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Eine Lupe vergrößert das Profilfoto von Markus Söder, Ministerpräsident des Freistaates Bayern, auf dessen Tiktok-Account.

© Imago/Hanno Bode

„Nicht den Radikalen überlassen“: Söder betont Bedeutung von Social Media im Kampf gegen die AfD

Der CSU-Chef ist in Sozialen Medien sehr aktiv. Man müsse dort in Wettbewerb mit den Rechten treten, argumentiert er. Für seine Online-Auftritte bekommt Söder Lob – von überraschender Seite.

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Die sozialen Netzwerke im Internet sind inzwischen Bestandteil des Alltagsgeschäfts der Politik. Wie sehr sich Parteien und Abgeordnete engagieren, variiert, die Qualität der Auftritte wird unterschiedlich bewertet. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hat nun deutlich gemacht, dass er einen Schwerpunkt seiner Social-Media-Aktivitäten im Kampf gegen die in Teilen als gesichert rechtsextremistisch geltende AfD sieht. Und erhält für seine Online-Auftritte überraschendes Lob – von den Grünen.

Söder sagte dem „Spiegel“ einem Vorabbericht zufolge: „Social Media ist ein neuer Kommunikationsweg für Politik. Wir dürfen ihn nicht den radikalen Kräften allein überlassen.“ Der 58-Jährige weiter: „Die AfD ist im Netz sehr präsent, da müssen wir dagegenhalten“, argumentierte Söder. „Es lohnt sich, gegen Antidemokraten in den Wettbewerb zu gehen. Sie zu ignorieren, wäre die schlechteste Reaktion.

Was ich mache, ist populär und nicht gekünstelt. Es ist Söder pur.

Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident (CSU)

Nach Angaben des Portals Statista verzeichnete die AfD in der letzten Juli-Woche bei Facebook mit 654.000 am meisten Follower und lag auch bei TikTok mit 620.00 auf Platz 1. Bei Twitter hatte die Union mit 642.000 Followern vorn, die AfD lag auf Platz 3 mit 454.000. An der Spitze der Parteien mit der höchsten Zahl an Instagram-Nutzern war die Linkspartei mit rund 532.000 vor den Grünen und der AfD mit 324.000.

Nach eigenen Angaben hat Söder im ersten Halbjahr 2025 rund 306 Millionen Onlinekontakte generiert. Dabei poste er 70 Prozent politische Inhalte, zu 30 Prozent seien es andere Themen aus seinem Leben. „Die Mischung macht’s“, sagte Söder dem Bericht zufolge weiter. „Als Politiker ist man für politische Aussagen verantwortlich, aber auch für die Akzeptanz der Persönlichkeit.“

Söder verwehrt sich gegen den Vorwurf, populistisch zu agieren: „Populistisch ist es, Stimmungen zu missbrauchen.“ Er sagte weiter: „Was ich mache, ist populär und nicht gekünstelt. Es ist Söder pur.“ Zu den Inhalten sagt er: „Ich bin Mainstream – beim Essen, beim Musikgeschmack oder bei Filmen.“

Grüne Lang lobt Söder

Anerkennung für Söders Auftritte gab es von der Grünen-Politikerin Ricarda Lang. „Markus Söder ist der erste Politiker in Deutschland, der wirklich verstanden hat, wie sehr Politik auch Entertainment und Unterhaltung ist“, sagte sie dem Blatt. „Das macht er wirklich gut. Er hat da eine Rolle für sich entdeckt und die Chance genutzt.“

Besonders schätze sie Söders Gabe zur Selbstironie. „Erkennbar Spaß zu haben und sich selbst nicht immer ganz ernst zu nehmen – das hilft oft, um eine gewisse Bürgernähe herzustellen“, sagte Lang. Gerade in Zeiten des grassierenden Rechtspopulismus sei es wichtig, wenn Politiker Nähe zu Bürgerinnen und Bürgern zeigten. Lang teilte Söders These, dass man Social Media nicht den Populisten überlassen dürfe.

Völlig ohne Kritik blieb die frühere Grünen-Chefin bei Söders Social-Media-Aktivitäten nicht. Erstens kenne er die Grenzen des Angemessenen oft nicht. Zweitens zahle Söder auch einen Preis dafür, dass er auf den Plattformen bisweilen frei drehe.

Die so erworbene Aura schade ihm, wenn es um die Frage geht, ob er für noch höhere Ämter berufen sei, sagte Lang. „Er hat sich zur Kunstfigur gemacht, zieht Erfolge daraus, aber er schadet sich in gewisser Weise auch damit.“ (lem)

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