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Nikolai Patruschew, ein enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin und Sekretär des russischen Nationalen Sicherheitsrates.

© Foto: Imago/Itar-Tass/Yelena Afonina

Nach Lieferungen von Drohnen: Putin-Berater reist für „Sicherheits-Konsultationen“ in den Iran

Mit Waffenlieferungen stärkt Teheran sein Bündnis mit Russland, das zeigt auch hoher Besuch. Zudem verschafft sich das Regime Aufmerksamkeit potenzieller Kunden.

Nach der Lieferung iranischer Kampfdrohnen an Russland baut Moskau seine sicherheitspolitischen Beziehungen mit Teheran weiter aus. Nikolai Patruschew, ein enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin und Sekretär des russischen Nationalen Sicherheitsrates, besuchte am Mittwoch zum ersten Mal seit drei Jahren die iranische Hauptstadt.

Patruschew sprach mit dem iranischen Staatschef Ebrahim Raisi und anderen Regierungsvertretern. Kurz vor seinem Besuch hatte der Iran erstmals eingeräumt, Drohnen an Russland geliefert zu haben. Westliche Geheimdienste vermuten, dass bald iranische Raketen folgen werden.

Das iranische Regime nutzt die Lieferungen, um sein Bündnis mit dem Kreml zu stärken und anderen potenziellen Kunden vorzuführen, dass sich die billigen iranischen Drohnen auf dem Schlachtfeld bewähren. Nach Angaben von Generalmajor Jahja Safewi, einem hohen Berater von Revolutionsführer Ali Khamenei, haben bereits 22 Länder Interesse an iranischen Drohnen bekundet.

Geheimdienste gehen davon aus, dass der Iran Putin bald Raketen liefert

Zweck des Besuchs von Patruschew seien „Sicherheits-Konsultationen“, meldete die russische Nachrichtenagentur Tass. Am Wochenende hatte der iranische Außenminister Amir-Abdollahian zugegeben, „eine begrenzte Anzahl“ an Drohnen sei vor dem Krieg an Russland geliefert worden.

Das Eingeständnis nach monatelangen Dementis war nach Angaben der ukrainischen Führung und westlicher Geheimdienste allerdings nicht die ganze Wahrheit. Demnach wurden nicht nur einige, sondern hunderte iranische Drohnen an Moskau exportiert. Der britische Sender Sky News berichtete, schon im August habe ein russisches Militärflugzeug als Bezahlung für gelieferte Drohnen 140 Millionen Euro in bar nach Teheran gebracht.

Ukrainische und westliche Geheimdienstler sind zudem sicher, dass iranische Ausbilder und Drohnenpiloten in besetzten ukrainischen Gebieten stationiert sind, um Drohnenangriffe zu lenken oder zu überwachen. Bald könnten es demnach noch mehr werden: Der US-Sender CNN zitierte westliche Regierungsvertreter mit der Einschätzung, Teheran wolle bis Jahresende weitere Drohnen und außerdem Boden-Boden-Raketen an Russland liefern.

Der Iran verfügt über das größte Raketenprogramm im Nahen Osten; am Wochenende testete die Revolutionsgarde eine Trägerrakete, die Satelliten ins All bringen soll. Die USA befürchten, dass diese Raketen auch mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden könnten.

Die Berichte über Drohnen und Raketen im Ukraine-Krieg verschaffen der iranischen Rüstungsindustrie mehr Aufmerksamkeit. Iranische Drohnen waren bisher vor allem aus dem Jemen-Krieg bekannt, doch jetzt zeigen sie ihre Einsatzfähigkeit im größten militärischen Konflikt Europas seit dem Zweiten Weltkrieg.

20.000
Dollar pro Stück kosten „Kamikaze“-Drohnen aus iranischer Fertigung.

In den vergangenen Monaten hatten Drohnen aus der Türkei, die auf der Seite der Ukraine eingesetzt werden, bereits die türkische Rüstungsbranche weltweit bekannt gemacht. „Kamikaze“-Drohnen aus iranischer Fertigung, die in den vergangenen Wochen über ukrainischen Städten auftauchten, kosten etwa 20.000 Dollar das Stück und sind damit im internationalen Vergleich billig.

Eine neues Atomabkommen mit dem Iran ist derzeit ausgeschlossen

Mit den Lieferungen an Russland riskiert die iranische Führung, dass sich die Beziehungen zum Westen weiter verschlechtern. Eine Wiederaufnahme der Gespräche über ein neues Atomabkommen, das dem Iran einen Abbau der Sanktionen und einen Wirtschaftsaufschwung bescheren könnte, ist wegen der Gewalt gegen iranische Demonstranten und der Waffenhilfe für Russland derzeit ausgeschlossen.

Doch die iranische Regierung kalkuliert offenbar anders: Gute Beziehungen zu Russland eröffnen nicht nur neue wirtschaftliche Möglichkeiten, etwa durch den russischen Gütertransport durch den Iran zum Indischen Ozean, sondern auch politische Vorteile. So kann Moskau im UN-Sicherheitsrat neue Sanktionen gegen Teheran wegen des iranischen Atomprogramms per Veto verhindern.

Es ist aber unwahrscheinlich, dass der Iran mit den Drohnenlieferungen an Russland alle Probleme in seinen Beziehungen zu Moskau lösen kann. So konkurrieren die beiden Länder auf dem Ölmarkt.

Ali Vaez, Iran-Experte bei der Denkfabrik International Crisis Group, wies auf Twitter zudem darauf hin, dass Irans Erzfeind Israel auch weiterhin mit russischem Einverständnis iranische Stellungen in Syrien angreifen könne.

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