
© dpa/Sven Hoppe
Videos von Kindesmissbrauch im Streaming: Was über den Fall „Kidflix“ bekannt ist
Mehr als 91.000 Videos mit einer Gesamt-Laufzeit von fast 6300 Stunden: Unter Leitung des bayerischen Landeskriminalamts ist ein Schlag gegen mutmaßliche Missbrauchs-Täter gelungen.
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Videostreaming, aber nicht mit normalen Filmen oder Serien – sondern mit Videos, in denen Kinder sexuell missbraucht und vergewaltigt werden und grausamster Gewalt ausgesetzt sind: Das war das Geschäftsmodell der Plattform „Kidflix“, die Cyberkriminelle im Darknet errichtet haben.
Am Mittwoch hat Europol mitgeteilt, dass unter der Leitung des bayerischen Landeskriminalamts und der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) „Kidflix“ vom Netz genommen wurde.
Es war eine international koordinierte Aktion: Behörden in 38 Staaten ermittelten, über die Grenzen Europas hinaus, nämlich etwa auch in Kolumbien, Australien, Neuseeland, Georgien und den USA. Vom 10. bis zum 23. März wurden Wohnungen in 31 Ländern durchsucht.
In Deutschland wurden 96 Wohnungen in 13 deutschen Bundesländern durchsucht. Insgesamt wird gegen 1393 Menschen ermittelt, von denen 79 verhaftet wurden. In Deutschland wird gegen 103 Personen ermittelt. Laut Europol sind viele der Verdächtigen den Ermittlungsbehörden schon wegen einschlägiger Taten bekannt.
„Das Schlimmste, was man sich vorstellen kann“
Die Plattform war seit 2022 aktiv, es waren mehr als 91.000 Videos verfügbar, laut Europol mit einer Gesamt-Dauer von 6288 Stunden. Es habe etwa 1,8 Millionen registrierte Nutzer gegeben. Die Nutzer konnten die Videos kostenlos ansehen – in guter Bildqualität aber nur gegen Bezahlung mit Kryptowährungen. So haben die Betreiber immense illegale Profite gemacht.
Die Besonderheit, einem Bericht des „Spiegel“ zufolge: Wer Videos ansehen wollte, musste nicht zuerst selbst Missbrauchsaufnahmen hochladen. Das ist auf einschlägigen Tauschbörsen üblich, um Ermittlungsbehörden die Arbeit zu erschweren.
Der „Spiegel“ zitiert einen Ermittler mit den Worten, einige Videos zeigten „das Schlimmste, was man sich vorstellen kann“. Screenshots, die dem Magazin vorliegen, zeigen, dass sich Videos nach Kategorien wie etwa „BDSM“, „Entjungferung“ und „anale Penetration“ auswählen ließen. Das Alter der Opfer habe sich per Menü auswählen lassen: 1 bis 3, 4 bis 10, 11 bis 15, 15 und älter. Als beispielhafte Titel von Videos werden genannt: „Kleines Mädchen gibt Blowjob“ und „Badezeit mit Papa“.
Der „Spiegel“ berichtet auch, die Behörden hätten seit 2022 ermittelt und den Server bald gefunden, die Plattform aber zunächst nicht abgeschaltet, um gegen möglichst viele Täter vorgehen zu können. Vor allem durch plattformeigene Datenbanken und Informationen von Kryptowährungs-Dienstleistern konnten demnach die Tatverdächtigen identifiziert werden. Wenn ein Verdächtiger ermittelt worden sei, in dessen Haushalt Kinder lebten, seien die Behörden aber aktiv geworden. In mehreren Fällen seien Kinder in die Obhut des Jugendamts gegeben worden.
Die bayerischen Ermittler hätten über Europol die Ermittlungsbehörden in anderen Ländern konkret mit einem Programm unterstützt, das aus den Daten automatisiert Ermittlungsakten erstellt habe.
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