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Herausforderer für Trump? US-Rapper Kanye West

© dpa/AP/Michael Wyke/FR3376

Update

Slogan „YES!“, Partei „Birthday Party“: Kanye West sorgt für mehr Verwirrung um angekündigte Präsidentschaftskandidatur

Per Twitter hat Rapper Kanye West verkündet, gegen US-Präsident Trump antreten zu wollen. Dessen demokratischen Herausforderer Biden kritisiert er hart.

US-Rap-Star Kanye West hat mit einem Interview weitere Verwirrung rund um seine mögliche Präsidentschaftskandidatur gestiftet. Der schwerreiche Musik- und Modeunternehmer kritisierte am Mittwoch im Wirtschaftsmagazin "Forbes" weniger Amtsinhaber Donald Trump als dessen demokratischen Herausforderer Joe Biden, stellte eine endgültige Entscheidung binnen 30 Tagen in Aussicht - und kündigte an, seine Partei werde Birthday Party heißen. Das kann sowohl Geburtstags-Partei als auch Geburtstagsfeier bedeuten.

Der 43-Jährige hatte am Unabhängigkeitstag am 4. Juli zur allgemeinen Überraschung angekündigt, bei der Präsidentschaftswahl im November antreten zu wollen. Seitdem wird in den USA gerätselt, wie ernst es der Ehemann von Reality-TV-Star Kim Kardashian wirklich meint.

Die Idee zu einer Kandidatur sei ihm im Bad gekommen. „Ich stand unter der Dusche und habe nachgedacht, ich schreibe Raps unter der Dusche. Da hat es mich umgehauen, zu sagen: 'Du wirst als Präsident kandidieren' und ich habe angefangen, hysterisch zu lachen.“

Seine beiden wichtigsten Berater seien seine Frau Kim Kardashian-West und der Tesla-Gründer Elon Musk. „Ich habe ihm angeboten, der Kopf unseres Raumfahrtprogramms zu werden“, sagte West in dem Interview. 

Der Rapper beteuerte, die Kandidatur sei kein Marketing-Gag, er wolle vielmehr "gewinnen". Er habe schon "seit Jahren" mit seiner Frau und Musk über seine Präsidentschaftsambitionen gesprochen. "Wir werden sehen, ob die Ernennung 2020 oder 2024 erfolgt - denn Gott ernennt den Präsidenten. Wenn ich 2020 gewinne, dann war es Gottes Ernennung."

Rapper wirft Biden Rassismus vor

West, der lange als glühender Anhänger von Trump galt, distanzierte sich in dem Interview erneut von dem Rechtspopulisten. "Ich lege die rote Schirmmütze mit diesem Interview ab." Gemeint ist die rote Schirmmütze von Trumps Wahlkampf 2016 - der Rapper hatte sie 2018 bei einem Treffen mit dem Präsidenten im Weißen Haus getragen.

Zugleich fand West in dem Interview aber viele lobende Worte für Trump. Seit Jahren habe es in den USA keinen Präsidenten mehr gegeben, bei dem Gott so sehr Teil des Gesprächs sein könne. Außerdem sei Trump "etwas Besonderes" - dagegen sei dessen Herausforderer Biden "nichts Besonders".

Der Rapper warf den Demokraten und Biden sogar Rassismus vor. "Zu sagen, dass Schwarze die Demokraten wählen, ist eine Form des Rassismus und der Vorherrschaft der Weißen."

Der bei afroamerikanischen Wählern beliebte Biden hatte im Mai für eine Kontroverse gesorgt, als er in einer Radiosendung sagte: "Wenn Sie ein Problem haben, sich zu entscheiden, ob Sie für mich oder Trump sind, dann sind Sie nicht schwarz." Der einstige Stellvertreter des ersten schwarzen US-Präsidenten Barack Obama entschuldigte sich später für seine "unglückliche" Äußerung. Kritiker werfen Trump vor, mit seinen Äußerungen immer wieder rassistische Ressentiments zu schüren.

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Im Rätselraten über Kanye Wests Absichten haben Beobachter hervorgehoben, dass der Rapper in vielen Bundesstaaten zwar die Frist für eine Anmeldung zur Präsidentschaftswahl verpasst hat - er in einigen heiß umkämpften Schlüsselstaaten aber Biden schaden könnte, wenn er tatsächlich antritt und schwarze Wählerstimmen gewinnt. Auf die Frage des "Forbes"-Journalisten, ob er sich bewusst sei, dass er damit Trump helfen könnte, antwortete West: "Ich bestreite das nicht."

In dem langen Interview sagte der 43-Jährige auch, er habe sich im Februar mit dem Coronavirus angesteckt. Als Heilmittel empfahl er das Beten. Bei einem möglichen Impfstoff sei er "extrem vorsichtig", weil viele Kinder durch Impfungen "gelähmt" würden - ein häufig genanntes Argument von Impfgegnern, das von der überwältigenden Mehrheit der Experten zurückgewiesen wird. West brachte Impfungen gar mit dem "Teufel" in Verbindung. (AFP, dpa)

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