
© Reuters/Henry Nicholls
Nach Antisemitismus-Eklat: Auftritte von Bob Vylan in Deutschland abgesagt
Durch seine Anti-Israel-Parolen beim Glastonbury-Festival im Südwesten Englands löste das Punk-Duo Empörung aus. Auftritte in der Bundesrepublik hat der Veranstalter nun gestrichen.
Stand:
Nach dem Eklat bei einem britischen Festival mit antiisraelischen Gesängen sind mehrere geplante Auftritte des Hip-Hop-Punk-Duos Bob Vylan in Deutschland abgesagt worden. Das bestätigte der Konzertveranstalter FKP Scorpio der Deutschen Presse-Agentur. Bob Vylan hätte als Vorband der US-Band Gogol Bordello unter anderem in Hamburg, Stuttgart und Köln auftreten sollen. Die Auftritte seien alle abgesagt worden, so die Veranstalter. Die Band äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.
Der Sänger des britischen Hip-Hop-Punk-Duos hatte beim Glastonbury-Festival Ende Juni in England mit dem Slogan „Death, death to the IDF“ (Tod den israelischen Streitkräften) zu Sprechchören des Publikums aufgerufen. Sowohl der als antisemitisch eingestufte Auftritt selbst als auch der Umgang der öffentlich-rechtlichen Senders BBC mit der Übertragung wurden in der Folge massiv kritisiert.
Der deutsche Veranstalter bestätigte, „dass Bob Vylan bereits kurz nach Bekanntwerden ihrer Aussagen beim Glastonbury nicht mehr Teil der von uns veranstalteten Konzerte von Gogol Bordello waren“. Weiter teilte FKP Scorpio mit: „Wir selbst unterstützen selbstverständlich keine Aussagen im Kontext öffentlicher Darbietungen, die nicht von der Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt sind. Klare Aufrufe zur Gewalt sind für uns daher nicht akzeptabel.“
Zuvor hatte der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, Veranstalter in Deutschland zur Absage von Konzerten der Band aufgefordert. „Ich finde es abstoßend und unwürdig, die Bühne eines Musikfestivals gezielt und öffentlich für Hass und Hetze zu missbrauchen und zum Tod von Menschen aufzurufen“, erklärte Klein in den Tageszeitungen der Funke Mediengruppe. Konzertveranstalter sollten ein derart menschenverachtendes Verhalten nicht unterstützen, sagte Klein weiter.
In Großbritannien hatte sich die BBC entschuldigt, die Live-Übertragung nicht abgebrochen zu haben. Zudem ermittelt die britische Polizei gegen das Duo.
Bob Vylan tritt in Großbritannien weiter auf, etwa am Mittwochabend in einem Londoner Club. Auf Videos ist zu sehen, wie beide eine palästinensische Fahne hochhalten und kritisieren, dass es nicht um sie gehe, sondern um das Leid der Palästinenser im Gaza-Krieg.
Das Duo streitet ab, mit dem Slogan „Death to the IDF“ (Tod den israelischen Streitkräften) zur Tötung von Menschen aufgerufen zu haben. Es habe sich vielmehr um legitime Kritik an der israelischen Kriegsführung gehandelt, behaupteten die Musiker in einem Post bei Instagram.
Die öffentliche Empörung über den Slogan, der vielfach als Aufruf zur Gewalt gewertet wurde, stellte die Gruppe als Ablenkungsmanöver dar. Es gehe in Wirklichkeit gar nicht um sie, sondern darum, die eigene Untätigkeit angesichts der Geschehnisse in Gaza unter den Teppich zu kehren, so die Behauptung der Musiker. Dem Duo wurde unter anderem vorgeworfen, mit der Aktion Aufmerksamkeit für sich generieren zu wollen. (dpa, lem)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: