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Angriff auf Angriff. Dauerbombardements sollen einen Angriff mit Bodentruppen vorbereiten.

© Uncredited/Syrian Civil Defense White Helmets/AP/dpa

Kampf um Idlib: Syriens Regime fliegt 160 Luftschläge in 48 Stunden

Nach dem Scheitern eines Gipfeltreffens von Russland, dem Iran und der Türkei bereitet Assad eine Bodenoffensive gegen die Rebellenbastion vor.

Heftige Luftangriffe russischer und syrischer Kampfjets und Hubschrauber haben am Sonntag die erwartete Regierungsoffensive in der Provinz Idlib an der Grenze zur Türkei vorbereitet. Syrische Beobachter teilten mit, bei den Angriffen seien am Wochenende 22 Zivilisten getötet worden.

Die Bombardements zerstörten außerdem drei Krankenhäuser. Mehrere Tausend Zivilisten haben deshalb keinen Zugang mehr zu medizinischer Versorgung mehr. Laut Medienberichten zieht die benachbarte türkische Armee an der Grenze zu Idlib nach wie vor Truppen zusammen. Ankara droht mit einem Eingreifen.

Die neue Welle von Luftangriffen hatte nach dem Scheitern eines Gipfeltreffens von Russland, dem Iran und der Türkei am Freitag begonnen. Bei dem Treffen hatten Russland und Iran gegen türkischen Widerstand ihre Entschlossenheit bekräftigt, zusammen mit der Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al Assad in Idlib anzugreifen. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London zählte mehr als 160 Luftangriffe in 48 Stunden – „das heftigste Bombardement seit Wochen“.

UN warnen vor einer humanitären Katastrophe

Idlib ist die letzte Rebellen-Hochburg in Syrien nach mehr als sieben Jahren Krieg. Die Vertreibung der Aufständischen aus der Region würde Assads Sieg in dem verheerenden Bürgerkrieg besiegeln. Die UN warnen vor einer humanitären Katastrophe, weil in Idlib mehrere Millionen Flüchtlingen aus anderen Teilen Syriens leben. Die Grenze zur Türkei ist geschlossen. Die Menschen haben also keinen Ausweg.

Das Muster der Luftangriffe vom Sonntag legte nahe, dass die Verteidigungslinien der Rebellen im Süden von Idlib unter Druck gesetzt werden sollen, um einen Vormarsch von Bodentruppen vorzubereiten. Die Beobachtungsstelle teilte mit, syrische Hubschrauber hätten Fassbomben auf mehrere Dörfer in der Gegend abgeworfen. Dabei sei mindestens ein kleines Mädchen getötet worden.

Kampfflugzeuge nahmen zudem mutmaßliche Rebellenpositionen in der südlich von Idlib gelegenen Provinz Hama unter Beschuss. Nach Angaben der medizinischen Hilfsorganisation UOSSM wurden bei den Angriffen der vergangenen Tage drei unterirdisch angelegte Kliniken, zwei Zentren des Zivilschutzes „Weißhelme“ und Krankenwagen zerstört.

Islamisten kontrollieren die Provinz

Große Teile von Idlib werden von der radikal-islamischen Miliz HTS beherrscht, die eine Kapitulation ablehnt und bis zum bitteren Ende gegen Assad kämpfen will. Russland wirft den Aufständischen vor, sie bereiteten den Einsatz von Chemiewaffen vor, um die Verantwortung dem syrischen Regime in die Schuhe zu schieben und eine Intervention des Westens zu provozieren. US-Angaben zufolge gibt es dagegen Hinweise auf einen geplanten C-Waffeneinsatz durch die Assad-Regierung.

Auch die Türkei könnte in den Konflikt hineingezogen werden. Bei dem erwarteten Feldzug in Idlib kommt dem Grenzübergang Bab al Hawa gegenüber der türkischen Stadt Reyhanli große Bedeutung zu. Über Bab al Hawa kommen viele Hilfsgüter zur Versorgung der Bevölkerung nach Idlib.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte nach dem gescheiterten Gipfel mit den Präsidenten von Russland und Iran, Wladimir Putin und Hasan Ruhani, Ankara werde einem Massaker an Zehntausenden Zivilisten nicht untätig zuschauen. Gespräche mit Assad lehnte Erdogan ab.

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