollande spricht von einem Terrorakt.
Verfolgen Sie hier die Ereignisse im Live-Blog.
Hollande sagt Reise ab
Nach der Amokfahrt von Nizza sagt Frankreichs Staatschef Hollande nach Angaben aus dem Elysée-Palast eine ursprünglich für Mittwoch geplante Reise nach Österreich, die Slowakei und Tschechien ab. Der Besuch in den drei Ländern sollte ursprünglich Bestandteil einer Europa-Tournee des Präsidenten sein, von der sich Hollande eine Führungsrolle in der EU-Diskussion über das weitere Vorgehen nach dem Brexit-Votum versprochen hat.
Vater des Attentäters: Mohamed Lahouaiej-Bouhlel war psychisch krank
Der Attentäter von Nizza war nach Aussage seines Vaters als Jugendlicher wegen psychischer Probleme in ärztlicher Behandlung. Mohamed Lahouaiej-Bouhlel hatte demnach zwischen 2002 und 2004 auch einen Nervenzusammenbruch erlitten. „Er wurde cholerisch, er schrie, schlug alles kaputt, was er fand“, sagte der Vater Mohamed Mondher Lahouaiej-Bouhlel an seinem Wohnort im Osten Tunesiens der Nachrichtenagentur AFP.
Ein Arzt habe dem Anfang 1985 geborenen Sohn damals Medikamente verschrieben, sagte der Vater weiter. Die Familie habe mit dem Sohn kaum noch Kontakt gehabt, nachdem dieser nach Frankreich gegangen war. Das Datum des Wegzugs vermochte der Vater dem Bericht vom Freitagabend zufolge nicht zu nennen. Er versicherte aber, dass sein Sohn nicht religiös gewesen sei. „Er betete nicht, er fastete nicht, er trank Alkohol und nahm sogar Drogen“, sagte der Vater. „Auch wir sind schockiert“, fügte er hinzu.
Obama: Unsere Herzen sind bei Menschen in Frankreich
Nach dem tödlichen Anschlag in Nizza hat US-Präsident Barack Obama den Menschen in Frankreich sein Mitgefühl ausgesprochen. „Unsere Herzen sind bei den Menschen in Frankreich und all den unschuldigen Männern, Frauen und Kindern“, sagte Obama in Washington. Der US-Präsident fügte hinzu: „Wir dürfen uns jetzt nicht Angst und Hass hingeben. Das ist genau das, was diese Terroristen wollen.“
Obama hatte zuvor mit Frankreichs Präsident François Hollande telefoniert und ihm seine Unterstützung zugesichert. „Wir haben zwei Jahrhunderte lang an einer Seite gestanden, wir werden auch jetzt vereint an einer Seite stehen.“ Obama traf in Washington auch den französischen Botschafter.


Hintergründe weiter unklar
Der Attentäter hatte Ministerpräsident Manuel Valls zufolge vermutlich "in der einen oder anderen Form" Kontakt zum radikalen Islam. Dem Sender France 2 sagt er, bei dem Angriff handle es sich um einen Akt des Terrors.
Innenminister Bernard Cazeneuve sagte dem Sender TF1 jedoch, dass eine Verbindung zum radikalen Islam gegenwärtig nicht bestätigt werden könne. Das Motiv des Attentäters sei weiter unklar. "Es handelt sich um eine Einzelperson, die den Geheimdiensten nicht für Aktivitäten mit Verbindungen zum radikalen Islam bekannt war."

Alain Juppé: Tragödie hätte vermieden werden können
Der französische Präsidentschaftsanwärter Alain Juppé hat angesichts des verheerenden Anschlags in Nizza mangelnde Sicherheitsmaßnahmen kritisiert. Er sei "kein Ermittler, aber wenn alle Vorkehrungen getroffen worden wären, hätte es die Tragödie der vergangenen Nacht nicht gegeben", sagte der ehemalige Premierminister am Freitag dem Radiosender RTL. Natürlich müsse mehr getan und besser gehandelt werden, angefangen bei den Geheimdiensten, fügte der rechtsgerichtete Politiker und Bürgermeister von Bordeaux hinzu.
Juppé, der Präsidentschaftskandidat der Rechten bei der Wahl im kommenden Jahr werden will, sprach sich außerdem für eine umfassende Untersuchung der Lkw-Attacke von Nizza aus.
Weiter keine Hinweise auf Kontakt zu Terrororganisationen
Die Ermittlungen konzentrieren sich jetzt darauf, ob der Täter allein handelte oder Kontakte zu einer Extremisten-Gruppe hatte. Die Tat deute klar auf Islamisten hin, sagte Staatsanwalt Francois Molins. Die Ausführung des Angriffs entspreche genau den Aufrufen von Islamisten-Gruppen. Allerdings habe sich keine solche Organisation zu der Tat bekannt.
Vom Aushalten des Unerklärbaren
Eltern müssen ihren Kindern die Welt begreifbar machen. Erst recht, wenn diese Welt aus den Fugen geraten ist wie bei dem Anschlag in Nizza. Doch für manche Ereignisse gibt es keine Erklärung. Was dann?, fragt sich Malte Lehming in seinem Leitartikel.

EU-Außenminister sprechen am Montag über Kampf gegen Terror
Hollande beruft Sicherheitskabinett erneut ein
Frankreichs Präsident François Hollande hat für Samstagmorgen eine weitere Sitzung des Sicherheitskabinetts einberufen. Dieses soll um 9 Uhr im Elyséepalast stattfinden. Das Sicherheitskabinett war bereits am Freitag zusammengekommen.
Todesopfer aus mehreren Ländern
Langsam wird auch mehr über die Opfer des Attentats von Nizza bekannt. Diese sollen aus vielen verschiedenen Ländern stammen. Neben Franzosen und den zwei Schülerinnen sowie der Lehrerin aus Berlin sollen unter den 84 Todesopfern auch Menschen aus den USA, der Schweiz, Armenien, der Ukraine und Russland sein.
Mehr als 200 Verletzte, 52 in Lebensgefahr
Bei dem Anschlag in Nizza sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft mindestens 84 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 200 verletzt worden. Unter den Todesopfern sind auch zehn Kinder und Jugendliche. Dies teilte der zuständige Staatsanwalt François Molins am Freitag in Nizza mit. 52 Menschen schwebten noch in Lebensgefahr. Den Namen des Täters gab der Staatsanwalt mit Mohamed Lahouaiej-Bouhlel an, bei ihm handelt es sich um einen 31-jähriger Tunesier. (dpa)
Was wir über Tat und Täter wissen
Islamisten feiern Anschlag von Nizza
Die islamistische Szene im Netz feiert offenbar den Anschlag auf Nizza. Beispiele dafür haben die Site Intel Group und ihre Leiterin Rita Katz auf Twitter veröffentlicht. Site verfolgt Terroristen im Netz - bekannt ist das Unternehmen vor allem, seit es das Video der Hinrichtung des Journalisten Steven Sotloff durch den IS veröffentlichte, bevor die Terrororganisation es selbst für Propaganda nutzen konnte.
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