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Die Sylter Hochzeit des Jahres hat Folgen - auch in den Umfragen.

© Axel Heimken/dpa

ZDF-Politbarometer: Sylter Kater – Umfrage-Dämpfer für das politische Spitzenpersonal

Im aktuellen Politbarometer kommen alle Top-Politiker auf schlechtere Zustimmungswerte. Und einer fällt so tief wie nie.

Ein Dämpfer in der Sommerpause: Nach dem aktuellen ZDF-Politbarometer sinkt die Zufriedenheit der Deutschen mit dem politischen Spitzenpersonal merklich. Oder die Unzufriedenheit wächst. Je nachdem. Das Bemerkenswerte an der Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen ist, dass es alle trifft, quer durch die Parteien. In der Bewertungsskala geht es für alle nach unten.

Das grüne Führungsduo – Robert Habeck und Annalena Baerbock haben seit längerem schon die besten Bewertungen – verliert gemeinsam. Zwar bleibt der Bundeswirtschaftsminister der mit Abstand am besten bewertete Politiker in Deutschland. Aber mit einer Einstufung von 1,6 (auf der Skala von minus fünf bis plus fünf) bei allen Befragten liegt er doch 0,4 Punkte schlechter als Anfang Juli. Die Außenministerin verliert auch an Boden – sie kommt auf 1,2 Punkte nach zuletzt 1,6 und noch 1,9 im Mai.

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Kanzler Olaf Scholz wird schlechter bewertet, wie auch sein SPD-Genosse Karl Lauterbach, der Gesundheitsminister. Auch der dritte Grüne in den Top Ten, Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, kommt etwas schlechter weg. Finanzminister Christian Lindner ist jetzt in den Minusbereich gerutscht, wie auch CSU-Chef Markus Söder, wo sie sich zusammen mit dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz bewegen.

„Die da oben“

Was ist da los? Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen erklärt es so: „Zu den Problemen, welche die Befragten umtreibt, kam die Hochzeitsfeier des Bundesfinanzministers auf Sylt mit viel politischer Prominenz hinzu.“ Die Reaktion sei gewesen:

„Die da oben“ ließen es sich in einer Krisensituation gut gehen. „Insofern ist das Abrutschen aller Spitzenleute in dieser Umfrage auch von diesem einmaligen Ereignis geprägt“, sagte Jung dem Tagesspiegel.

Viel differenzierter wird er dann nicht. „Den Beginn eines Trends kann man daraus vorläufig nicht ableiten“, ergänzt der Mannheimer Meinungsforscher.

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Doch scheint sich insgesamt eine Stimmungseintrübung eingestellt zu haben. Das trifft zuerst die Bundesregierung. Sie wird etwas schlechter bewertet als in den Vormonaten – mit 0,4 nach zuletzt 1,0 Punkten. Wobei die Grünen (0,7) weiterhin vor den Sozialdemokraten (0,5) und der FDP (minus 0,2) rangieren. Statt exakt zwei Dritteln der Befragten vor zwei Wochen sind es jetzt nur noch 57 Prozent, die mit der Arbeit der Ampel-Koalition alles in allem zufrieden sind.

Scholz als Kanzler fällt bei der Zufriedenheit von 64 auf 58 Prozent. Es sind jedoch noch immer gute Werte. Ob sie zu halten sind, wenn nach dem Sommer klarer werden sollte, dass die Gaskrise im Winter spürbare Folgen haben wird, muss sich zeigen.

Inflation noch nicht Hauptproblem

Noch rangiert die Inflation (die derzeit vor allem auf die Energiepreise zurückgeht) erst an dritter Stelle in der Problemwahrnehmung der Bürger. Ein knappes Drittel nennt die Preissteigerung, wenn es darum geht, was die Leute derzeit vor allem umtreibt. Mit je 40 Prozent davor liegen die Themenkomplexe Umwelt- und Klimaschutz sowie der Ukraine-Krieg.

Die Pandemie ist in den Hintergrund gerückt – nur neun Prozent fühlen sich durch das Virus genügend bedrängt, um es als wichtigstes oder zweitwichtigstes Thema zu nennen (so lautet die Frage der Forschungsgruppe).

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Direkt auf Corona angesprochen, sehen 40 Prozent im Virus eine Gefahr für die eigene Gesundheit, 50 Prozent machen sich vorerst keine Sorgen. Bei der Bewertung der Lage teilt sich die Bevölkerung: Unter 40 Jahren wird sie mehrheitlich weniger problematisch gesehen, und je jünger, umso unproblematischer. Über 40 wächst dagegen die Zahl derer, welche die Situation als problematisch einschätzen.

Keine Bewegung im Parteienfeld

Was das Parteienfeld angeht, hat weder Sylt noch sonst ein Ereignis der vergangenen Wochen Wirkung gezeigt. In der Projektion der Forschungsgruppe bewegt sich praktisch nichts: Die Union liegt mit 26 Prozent knapp vor den Grünen mit 25 Prozent, wäre am kommenden Sonntag tatsächlich eine Wahl. Dahinter folgt die SPD mit 21 Prozent. Die AfD kommt auf elf, die FDP auf sechs Prozent. Die Linke bleibt mit fünf Prozent Schlusslicht.

Dass sich die Grünen - als Partei wie auch mit Blick auf das Spitzenduo Habeck/Baerbock – gut behaupten, hängt laut Jung damit zusammen, „dass sie im Vergleich der Parteien ihre spezifische Problemsituation – Stichwort zuletzt: mehr Strom aus Kohle - noch am besten beherrschen.“

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