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Ein ukrainischer Soldaten an einem Checkpoint im Süden des Landes.

© IMAGO/ZUMA Wire

Tag 195 der Ukraine-Invasion: Das berichten ausländische Soldaten von der Offensive im Süden

Preisdeckel für russisches Gas, russische Ökonomen warnen Kreml, USA arbeiten an Langzeitanalyse zum Krieg. Der Überblick am Abend.

Stand:

An der ukrainischen Gegenoffensive im Süden sind laut einem Bericht von CNN (Quelle hier) auch ausländische Kämpfer beteiligt. Zwei von ihnen haben nun berichtet, wie die Offensive vorankommt und wie die Russen sich verhalten. Allerdings waren die Soldaten nur einen Tag an der Front und wurden dann verwundet. 

Sie seien „inspiriert“ gewesen vom ukrainischen Kampfgeist und hätten dementsprechend einen Drei-Jahres-Vertrag im ukrainischen Militär unterschrieben. Zu der Situation an der Front berichteten die Soldaten von einer „ziemlich hohen“ Kampfmoral bei den Ukrainern, während das russische Militär eher „unorganisiert und unprofessionell“ erscheine. 

Einer der Soldaten berichtet von intensiven Gefechten mit den russischen Truppen und heftigem Artilleriebeschuss. Am Ende hätten sie die Stellung aber eingenommen, die sie erobern sollten. Der Vormarsch der Ukrainer sei sehr langsam. Das Ziel: So wenige Verluste wie möglich zu erleiden. Das verzögerte Tempo liege aber auch am Mangel an Offensivgerät bei den Ukrainern. Die Angriffe seien deshalb eher „chirurgisch“. 

Wie im Donbass seien die Russen auch im Süden überlegen, erklärt der andere Soldat, ein Amerikaner, wenn es zum Beispiel um die Zahl der Artillerie und Panzer gehe. Der ständige Artilleriebeschuss mache ein Vorrücken extrem schwierig. Laut US-Geheimdienstberichten sind die ukrainischen Einheiten inzwischen aber immerhin von der Truppenstärke dem russischem Gegner ebenbürtig. 

DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • Russische Ökonomen warnen Putin vor massivem Einbruch der Wirtschaft: Einem russischen Bericht zufolge scheinen die westlichen Sanktionen Folgen zu zeigen. Das BIP könnte demnach bald stark sinken. Mehr hier. 
  • EU-Kommission will Preisdeckel für Gas aus Russland: Präsidentin Ursula von der Leyen präsentierte den Vorschlag in Brüssel. Auch für eine Deckelung auf Gewinne von Stromunternehmen macht sich die Kommission stark. Mehr hier.
  • Weil der ukrainische IT-Fachmann Nikita Knysh sich nicht anders zu helfen weiß, zieht er in den Cyber-Krieg gegen Russland. Seine Waffe: Fake-Profile russischer Frauen. Mehr hier.
  • Dem Direktor des unabhängigen russischen Meinungsforschungsinstiuts Lewada, Lew Gudkow, zufolge wollen viele Menschen in Russland nicht wahrhaben, was im Ukraine-Krieg passiert. In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) erklärt er, dass die Kinder in Russland noch immer mit sowjetischen Mythen aufwachsen und diese den Verlauf des Krieges begründeten. Mehr in unserem Newsblog.
  • Russland hat seit seinem Überfall auf die Ukraine nach Angaben der Vereinigten Staaten Hunderttausende Menschen in teils entlegene Gebiete deportiert. „Wir haben Beweise dafür, dass die Russen Hunderttausende ukrainische Bürger, darunter auch Kinder, vertrieben haben“, sagte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield am Mittwoch dem US-Radiosender NPR vor einer Sitzung des Weltsicherheitsrates zu diesem Thema. 
  • Das amerikanische Verteidigungsministerium arbeitet offenbar an einer Analyse der Situation des ukrainischen Militärs, um mittel- und langfristige Unterstützung zu kalkulieren. Das geht aus Berichten von US-Beamten hervor,die dem Nachrichtensender „CNN“ vorliegen. Die Ergebnisse der Analyse sollen demnach in ein bis zwei Monaten veröffentlicht werden. Anschließend könne man den Beamten zufolge Empfehlungen etwa für Waffen oder militärische Ausbildung in der Ukraine aussprechen. Zusätzlich könne man auf diese Weise langfristige Verträge für militärische Unterstützung aus dem Westen aushandeln. 
  • Außenministerin Annalena Baerbock wehrt sich gegen Vorwürfe, Deutschland tue nicht genug, um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine mit diplomatischen Mitteln zu beenden. Man verhandele hinter den Kulissen, sagt Baerbock im Deutschen Bundestag. Die Vereinten Nationen seien in diesen Zeiten der einzige Schlüssel, der in Richtung Frieden bewegen könne. „Das ist Diplomatie, die wirkt.“ 
  • Die Verlegung russischer Truppen in den Süden der Ukraine hat der ukrainischen Armee Chancen im Norden eröffnet. Und die wurden sofort genutzt. Mehrere Nachrichtenagenturen berichten von militärischen Erfolgen des ukrainischen Militärs in der nördlichen Region Charkiw. Russland war dazu gezwungen, viele Truppen in den Süden der Ukraine zu verlegen, um dort der Gegenoffensive der ukrainischen Armee etwas entgegensetzen zu können.
  • Angesichts von Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Rüstungsgütern will Russland nach US-Angaben offenbar große Mengen an Raketen und Artilleriemunition aus Nordkorea beschaffen. Es könnte sich dabei „um Millionen von Munition, Raketen und Granaten handeln“, sagte am Dienstag (Ortszeit) der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby. Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sollen nach Angaben der US-Regierung russische Militärbestände aufgebraucht sein.
  • Die baltischen EU-Mitglieder Litauen, Lettland und Estland haben sich grundsätzlich darauf verständigt, die Einreise russischer Staatsbürger aus Russland und Belarus einzuschränken. Das teilt der lettische Außenminister Edgars Rinkevics mit. Das Verbot werde in den kommenden Tagen verkündet. Ausnahmen werde es für Diplomaten, Lkw-Fahrer und auf Basis familiärer oder humanitärer Gründe geben.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin sagt, die heimische Wirtschaft trotze den Sanktionen, die er als finanzielle und technologische Aggression des Westens bezeichnet. Zugleich räumt Putin beim Wirtschaftsforum in Wladiwostok aber auch ein, dass es in einigen Branchen und Regionen Schwierigkeiten gebe. So hätten Unternehmen zu kämpfen, die auf Zulieferungen aus Europa angewiesen seien. 
  • Die baltischen Staaten haben an Deutschland appelliert, trotz steigender Energiepreise und trotz der im Winter drohenden Gasknappheit nicht vor Russland einzuknicken. „Dass einige sagen, man muss dem Erpresser nachgeben, ist brandgefährlich“, sagte Lettlands Regierungschef Krisjanis Karins in einem Interview mit der „Welt“. Die Energiekrise werde in diesem Winter ein Problem sein, vielleicht auch noch im nächsten - danach aber nicht mehr, fügte er hinzu.
  • Die Regierung von US-Präsident Joe Biden lehnt eine Einstufung Russlands als einen „staatlichen Sponsor des Terrorismus“ ab. Dieser Schritt sei „nicht der effektivste oder stärkste Weg“, um „Russland zur Verantwortung zu ziehen“, sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, am Dienstag (Ortszeit) vor Journalisten. Vielmehr sei eine Einstufung als „Terrorstaat“ kontraproduktiv, da sie die Lieferung von Hilfsgütern in die vom Krieg verwüstete Ukraine behindern oder die Vermittlungen der Vereinten Nationen mit der Türkei zur Getreideausfuhr aus blockierten ukrainischen Häfen beeinträchtigen könnte, sagte Jean-Pierre.

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