
© Kai-Uwe Heinrich
Top-Mediziner appellieren an neue Bundesregierung: „100 Krankenhäuser krisen- und kriegssicher machen“
Militärische Spannungen, IT-Sabotage und Naturkatastrophen: Ärzte und Klinikmanager fordern, Gesundheits- und Sicherheitspolitik enger zu verknüpfen.
Stand:
Im deutschen Gesundheitswesen werden Stimmen lauter, die Krankenhäuser krisenfester zu machen. Die voraussichtliche Bundesregierung unter Friedrich Merz (CDU) solle helfen, die Kliniken für den Fall militärischer Spannungen, digitaler Sabotage, umfassender Versorgungsmängel und auf Naturkatastrophen vorzubereiten.
„Gesundheit muss endlich als kritischer Sicherheitsfaktor anerkannt werden. Leider bleibt der Koalitionsvertrag hier unscharf“, schreiben Axel Ekkernkamp, der dem Wehrmedizinischen Beirat des Verteidigungsministers angehört und Berlins Unfallkrankenhaus leitet, Charité-Infektiologe Leif Erik Sander, der im Expertenrat „Gesundheit und Resilienz“ das Kanzleramt berät, sowie Daniel Dettling vom Gesundheitsstadt-Netzwerk. Noch fehle es an klaren Zuständigkeiten und entsprechender „Vorhaltefinanzierung“, um eine reibungslose Zusammenarbeit im Krisenfall zu gewährleisten.
In dem Text, der dem Tagesspiegel vorliegt, führen die Autoren aus: „Insbesondere Kliniken der Maximalversorgung müssen technisch und infrastrukturell ertüchtigt werden – unter anderem durch moderne Sicherheits- und Kommunikationstechnik, geschützte Räumlichkeiten und eine krisenfeste Versorgungstechnik.“
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Hohe Kosten für unterirdische Bunker
Einige der 1800 Krankenhäuser des Landes sollten demnach „kriegstauglich“ werden und „einen teilweisen Weiterbetrieb bei einem Angriff durch unterirdischen Bunkerbetrieb, autarke Strom-, Gas- und Trinkwasserversorgung sicherstellen“ können. Konkret gehe es um 100 Krankenhäuser, die heute schon speziell Schwerstverletzte behandeln. Für dort nötige Um- oder Neubauten veranschlagen die Autoren eine Milliarde Euro Kosten pro Standort.
Zu den 100 Einrichtungen zählen die fünf Bundeswehrkrankenhäuser, 20 Universitätskliniken, neun Krankenhäuser, die von der gesetzlichen Unfallversicherung betrieben werden und 16 kommunale Großkliniken. Dazu kommen diverse Krankenhäuser privater Träger, etwa des Helios-Konzerns, sowie frei-gemeinnütziger Ketten, wie der DRK-Kliniken.
Jede zehnte Pflegestelle unbesetzt
In vielen Krankenhäusern ist die technische, auch digitale Infrastruktur veraltet. Der Koalitionsvertrag von Union und SPD betone, schreiben die drei Fachleute, die IT-Sicherheit kritischer Infrastruktur verbessern zu wollen. Doch schon im Regelbetrieb stelle der Fachkräftemangel die Kliniken vor erhebliche Schwierigkeiten: „Jede zehnte Pflegevollstelle auf Normalstationen ist vakant, auf Intensivstationen ist die Lage noch kritischer. Hinzu kommt der Mangel an IT-Fachkräften, der digitale Innovationen weiter erschwert.“
In einem Katastrophenfall mit Massen an Verletzten stoße das Gesundheitswesen schnell seine Grenzen. Ohne Programme der Künstlichen Intelligenz (KI) werde man kaum auskommen, folgern die drei Experten. Der Bund müsse den Kliniken dabei helfen, KI-Plattformen aufzubauen, insbesondere für Notaufnahmen, Schockräume und Intensivstationen. Ziel sei eine „Echtzeit-Datenverarbeitung“ in den Krankenhäusern.
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