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Energiestreit: Russland will Gaslieferungen nach Europa weiter drosseln

Uneinsichtige Partner: In Folge des Streits mit der Ukraine drosselt Russland seine Gaslieferungen nach Europa weiter. Eine Lösung ist bisher nicht in Sicht. Russland wirft der Ukraine vor, Gas geklaut zu haben.

Die Menge des über die Ukraine gepumpten Erdgases solle sofort weiter verringert werden, sagte der russische Regierungschef Wladimir Putin am Montag bei einem Treffen mit Gazprom-Chef Alexej Miller in Moskau. In Deutschland waren nach Angaben großer Gasimporteure zunächst keine Folgen des Gasstreits zu spüren.

Gazprom-Chef Miller stellte Putin einen Plan vor, wonach die russischen Gaslieferungen in dem Umfang gesenkt werden sollen, in dem die Ukraine bisher russisches Gas "gestohlen" haben soll. Laut Miller entwendete die Ukraine bisher insgesamt 63,5 Millionen Kubikmeter russischen Gases, das für Kunden in der EU bestimmt war. Der ukrainische Gasversorger Naftogaz beschuldigte Gazprom im Gegenzug, Gas in Moldawien abzuzapfen, das für Rumänien, Bulgarien, die Türkei, Griechenland und Mazedonien bestimmt sei.

Keine Lieferprobleme für Deutschland

Miller kündigte an, Gazprom werde alles dafür tun, die fehlenden Gasmengen in Europa auszugleichen. Dafür solle mehr Gas über Leitungen in Polen, Weißrussland und der Türkei in Richtung Westen strömen.

In Deutschland machte sich der Gasstreit am Montag nicht bemerkbar. "Wir bekommen zu 100 Prozent die Lieferungen, die wir auch bestellt haben", sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin. Die beiden größten deutschen Importeure von russischem Erdgas, Eon Ruhrgas und Wingas, bestätigten dies.

Bisher nur kleine Unregelmäßigkeiten

EU-Energiekommissar Andris Piebalgs erklärte in Brüssel, weder die europäischen Verbraucher noch die Industrie müssten für die nächsten Wochen Versorgungsschwierigkeiten fürchten. In den vergangenen Tagen habe es in Ungarn, Rumänien, Polen und der Slowakei "Unregelmäßigkeiten" bei den Lieferungen über die Ukraine gegeben, jedoch "keine wesentliche Unterbrechung", sagte sein Sprecher. Dies könne sich aber jederzeit ändern. Auch Kroatien und Tschechien meldeten Montag eine geringere Liefermenge.

Wegen eines Lieferrückgangs um rund 15 Prozent an den bulgarischen Gasversorger Bulgargaz forderte die Regierung in Sofia große Unternehmen auf, ihren Gaskonsum einzuschränken. In Ungarn gingen die russischen Gaslieferungen am Montag laut Energieminister Csaba Molnar um rund 20 Prozent zurück. Sein Land verfüge aber über ausreichend Reserven.

Russland will mehr Geld fürs Gas

Die Bundesregierung appellierte erneut an Russland und die Ukraine, ihren Streit beizulegen. Beide Seiten müssten ihre Gespräche wieder aufnehmen und eine langfristige Lösung finden, sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Zugleich bekräftigte er seine Erwartung, dass der Gasstreit keine Auswirkungen auf deutsche Gaskunden haben werde.

In der Auseinandersetzung geht es um die Bezahlung bereits gelieferten Erdgases und den Preis für 2009. Russland will die bislang relativ niedrigen Preise für die Ukraine langsam auf Marktniveau anheben.

Gespräche sollen schlichten

Eine Delegation der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft und der EU-Kommission reiste in die Ukraine, um Druck auf die beteiligten Parteien auszuüben, ihren Streit schnell beizulegen. Am Dienstag soll es laut Piebalgs' Sprecher "in einer europäischen Hauptstadt" Gespräche mit Vertretern von Gazprom geben.

Gazprom-Vizechef Alexander Medwedew sagte in Paris, sein Unternehmen habe im Gasstreit keinen Ansprechpartner aus der Ukraine, und das seit fünf Tagen. Naftogaz hatte am Sonntag erklärt, es gebe tägliche telefonische Gespräche. Direkte Verhandlungen in Moskau seien angesichts der konfrontativen Haltung von Gazprom nicht sinnvoll. (saw/AFP)

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