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Das Bundeskriminalamt ermittelt in Terrorverdachtsfällen.

© dpa/Fredrik Von Erichsen

Verdächtiger interessierte sich für Rizin: Beschäftigte sich ein IS-Anhänger mit Bio-Kampfstoffen?

Im Oktober wurde in Hannover ein Islamist wegen Terrorverdachts festgenommen. Offenbar informierte er sich online über Rizin, einen hochgefährlichen Bio-Kampfstoff.

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Der im Oktober in Hannover wegen mutmaßlicher Terror-Unterstützung festgenommene Iraner hat sich offenbar auch mit biologischen Kampfstoffen befasst. Dabei soll es sich um Rizin handeln, wie der Tagesspiegel in dieser Woche aus Sicherheitskreisen erfuhr. Das Mittel ist schon in kleinsten Dosen tödlich.

Der Mann gilt als Anhänger des „Islamischen Staats“ (IS) und wurde am 15. Oktober dieses Jahres am Flughafen verhaftet, bevor er in die Türkei fliegen konnte. Von dort, so die Ermittler, hätte sich der Mann in Syrien aktiven IS-Zellen anschließen wollen. Die Generalbundesanwaltschaft wirft ihm die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland und Verstöße gegen das Außenwirtschaftsgesetz vor.

Der Verdächtige befindet sich seit seiner Festnahme durch das Bundeskriminalamt in Untersuchungshaft. Er soll sich im Internet auch eine „Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ beschafft haben. Ob es sich dabei um Material zum Umgang mit Rizin handelte, dazu äußerte sich die Generalbundesanwaltschaft „der laufenden Ermittlungen“ wegen nicht.

Rizin ist eine Substanz aus dem Samen des Wunderbaums, der ursprünglich in Afrika heimisch war und inzwischen auch in Europa wächst. Seit Jahrzehnten ist Rizin als potenzieller Bio-Kampfstoff bekannt. Handel und Umgang sind rechtlich beschränkt. Wird das Gift etwa durch eine Streubombe verbreitet, können damit Massen an Menschen getötet werden.

Der im aktuellen Fall verdächtigte Mann stammt aus dem überwiegend persischen Iran, gehörte dort aber der arabischen Minderheit an. Als sunnitischer Extremist lehnt er Irans schiitische Theokratie ab. Das iranische Mullah-Regime bekämpft unter anderem in Syrien den sunnitischen IS, der wiederum Anschläge auch in Iran verübte.

In den letzten Monaten soll der Verhaftete, der in Paderborn lebte, über Mittelsmänner in der Türkei einen vierstelligen Betrag an IS-Unterstützer transferiert haben. Das Geld soll jenen IS-Familien zugutekommen, die in Syriens kurdischer Autonomieregion in umzäunten Zeltlagern leben.

Bereits vergangenes Jahr waren zwei Brüder in Castrop-Rauxel verhaftet worden. Einer der Islamisten hatte einen Anschlag mit Rizin geplant, er wurde zu vier Jahren Haftstrafe verurteilt. Ein aus Tunesien stammendes Paar hatte im Jahr 2018 in Köln an einer Rizin-Bombe gebaut; bei einem damit geplanten Anschlag wären wohl bis zu 200 Menschen gestorben. Die zwei Islamisten wurden im Jahr 2020 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

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